Keine Frage, im Spiel um Rang 3 war Eden Hazard der beste Mann auf dem Platz. Tempodribblings, Ballannahmen auf engstem Raum, Hackentricks und Beinschüsse – der belgische Captain war nicht zu halten. Das 2:0 erzielte er selbst, ausserdem kreierte er eine Chance nach der anderen und wurde am Ende zum «Man of the Match» gewählt. Stolz präsentierte er nach dem 2:0-Sieg über England seine Bronzemedaille.
Mit drei Toren und vier Assists hat Hazard die hohen Erwartungen an dieser WM mehr als erfüllt. Er zählte gar zu den auffälligsten Spielern. War er gar der beste? Wenn es nach ihm selbst geht schon. Auf die Frage, wer am Ende des Turniers den «Goldenen Ball» als bester Spieler der WM erhalten soll, sagte er nach dem Sieg gegen England ohne Umschweife: «Ich würde diesen Titel mir verleihen.»
7 - Eden Hazard has been directly involved in seven goals at the World Cup (three goals, four assists); the joint-most of any Belgium player since 1966 (Jan Ceulemans also with seven). Rocket. #BELENG #BEL #WorldCup pic.twitter.com/Gaz8VqtsSE
— OptaJoe (@OptaJoe) 14. Juli 2018
Doch Hazard weiss, wie der Hase läuft. Seit 1982 wird die Auszeichnung verliehen, ausser 1990 und 2010 wurde der «Goldene Ball» stets einem Spieler der beiden WM-Final-Mannschaften überreicht. Der 27-Jährige sagt darum: «Ich kann leider nicht wählen. Ich denke, sie werden einen anderen nehmen.»
Hazard hätte die Auszeichnung aber durchaus verdient. Bei der WM scheint ihm der Durchbruch zum ganz grossen Superstar gelungen zu sein. Endlich ... lange galt Hazard nämlich als grosses Talent, das sein Potenzial nicht richtig ausschöpfen kann.
Seinem ersten Trainer war schnell klar: «Wir haben einen Begnadeten.» Bei Nachwuchs-Turnieren wurde Hazard stets zum besten Spieler gewählt. Schnell fiel der Begriff «Wunderkind». Auch nach seinem Wechsel zu den Profis wurde Hazard sämtlichen Vorschusslorbeeren gerecht. Mit 20 führte er Lille als eine der tragenden Säulen zum ersten Meistertitel seit 57 Jahren. Spätestens da hatten sämtliche europäischen Topteams ein Auge auf ihn geworfen.
Chelsea machte ein Jahr später das Rennen, überwies 40 Millionen Euro für den offensiven Mittelfeldspieler. Auch bei den «Blues» übernahm Hazard sofort eine tragende Rolle, doch sein Aufstieg verlief plötzlich nicht mehr ganz so steil. Seine Trainer kritisierten immer wieder seine mangelnde Berufseinstellung. Hazard galt (und gilt) zuweilen als Diva. Als einer, der taktische Vorgaben zugunsten kleiner Showeinlagen gerne mal über den Haufen wirft. Ein genialer Fussballer, aber eben kein Mannschaftsspieler. Zu unreif, so der Vorwurf.
Das scheint sich nun geändert zu haben. Hazard gilt als kommender Superstar, als Erbe von Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Real Madrid den Belgier gerne als Nachfolger für den zu Juventus Turin abgewanderten CR7 ins Bernabeu holen möchte.
Hazard ist zwar noch bis 2020 an Chelsea gebunden, Real soll allerdings bereit sein, 170 Millionen Euro für Belgiens Nummer 10 zu bezahlen. Das würde ihn zum zweitteuersten Fussballer aller Zeiten machen. Aber hat Hazard überhaupt das Zeug zum CR7-Nachfolger?
Eden Hazard already signed in real Madrid pic.twitter.com/NkLERrwfcC
— Buthelezi Thabo (@ButheleziThabo2) 14. Juli 2018
Ja, meint Belgiens Trainer Roberto Martinez. «Eden kann in jeder Mannschaft der Welt spielen. Er ist einer der komplettesten Spieler des modernen Fussballs. Er ist einer der besten im Eins-gegen-eins, hat Spielverständnis, Führungsqualitäten, er schiesst Tore und ist ein Teamplayer mit Siegermentalität.»
Und was sagt Hazard? «Nach sechs wundervollen Jahren bei Chelsea könnte es an der Zeit sein, etwas anderes zu entdecken», erklärte der «Man of the Match» nach dem Sieg im Spiel um Platz 3. Nach seinen starken Auftritten in Russland könne er «sicherlich entscheiden, ob ich bleiben oder gehen will. Chelsea muss dann die finale Entscheidung treffen, ob sie mich gehen lassen wollen. Mein bevorzugtes Ziel kennt ihr ja.»
Damit meinte Hazard natürlich die Königlichen aus Madrid. «Real ist etwas ganz besonderes. Der Klub bringt jeden zum Träumen», schwärmte er zuletzt und brachte sich damit gleich selbst in Stellung. Das scheint seine Masche zu sein ...