Bei Olympischen Spielen steht Fussball eher im Hintergrund. Die Superstars sind da ja schliesslich auch nur selten dabei. Wenig überraschend freut sich auch die watson-Redaktion viel mehr auf andere Sportarten, dem Fussball gehört ja schliesslich schon der Rest des Jahres, weshalb sollte man also auch bei Olympia dem Spiel auf dem grünen Rasen frönen?
Obwohl es ein gutes Argument ist, wollen wir dir zeigen, was du verpasst, wenn du an den Olympischen Spielen gänzlich auf Fussball verzichtest. Denn das liegt nicht nur daran, dass die ersten Spiele bereits am heutigen Mittwoch stattfinden. Durch die Regelung, dass nur drei Spieler, die älter als 23 Jahre sind, teilnehmen dürfen, gibt es ausserdem nämlich jede Menge spannende Talente zu sehen.
Der Gastgeber stellt ein hervorragendes Team. Angeführt von Captain Alexandre Lacazette kann Frankreich vor allem auf eine Menge Talente zählen. Eines davon ist Lyons Rayan Cherki, der vor einem Wechsel zu Borussia Dortmund steht. Der 20-Jährige verfügt über eine gute Übersicht, grosse Qualitäten im Dribbling und ist auch ein starker Passgeber. Damit hat er alles, was ein offensiver Mittelfeldspieler mitbringen muss – einzig die Torgefahr geht Cherki noch etwas ab. Mit zwei Treffern in der Vorbereitung zeigte er aber, dass auch als Torschütze mit ihm zu rechnen ist.
🤯🇫🇷 Rayan Cherki (20) in France training. That technique is INCREDIBLE. 👏 pic.twitter.com/hRSP7OCIpv
— EuroFoot (@eurofootcom) July 10, 2024
Dass Cherki womöglich nur als Joker im Einsatz stehen wird, liegt an Bayern-Neuzugang Michael Olise. Der 53 Millionen Euro teure Flügelspieler wird von Trainer Thierry Henry nämlich häufig im offensiven Mittelfeld eingesetzt. Dort spielte der 21-Jährige auch bei Crystal Palace ab und zu. Der gebürtige Londoner war einer der aufregendsten Spieler der letzten Premier-League-Saison. Aufgrund von zwei Verletzungen konnte er nur 19 Spiele absolvieren, erzielte in diesen aber zehn Tore und bereitete sechs weitere vor.
𝗔𝗻𝗼𝘁𝗵𝗲𝗿 𝗺𝗮𝘀𝘁𝗲𝗿𝘀𝘁𝗿𝗼𝗸𝗲 by Michael Olise! His 3rd goal in 3 Olympic preparation matches 🔥
— French Team ⭐⭐ (@FrenchTeam) July 18, 2024
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Und die Franzosen haben potenziell einen weiteren künftigen Bayern-Star im Kader. So liefert sich der deutsche Rekordmeister ein Tauziehen mit PSG um Désiré Doué. Der Offensivspieler von Stade Rennes gilt aufgrund seiner Kreativität bei Dribblings als grosses Talent und dürfte auch an den Olympischen Spielen für Unterhaltung sorgen.
Doch nicht nur Offensive und Mittelfeld, in dem mit Manu Koné (Mönchengladbach) und Enzo Millot (Stuttgart) zwei weitere Bundesliga-Stars fungieren, sondern auch in der Defensive ist Frankreich hervorragend aufgestellt. Als Abwehrchef wird Castello Lukeba fungieren. Der zweikampfstarke Innenverteidiger mit Stärken im Spielaufbau ist ein grosses Versprechen für die Zukunft.
Frankreich trifft in der Gruppe A auf die USA (Mittwoch, 24. Juli, 21 Uhr), Guinea (Samstag, 27. Juli, 21 Uhr) und Neuseeland (Dienstag, 30. Juli, 19 Uhr).
Dieser Mann ist auf einer Mission: Obwohl Julian Alvarez erst 24 Jahre alt ist, hat er eigentlich schon alles gewonnen, was es im Fussball zu gewinnen gibt. Der Stürmer gewann mit Argentinien zweimal die Copa America sowie die Weltmeisterschaft, mit Manchester City triumphierte er ausserdem zweimal in der Premier League sowie je einmal im FA Cup und der Champions League. Nun will Alvarez also auch noch Olympia-Gold gewinnen. Die Hoffnungen der Albiceleste unter Trainer Javier Mascherano dürften dabei vor allem auf dem treffsicheren Stürmer liegen.
Argentinien trifft in der Gruppe B auf Marokko (Mittwoch, 24. Juli, 15 Uhr), den Irak (Samstag, 27. Juli, 15 Uhr) und die Ukraine (Dienstag, 30. Juli, 17 Uhr).
Der Marokkaner ist längst einer der besten Aussenverteidiger der Welt. Bei PSG ist Achraf Hakimi seit Jahren gesetzt und begeistert sowohl mit seiner Schnelligkeit als auch seinen Offensivqualitäten. Der 25-Jährige ist einer der gefährlichsten Spieler auf seiner Position und strebt mit Marokko einen ähnlichen Erfolg wie bei der Weltmeisterschaft 2022 an, als die «Löwen vom Atlas» bis in den Halbfinal vorstiessen.
Ebenfalls im Kader stand vor gut anderthalb Jahren Bilal El Khannouss. Der Mittelfeldspieler kam damals jedoch nur im Spiel um Platz 3 zum Einsatz, bei Olympia dürfte der 20-Jährige vom KRC Genk eine grössere Rolle spielen. Dabei könnte sich der junge Spielmacher für einen neuen Arbeitgeber empfehlen: El Khannouss wird unter anderem mit Granit Xhakas Leverkusen und Juventus Turin in Verbindung gebracht.
Marokko trifft in der Gruppe B auf Argentinien (Mittwoch, 24. Juli, 15 Uhr), die Ukraine (Samstag, 27. Juli, 17 Uhr) und den Irak (Dienstag, 30. Juli, 17 Uhr).
Ja, Spanien hat noch so ein junges Riesentalent. Zwar ist Pau Cubarsi anders als Lamine Yamal kurz vor der EM aus dem Kader gestrichen worden, doch verfügt auch er über riesiges Potenzial. Dies stellte der 17-jährige Innenverteidiger in der Rückrunde als Stammspieler beim FC Barcelona unter Beweis. Obwohl auf seiner Position üblicherweise Routine gefragt ist, überzeugte er sowohl in Zweikämpfen als auch im Pass- und Stellungsspiel. Mit Cristhian Mosquera vom FC Valencia steht ein weiterer hochtalentierter Spieler in der spanischen Innenverteidigung.
Der 21-jährige Barcelona-Profi ist einer von zwei Europameistern in Spaniens Olympiakader. An der EM kam Fermin Lopez nur im bedeutungslosen letzten Gruppenspiel gegen Albanien zum Einsatz, ist nun dafür umso motivierter «das Double zu holen», wie er vor dem Turnierstart in Frankreich sagte. Und mit diesem Kader ist dies durchaus möglich. Lopez ist für seine Position sehr torgefährlich und scheut auch vor Dribblings nicht zurück.
Der Spielmacher von Villarreal ist der zweite Spanier im Bunde, der nach dem EM-Titel auch Olympia-Gold anstrebt. Alex Baena kam in Deutschland nur zu zwei Kurzeinsätzen, dürfte an Olympia aber eine grössere Rolle spielen. In der letzten Saison brillierte er in La Liga mit 14 Vorlagen als Assist-König. Mit seiner Übersicht und Kreativität will er auch in Frankreich beeindrucken.
Der bullige Mittelstürmer traf in der vergangenen Saison achtmal für seinen Leih-Klub Alaves, jetzt soll er sich bei Atlético Madrid durchsetzen. Davor bestreitet Samu Omorodion, dessen Marktwert in der letzten Saison von 200'000 auf 35 Millionen Euro explodiert ist, aber die Olympischen Spiele mit Spanien. Der 20-jährige 1,93-m-Mann ist ein klassischer Strafraumstürmer, der aber auch eine gewisse Geschwindigkeit mitbringt. An seiner Effizienz muss Omorodion hingegen noch etwas arbeiten.
Spanien trifft in der Gruppe C auf Usbekistan (Mittwoch, 24. Juli, 15 Uhr), die Dominikanische Republik (Samstag, 27. Juli, 15 Uhr) und Ägypten (Dienstag, 30. Juli, 15 Uhr).
Bei Brighton konnte er sich trotz mehrerer Traumtore im Frühling 2023 noch nicht richtig durchsetzen. Dies lag aber auch an einer langen Verletzungspause während der letzten Saison, nur 13 meist kurze Einsätze absolvierte Julio Enciso seit seiner Rückkehr im Februar. Jetzt ist er aber wieder fit, was er an der Copa America unter anderem mit einem Tor gegen Kolumbien bewies. Bei Paraguay ist der 20-Jährige der Star – an Olympia sehen wir hoffentlich wieder das ein oder andere Traumtor von Enciso.
Last time out against Chelsea, @JulioEnciso33 won it with an absolute stunner! 🚀 pic.twitter.com/XWKtiPYZj9
— Brighton & Hove Albion (@OfficialBHAFC) September 27, 2023
Paraguay trifft in der Gruppe D auf Japan (Mittwoch, 24. Juli, 19 Uhr), Israel (Samstag, 27. Juli, 19 Uhr) und Mali (Dienstag, 30. Juli, 21 Uhr).
Der Israeli dürfte das nächste Talent sein, dass seinen Weg in die grosse Fussball-Welt über Salzburg findet. Oscar Gloukh brillierte in seiner ersten vollen Saison in Österreich mit absoluten Fabelzahlen: 9 Tore und 18 Assists gelangen ihm in 40 Spielen für die Salzburger, zu denen er im Januar 2023 von Maccabi Tel Aviv wechselte. Nach Olympia will der 20-Jährige den nächsten Schritt wagen. Neben mehreren Bundesligisten ist angeblich auch Atlético Madrid an Gloukh interessiert.
Israel trifft in der Gruppe D auf Mali (Mittwoch, 24. Juli, 21 Uhr), Paraguay (Samstag, 27. Juli, 19 Uhr) und Japan (Dienstag, 30. Juli, 21 Uhr).
Während bei den Männern hauptsächlich junge Talente zum Einsatz kommen, ist beim olympischen Turnier der Fussballerinnen eigentlich alles dabei, was Rang und Namen hat. Hier gibt es keine Altersregelung und hat Olympia einen ähnlich hohen Stellenwert wie die Weltmeisterschaft. So können die Gastgeberinnen sowohl auf die routinierten Stars Wendie Renard und Eugénie Le Sommer als auch auf Super-Stürmerin Marie-Antoinette Katoto, die in 41 Länderspielen 30 Tore erzielt hat, zählen.
Bei Frankreichs Gruppengegner Kolumbien ist in Linda Caicedo ein 19-jähriger Jungstar von Real Madrid dabei. Die Stürmerin begeisterte schon bei der WM im letzten Jahr mit zwei Toren und einem Assist – besonders ihr Treffer gegen Deutschland bleibt in Erinnerung. In der Gruppe A ist auch Titelverteidiger Kanada, bei dem unter anderem Captain Jessie Flemming und Chelsea-Verteidigerin Kadeisha Buchanan erneut Olympia-Gold anstreben. Neuseeland lässt die grossen Namen hingegen vermissen.
Colombia defeating the powerhouse that is Germany in additional time is just so juicy.
— Лёня (@ethics13) July 30, 2023
Caicedo with this goal is... chef's kiss. Watch her legs before the goal... I mean... pic.twitter.com/WUtfAisA7I
In der Gruppe B sind mit Australien, Deutschland und den USA gleich drei ambitionierte Nationen zu finden, wobei die Australierinnen aufgrund einer Verletzung auf Sam Kerr und damit ihre beste Spielerin verzichten müssen. Unter anderem die 21-jährige Mary Fowler von Manchester City und Arsenal-Stürmerin Caitlin Foord müssen den Verlust auffangen. Die deutschen Hoffnungen liegen im Sturm einmal mehr auf der erfahrenen Alexandra Popp. Ansonsten fehlen Deutschland die ganz grossen Stars – auch weil Lena Oberdorf verletzt passen muss.
Anders sieht dies bei den USA aus: Der Rekord-Olympiasieger und -Weltmeister kann traditionell auf ein Star-Ensemble zählen. Dies besteht in diesem Jahr aus Spielerinnen wie Lindsey Horan, Sophia Smith oder Trinity Rodman. Im März gewannen die US-Amerikanerinnen bereits den Gold Cup der Verbände von Nord- und Mittel- sowie Südamerika. Sambia ist in dieser Gruppe hingegen Aussenseiter – trotz Racheal Kundananji, der mit einer Ablösesumme von 770'000 Franken teuersten Fussballerin der Geschichte. Auch Barbra Banda wechselte für viel Geld in die US-Liga NWSL.
In der dritten Gruppe warten mit Spanien, Japan und Brasilien drei Weltmeister auf, dazu kommt Aussenseiter Nigeria. Die Spanierinnen können in Frankreich auf viele Stars, die schon beim WM-Triumph im letzten Jahr dabei waren, zählen. So befinden sich die Weltfussballerinnen Aitana Bonmati (2023) und Alexia Putellas (2021 und 2022) ebenso im Kader wie Jennifer Hermoso und die WM-Final-Torschützin Olga Carmona. Sie streben wie die spanischen Männer nach dem zweiten grossen Titel in Serie.
Derweil wird die 38-jährige Marta mit Brasilien ihr letztes grosses Turnier spielen. Die Selecão enttäuschte an der WM vor einem Jahr mit dem Gruppenaus und gehört auch dieses Jahr nicht zu den absoluten Favoriten. Bei Japan können sich Fans vor allem auf Yui Hasegawa von Manchester United und Fuka Nagano von Liverpool freuen.
Bei den Frauen sind nur zwölf Teams am Start. Dabei qualifizieren sich die Erst- und Zweitplatzierten der drei Gruppen sowie die beiden besten Drittplatzierten für die Viertelfinals. Die Schweiz hat sich für die Olympischen Spiele nicht qualifiziert. Seit Fussball der Frauen im Jahr 1996 olympisch wurde, war die Schweiz nie dabei. Die Männer waren seit 1928 ebenfalls nur einmal – 2012 in London – dabei.