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In Mönchengladbach genoss der Schweizer das Vertrauen des engeren Umfelds fast vom ersten Tag an. Borussia-Unikat und Goalietrainer Uwe Kamps brachte die Wertschätzung im vorletzten Herbst kurz und knapp auf den Punkt: «Dass kaum mehr jemand von Marc-André ter Stegen redet, spricht für Yann.»
66 Bundesligaspiele und zwei Top-4-Klassierungen hat der frühere Basler Meister-Keeper inzwischen vorzuweisen. Der forsche Aufwärtskurs der Gladbacher gefällt ihm, die bedingungslose Identifikation sei imponierend. «Der Hunger nach Erfolg ist in jeder Minute spürbar, die Fans zeigen, wie sehr sie die Siege geniessen. Sie saugen alles auf.»
Eine ähnliche Konstellation würde sich Sommer auch im Schweizer Nationalteam wünschen. Ihm fehlt bei den Beobachtern der SFV-Auswahl teilweise der positive Ansatz. Nach missratenen Spielen wie gegen Irland (0:1) oder Bosnien-Herzegowina (0:2) gebe es nichts zu beschönigen, aber die Haltung, ohne zu relativieren alles infrage zu stellen, goutiert Sommer nicht.
«Manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass es Leute gibt, die regelrecht auf einen Fehltritt warten», mutmasst Sommer im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA. Die teilweise erhebliche Skepsis gegenüber der Nationalmannschaft kann er sich nicht erklären; zumal sie seit 2004 nur die EM 2012 verpasst habe. «Sehr vieles wurde richtig gemacht, und der Weg stimmt – das sah man gegen Belgien.»
Erwartet die Öffentlichkeit generell zu viel? Gibt es womöglich Defizite in der Aussendarstellung? Sommer zuckt mit den Schultern. «Ich weiss es nicht, vielleicht bin ich in Deutschland zu weit entfernt.» Womöglich sei ein Sondereffort nötig, um die Zuschauer aus der Reserve zu locken: «Vielleicht müssen wir neben dem Platz noch mehr Werbung in eigener Sache machen.»
Wobei: Abseits der Zentren wurden die EM-Teilnehmer überaus freundlich empfangen. In Genf beispielsweise empfand Sommer die Stimmung im Stadion als toll. Und im SFV-Camp im Tessin «ist die Euphorie und Begeisterung sogar deutlich spürbar», betont Sommer.
In der schwierig zu interpretierenden öffentlichen Wahrnehmung spielen verschiedene weiche und harte Faktoren eine Rolle. Politisch heikle Debatten um die Migrationshintergründe einzelner Nationalspieler sind unberechenbar. Sommer äussert sich in diesem Zusammenhang zurückhaltend: «Für Doppelbürger ist die Situation manchmal schwierig, sie wollen ja niemanden enttäuschen.»
Das unmissverständliche Commitment von Granit Xhaka, auch nach der UEFA- und FIFA-Aufnahme der Republik Kosovo weiterhin für die Schweiz zu spielen, deutet Sommer als gutes Zeichen. «Für ihn war die Kosovo-Thematik wohl belastender als die Spekulationen um seinen Wechsel zu Arsenal. Er wird mit einem freien Kopf zur EM fliegen – davon profitieren alle.»
Xhakas eindeutige Kommunikation zu Gunsten des Schweizer Nationalteams fasst Sommer als Schritt in die gewünschte Richtung auf: «Das tut der Mannschaft gut.» Er denkt dabei an den Spirit, an das gemeinsame Ziel, an die Vorgabe des Trainers, alles der Endrunde in Frankreich unterzuordnen, persönliche Interessen zurückzustellen.
Der Keeper ist weit mehr als der im deutschen Fussball-Sprachgebrauch übliche Schlussmann, Sommer ist im Prinzip ein Frontmann, einer der im engsten Teamkreis mitbestimmt, der ein Gefüge mitorchestriert. Deshalb überrascht es nicht, wenn er sagt, «ab sofort ist die Nationalmannschaft das Hauptthema. Jene, die schlechte Momente hatten, muss man komplett integrieren und aufbauen, ihnen Power geben.»
Er schweift gedanklich in diesen Tagen ab und zu an die EM-Endrunde mit der U21 zurück. 2011 führte er das Team als Captain in den Final und an die Olympischen Spiele. Die Erinnerungen sind nicht verblasst: «Wir sahen dort, welche krasse Dynamik an einem Turnier entstehen kann, wenn jeder Spieler alles unternimmt, um die Mannschaft anzutreiben.»
Sommer denkt, die aktuelle Equipe sei gut genug aufgestellt, um eine vergleichbare Ambiance zu erzeugen. Dazu gehört für ihn auch der Trainer Vladimir Petkovic: «Er leistet im sportlichen wie auch im zwischenmenschlichen Bereich erstklassige Arbeit.» Alle seien bereit, Mitte Juni zuzupacken. Ein entschlossener Torhüter, ein klares Wort. (sda)