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Premier League: Das Wettrüsten zwischen Liverpool und Manchester City

Sie sollen ihre Klubs noch stärker machen: Liverpools Darwin Nuñez (l.) und Erling Haaland.
Sie sollen ihre Klubs noch stärker machen: Liverpools Darwin Nuñez (l.) und Erling Haaland.Bild: imago / watson

Das Wettrüsten um den Titel in der Premier League – und was passiert dahinter?

An diesem Wochenende startet die Premier League in ihre Saison. An der Spitze ist ein gewohntes Duell zu erwarten – doch haben auch andere Teams kräftig investiert, um Liverpool und Manchester City herauszufordern. Wir blicken auf die bevorstehende Saison.
06.08.2022, 08:3706.08.2022, 17:37
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Als sein Mitspieler mit dem Ball in die Mitte zieht, lässt sich Darwin Nuñez etwas zurückfallen. Dann nutzt er eine Lücke im Rücken der Verteidigung und steht plötzlich frei im Strafraum. Das Zuspiel von Andy Robertson muss der Uruguayer nur noch einnicken. 3:1 für Liverpool im Supercup. Das erste Duell der Saison mit Manchester City ist gewonnen – und für die Entscheidung sorgte der Neuzugang, dessen Ablöse auf bis zu 100 Millionen Euro steigen kann.

Auch in der Liga wird es wohl wieder auf dieses Duell hinauslaufen. Zu stark sind die Kader von Liverpool und City, zu ausgeklügelt die Systeme von Jürgen Klopp und Pep Guardiola. Und obwohl sie bereits in der letzten Saison mit 99 (City) bzw. 94 Toren die mit Abstand besten Offensiven der Premier League hatten – Chelsea kam als drittbestes Team auf 76 Treffer –, haben beide Klubs ihren Sturm noch einmal verstärkt.

Das Tor von Nuñez zum 3:1 (ab 4:15). Video: YouTube/DAZN FA Cup & Carabao Cup

Während Liverpool mit Nuñez einen neuen Rekordtransfer eintütete, bekamen die «Citizens» ihren Neuner für eine verhältnismässig geringe Summe. Die festgeschriebene Ablöse von 60 Millionen Euro erhielt Borussia Dortmund für Erling Haaland. So wird diese Saison auch zum Duell der neuen Mittelstürmer. Fans und Experten wird gleichermassen beschäftigen: Wer schlägt zuerst ein? Wer schiesst mehr Tore? Und wie verändern sich die Spielsysteme der «Reds» und von Manchester City?

Denn einen Stürmer von dieser Postur hatten weder Klopp noch Guardiola bei ihren jetzigen Teams. Es wird interessant zu verfolgen sein, wie sich Nuñez und Haaland in ihre Teams einfügen werden. Andererseits zeigen die Transfers auch, wie sich die beiden Trainer und ihre Teams immer weiterentwickeln – auch angetrieben vom jeweils anderen.

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Die Genies an der Seitenlinie: Jürgen Klopp und Pep Guardiola (r.).Bild: imago

Das Grundgerüst steht und wird dann punktuell verstärkt. So holte Liverpool mit Luis Diaz bereits im Winter einen neuen Flügelspieler. Der Kolumbianer überzeugte von Beginn weg. City verpflichtete neben Haaland auch den englischen Nationalspieler Kalvin Phillips für das defensive Mittelfeld.

Das Wettrüsten um den Titel geht also weiter – doch ab Samstagnachmittag zählen nicht mehr die astronomischen Summen auf dem Transfermarkt, sondern Punkte. Dann startet Liverpool bei Aufsteiger Fulham in die Saison, Manchester City reist am Tag darauf zu West Ham.

Der erste Spieltag

Die Verfolger wollen mit viel Geld die Lücke schliessen

Seit Jahren dominieren die beiden Teams aus dem Norden Englands die Liga. Die Klubs dahinter versuchten bisher vergeblich, die Lücke zu schliessen. In diesem Sommer bläst allen voran ein Trio aus London zum Angriff – mit viel Geld und neuen Spielern.

Dazu gehört der letzte Meister (2016/17), der nicht Liverpool oder Manchester City hiess. Chelsea besinnt sich nach dem Missverständnis mit Rückkehrer Romelu Lukaku wieder auf die Spielweise, die 2021 im Gewinn der Champions League mündete. Eine ohne bulligen Mittelstürmer, wie es der Belgier ist. Dabei helfen soll unter anderem Raheem Sterling, der für 56 Millionen Euro von Meister Manchester City gekommen ist.

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Kommt von Manchester City und soll die Offensive um Kai Havertz verstärken: Raheem Sterling (r.).Bild: imago

Die Defensive dürfte wie gewohnt stark sein. Der Abgang von Antonio Rüdiger wurde mit der Verpflichtung von Napolis Kalidou Koulibaly (38 Mio. Euro) kompensiert. Zudem wurde der Wechsel von Brightons Marc Cucurella (65,3 Mio. Euro) am Freitag bestätigt und könnte auch Leicesters Wesley Fofana folgen. Für die Offensive ist Barcelona-Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang laut Medienberichten ein Thema beim Team von Thomas Tuchel. Die Ausgaben, die sich bisher gemäss «Transfermarkt» auf 186 Millionen Euro belaufen, könnten also noch erheblich steigen.

Bei Arsenal sind die Hoffnungen auf Erfolg so gross wie lange nicht mehr. In einer Umfrage von «The Athletic» blicken 97 Prozent der Anhängerinnen und Anhänger positiv in die neue Saison. Dies dürfte sich nach dem 2:0 in Crystal Palace am Freitagabend nicht geändert haben. Das liegt wohl unter anderem an Trainer Mikel Arteta, der sein Team nach Anfangsschwierigkeiten noch auf den 5. Platz führte und die Champions League nur knapp verpasste.

Doch auch die Neuzugänge wie Gabriel Jesus (52,2 Mio. Euro), Oleksandr Sintschenko (35 Mio. Euro, beide von Manchester City) oder Fabio Vieira (35 Mio. Euro, von Porto) zeigen die Ansprüche des 13-fachen Meisters. Sie sollen den vielversprechenden Kern um Bukayo Saka, Martin Ödegaard und Gabriel Martinelli weiter verstärken und Arsenal gemeinsam mit Granit Xhaka, dem Captain der Schweizer Nationalmannschaft, erstmals seit 2015/16 in die «Königsklasse» führen.

Die Highlights des ersten Spiels der neuen Saison.Video: YouTube/Sky Sport Austria

Konkurrenz wird Arsenal dabei vom Nordlondoner Rivalen Tottenham bekommen. Die Spurs verdrängten die «Gunners» erst am vorletzten Spieltag vom 4. Platz und schlossen die Saison unter Antonio Conte, der Tottenham im November auf dem 9. Platz übernommen hatte, erfolgreich ab.

Mit Richarlison hat Tottenham den nach Nuñez und Haaland teuersten Zugang der Premier League vermeldet. Die ohnehin stark besetzte Offensive um Harry Kane und Heung-min Son dürfte mit dem brasilianischen Flügelspieler noch besser sein. So überrascht es kaum, dass die Tottenham-Fans gemeinsam mit Arsenal am optimistischsten in die neue Saison blicken.

Die neue Flügelzange der Spurs: Richarlison (l.) und Heung-min Son.

Unruheherd Ronaldo

Bei Manchester United steht das Sportliche bisher im Hintergrund. Der neue Trainer Erik ten Hag musste sich vor allem mit Transfergerüchten und Kontroversen um den wechselwilligen Cristiano Ronaldo herumschlagen. Ob der Niederländer da genug Ruhe hatte, um sein Team auf die neue Saison vorzubereiten, kann zumindest infrage gestellt werden.

Immerhin konnte ten Hag den Innenverteidiger Lisandro Martinez (57,37 Mio. Euro) von seinem Ex-Klub Ajax Amsterdam und Mittelfeldspieler Christian Eriksen (ablösefrei, Brentford) verpflichten. Doch sorgte der Martinez-Transfer sofort für Diskussionen, weil der Argentinier mit 1,75 Meter Körpergrösse für seine Position eher kleingewachsen ist.

Klar ist: Nach der letzten Saison, in der United nur 6. wurde, erwarten Fans und die Besitzerfamilie Glazer eine deutliche Steigerung. Viel wird auch vom Saisonstart abhängen: Gelingt dieser, wird ten Hag bei der skeptischen Anhängerschaft (nur 72 Prozent sind positiv gestimmt) eine Euphorie auslösen und vielleicht sogar Ronaldo überzeugen können, doch in Manchester zu bleiben. Lassen die «Red Devils» aber schon zu Beginn Punkte liegen, wird die Unruhe wohl noch vergrössert und ten Hags Arbeit noch schwieriger.

Manchester United, ManU v Rayo Vallecano - Pre Season Friendly - Old Trafford Manchester United manager Erik ten Hag during the pre-season friendly match at Old Trafford, Manchester. Picture date: Sun ...
Hat es bei Manchester United bisher nicht leicht: Erik ten Hag. Bild: imago

Wer stellt den «Grossen 6» ein Bein?

West Ham hat sich in den letzten beiden Jahren im Kampf um die europäischen Plätze etabliert. Mit Stürmer Gianluca Scamacca (36 Mio. Euro, Sassuolo) wurde der Kader weiter verstärkt. Der Klub aus Ostlondon ist auch in dieser Saison erster Anwärter auf den Titel «Best of the Rest».

Auch Leicester City gehört seit dem Überraschungsmeistertitel von 2016 regelmässig zu den Europacup-Anwärtern. Der Klub ist aber der einzige aus den Top-5-Ligen, der keinen einzigen Neuzugang zu vermelden hat. Hier wird interessant zu sehen sein, wie sich das auf das Team von Brendan Rodgers auswirken wird. Mit Blick auf die immer stärker werdende Konkurrenz könnte gelten: Stillstand heisst Rückschritt. Zumal mit Youri Tielemans (Arsenal) und Wesley Fofana (Chelsea) zwei Leistungsträger Leicester noch verlassen könnten.

Überraschend zurückhaltend war auf dem Transfermarkt auch Newcastle United – trotz des Geldes aus Saudi-Arabien. Zwar wurde die Defensive mit Sven Botman (37 Mio. Euro, Lille), Matt Target (17,5 Mio. Euro, Aston Villa) und Goalie Nick Pope (11,5 Mio. Euro, Burnley) verstärkt, doch gab es sonst keine Zugänge. Dass Trainer Eddie Howe auf diese nicht unbedingt angewiesen ist, zeigte die Rückrunde: Newcastle, wo auch weiterhin der Schweizer Nationalspieler Fabian Schär verteidigt, war mit 38 Punkten das beste Team hinter Liverpool und Manchester City.

Als Überraschungskandidaten gelten Crystal Palace und Aufsteiger Nottingham Forest. Palace-Coach Patrick Vieira geniesst bei Experten ein hohes Ansehen. Ihm wird zugetraut, das Team dank der starken Defensive und der Offensive um Wilfried Zaha in die obere Tabellenhälfte zu führen.

Nottingham sorgte vor seiner ersten Premier-League-Saison seit 1998/1999 mit einer Transferoffensive für Furore. Nur fünf englische Klubs gaben im Sommer mehr aus. Mit Stürmer Taiwo Awoniyi (20,5 Mio. Euro, Union Berlin), Mittelfeldspieler Jesse Lingard (ablösefrei, Manchester United) und Verteidiger Moussa Niakhaté (10 Mio. Euro, Mainz) wurden alle Mannschaftsteile verstärkt. So könnte Nottingham ähnlich wie Leeds, das 2020/21 als Aufsteiger 9. wurde, für eine Überraschung sorgen.

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