Retten, was zu retten ist. Das klingt, als würde YB dem Abstieg entgegen taumeln. Dabei grüssen die Berner nach 26 Runden nach wie vor von Rang eins der Super League.
Doch die Formkurve zeigt steil nach unten. Auf die Niederlage im Spitzenkampf gegen Servette, das nur noch einen Punkt zurück auf Platz zwei liegt, folgten das Cup-Aus beim unterklassigen Sion und am Sonntag ein 0:1 beim FC Zürich. Diese Niederlagenserie kostete Raphael Wicky den Trainerjob. Im Fussball schlägt die Gegenwart in der Regel die Vergangenheit. Der Walliser hatte mit YB das Double gewonnen, das Team anschliessend in die Champions League geführt und mit ihm europäisch überwintert.
Nun übernimmt vorläufig Joël Magnin. Das ist eine interne Lösung, der 52-Jährige arbeitete bislang als Trainer der U21-Mannschaft von YB. Dieser Stallgeruch war ein wichtiger Grund, weshalb sich die sportliche Führung der Berner auf Magnin als Interimstrainer bis Ende Saison festlegte.
«Wir brauchten als Nachfolger jemanden, der den Schweizer Fussball kennt und der weiss, was YB ausmacht und welchen Weg YB gehen will», sagte Christoph Spycher, im Verwaltungsrat für den Sport zuständig. «Joël Magnin leistet hier seit Jahren wertvolle Arbeit. Er kennt die DNA des Klubs.»
Magnin war bereits zu seinen Zeiten als Mittelfeldspieler bei YB. 2007 beendete er dort seine Profikarriere mit über 500 Spielen, die er bei den Grasshoppers begann und die ihn zudem nach Lugano führte. Bei einem 1:0-Sieg gegen die Färöer Inseln bestritt er 2001 sein einziges Länderspiel.
Nach dem Rücktritt arbeitete Magnin zwischen 2007 und 2019 im Nachwuchs der Young Boys, ehe er sich bei Neuchâtel Xamax in der Super League und beim FC Zürich (als Co-Trainer) versuchte. 2022 kehrte der Romand, der mit Lausanne-Trainer Ludovic Magnin nicht verwandt, aber befreundet ist, zu YB zurück.
«Er ist ein Mensch, der sehr klar ist und der Mannschaft gegenüber genau kommunizieren kann, was die Anforderungen sind und was er von ihr erwartet», beschreibt Spycher. Wichtig ist ihm zu betonen, dass Magnin nicht alleine arbeiten werde. Ihm zur Seite stehen der bisherige Assistent Zoltan Kadar sowie Gérard Castella. Der 70-jährige Genfer arbeitet in Bern als Ausbildungschef. «Mit seiner Erfahrung und seinem Gespür für die Spieler – für die Offensive – wird er einen wichtigen Einfluss haben.»
Der Trainer als Ausrede ist nun weg. Deshalb nimmt Christoph Spycher, der starke Mann bei YB, die Spieler in die Pflicht. «Wir müssen alle gemeinsam am gleichen Strick ziehen. Die Spieler stehen genauso in der Verantwortung wie wir alle.»
Die erste Aufgabe für das neue Trainerteam um Joël Magnin ist delikat: Im Wankdorf empfangen die Young Boys am Sonntag (16.30 Uhr) den FC Basel, der selber dringend Punkte benötigt, um der Abstiegsrunde zu entrinnen. YB-Boss Spycher fordert «eine einfache taktische Ausrichtung, die die Mannschaft umsetzen kann». Es sei klar, dass man nicht von heute auf morgen alles ändern könne – das müsse man auch nicht. «Aber wir müssen schauen, dass wir in die Erfolgsspur zurückkehren und uns Siege erarbeiten.»