Die gute Balance im Schweizer Spiel beruht auf einer brillanten Abwehr. Im Zentrum verteidigt Fabian Schär – unbeeindruckt von Klubsorgen, unabhängig von der Grösse der Aufgabe. Vor dem Duell mit Serbien spricht der 26-Jährige über Pläne und wirkt seelenruhig.
Eine Qualität hebt die Schweizer seit bald zwei Jahren vom Gros der Konkurrenz ab. Ihre Stabilität in der eigenen Zone, ihre nahezu perfekte Gruppierung in der Defensive brachte eine Top-sechs-Klassierung im FIFA-Ranking ein. Seit dem EM-Achtelfinal-Out hat Vladimir Petkovics Ensemble in 18 Partien lediglich 9 Gegentore zugelassen.
An der beeindruckend starken Abwehrquote ist auch Fabian Schär beteiligt. Im Verbund mit dem enorm ballsicheren Dortmunder Manuel Akanji bildet er ein Zentrum, das die Gegner nicht nur stoppt und gut liest, sondern auch eine exzellente Spielauslösung garantiert. «In den letzten Spielen haben wir unseren Job gut gemacht», bilanziert Schär – zwei Gegentore in 180 Minuten gegen die beiden Ex-Weltmeister Spanien und Brasilien sind der statistische Beleg seiner Eigeneinschätzung.
Für die Kritik wegen den vielen Fouls an Neymar und der harten Gangart der Schweizer hat Schär kein Verständnis. «Klar haben wir aggressiv gespielt, aber es war alles im fairen Bereich», erklärt der Ostschweizer. «Manchmal musst du foulen, das gehört zum Fussball dazu. Wir sind auch eine Mannschaft, die in die Zweikämpfe geht.»
Nun folgt der nächste, womöglich unangenehme Stresstest. Die Ausgangslage vor dem kursweisenden Gruppenspiel gegen den Startsieger Serbien ist nicht zu vergleichen mit dem Auftakt gegen Brasilien. Wucht statt spielerische Raffinesse kommt auf die SFV-Auswahl zu. Der robuste Kontrahent hat mehr Körperlänge vorzuweisen als jeder übrige WM-Teilnehmer: über 1,86 Meter im Schnitt.
Es ist mit einer wilden Angelegenheit zu rechnen. Fabian Schär geht von einem «intensiven und harten» Spiel aus. Überhöhen will der Innenverteidiger die Bedeutung der Partie nicht – aus eigenem Interesse. Die Aufgabe wird schwierig genug. Einen Fehltritt können sich die Schweizer nicht leisten. «Wir müssen alles daran setzen, die Partie nicht zu verlieren.» Besorgt ist er dennoch nicht: «Einen Plan haben wir immer.»
Schär gehört seit dem 3:0-Erfolg gegen Honduras an der letzten WM-Endrunde zum internationalen Stamm. Aus der Ruhe zu bringen ist der Ostschweizer praktisch nicht – auch nicht vom aus seiner Sicht schon länger schwierigen Kluballtag. Weder vom Stillstand in Hoffenheim noch vom Abstieg mit Deportivo La Coruña liess er sich im Kreis der Nationalmannschaft etwas anmerken.
Der frühere Abwehrpatron des FC Basel ist ein Meister der Konzentration aufs Wesentliche. Nebengeräusche blendet er konsequent aus. Das Selbstvertrauen ist tief verankert in Schärs Fussball-DNA, der Glaube an die eigene Substanz wirkt nicht aufgesetzt. Mit der derzeit offenen Zukunft in Spanien beschäftigt er sich während keiner Sekunde.
Seine Gelassenheit dringt immer wieder durch. Augenmass demonstriert der frühere Bundesliga-Professional auch bei Themen ausserhalb der Schweizer Reichweite. Die Unebenheiten der Prominenz in den anderen Gruppen sind ihm nicht entgangen. Das 0:1 von Weltmeister Deutschland, im Achtelfinal ein möglicher Widersacher der Schweiz, hat er registriert.
Im Gegensatz zum deutschen Kommentatoren-Tross analysiert der Ex-Hoffenheimer den erheblichen Fehlstart der DFB-Elf indes überaus sachlich: «Sie haben genügend Erfahrung, das nicht als zu grosses Problem zu sehen. Sie werden nicht in Panik verfallen.» (pre/sda)