Raeto Raffainer, Sie haben mit Ihrem Wechsel zum HC Davos alle überrascht.
Raeto Raffainer: Nein, ich habe immer wieder gesagt, dass mich die Herausforderung bei einem Klub reizen würde. Das wussten auch beim Verband alle.
Das stimmt. Aber wir haben immer gedacht, dass sie bloss kokettieren.
Ich habe mich nie bei einem Klub beworben. Aber beim Verband wussten die Verantwortlichen, dass ich ein Angebot prüfen würde. Nun ist dieses Angebot gekommen.
Wann war das?
Vor drei Wochen hat mich Gaudenz Domenig (der Präsident des HC Davos, die Red.) zum Essen eingeladen und mir seine Pläne offenbart.
Dann hat ihr Wechsel zum HCD nichts mit dem überraschenden Abgang von Verbands-Geschäftsführer Florian Kohler zu tun?
Nein. Auch Florian Kohler wusste, dass mich die Herausforderung Klub reizt. Als die ZSC Lions einen Sportchef suchten, hat er mich gefragt, ob ich bleibe. Ich sagte damals: Ja, ich bleibe, die ZSC Lions haben mich nicht kontaktiert.
Wie sehen die Pläne aus, die Sie mit Gaudenz Domenig besprochen haben?
Der HCD verfügt inzwischen über eine hervorragende Infrastruktur. Nun geht es darum, diese Strukturen im sportlichen Bereich personell zu füllen und eine Organisation aufzubauen. Eigentlich ist es das, was ich ja auch beim Verband gemacht habe.
Nach dem Motto: «Make Davos great again?»
Jetzt geht es erst einmal darum, den Ligaerhalt zu sichern. Aber natürlich ist es das Ziel, wieder um die Playoffs mitzuspielen.
Werden Sie den Job auch übernehmen, wenn Davos absteigen sollte?
Ja, mein Bekenntnis zu Davos ist nicht an den Ligaerhalt geknüpft. Ich übernehme den Job auch, wenn Davos absteigen sollte. Es geht um eine langfristige Aufbauarbeit.
Haben Sie sich schon heimlich ein Datum für den nächsten Meistertitel gesetzt?
Nein. Es geht erst einmal darum, die Voraussetzungen für eine Rückkehr in die Playoffs zu schaffen. Dabei ist es für mich als Bündner eine Herzensangelegenheit, längerfristig die Zusammenarbeit mit den anderen Klubs im Kanton zu verbessern und die Kräfte zu bündeln. Es sollte künftig so sein, dass ein junger Spieler aus dem Kanton Graubünden, der sich für den Spitzensport entscheidet, nach Davos kommt und nicht mehr ins Unterland zieht.
Werden Sie auch für die Transfers zuständig sein?
Ja, aber die Mannschaft für nächste Saison steht.
Helfen Sie dem Verband bei der Suche nach Ihrem Nachfolger?
Nein. Ich habe eine Kündigungsfrist von sechs Monaten und bin bereit, meinen Nachfolger einzuarbeiten. Auch wenn es halt sieben statt sechs Monate dauern sollte. Aber spätestens am 1. Oktober werde ich in Davos mit meiner Arbeit beginnen.
Gehört auch der Spengler Cup zu Ihrem Aufgabenbereich?
Ja, ich werde mich in Zusammenarbeit mit Marc Gianola (HCD-Geschäftsführer – die Red.) vor allem um die internationalen Beziehungen kümmern.
Werden Sie Einfluss auf die Verbandspolitik nehmen?
Ich stelle mich weiterhin für Kommissionen oder Komitees zur Verfügung.
Für Sie als Engadiner ist der Job in Davos nun ein «coming home».
Ja, es ist eine Rückkehr. Hier gehörte ich als HCD-Junior 1997 zur ersten Klasse des Davoser Sport-Gymnasiums. Wir waren damals 18 Sportgymnasiasten und heute sind es mehr als 100.
Im Mai 2020 wird die WM in der Schweiz ausgetragen. Sie verlassen den Verband zu einem ungünstigen Zeitpunkt.
Nein. Diese WM habe ich in meine Überlegungen einbezogen. Sie ist bereits jetzt bis ins letzte Detail organisiert. Jedes einzelne Eistraining und jedes Spiel der WM-Vorbereitung ist fixiert. Wir haben alle Hotels gebucht, alle Zimmer und Betten inspiziert. Wenn ich jetzt gehe, stört das die WM Vorbereitung nicht.
Aber Nationaltrainer Patrick Fischer verliert sein Alter Ego.
Das sagen Sie.
Sie haben als Pragmatiker den Charismatiker Patrick Fischer perfekt ergänzt und für Struktur gesorgt.
Ich habe lediglich darauf geachtet, nicht mehr mit einem Coach an die WM zu fahren, der einen auslaufenden Vertrag hat.
Dann müssten eigentlich nach der nächsten WM in Bratislava die Gespräche um eine vorzeitige Verlängerung mit Patrick Fischer beginnen. Sein Vertrag läuft ja nach der Hein-WM 2020 aus.
Das ist richtig.
Werden Sie diese Gespräche noch führen?
Nein, das wird Sache meines Nachfolgers sein.