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Michelle Gisin – der Speedfokus soll den Erfolg zurückbringen

Skiracer Michelle Gisin of Switzerland poses during a press conference at the 2025 FIS Alpine World Ski Championships, in Saalbach-Hinterglemm, Austria, Monday, February 3, 2025. (KEYSTONE/Jean-Christ ...
Mit dem Fokus auf die Speedrennen will Michelle Gisin wieder zum Erfolg finden.Bild: keystone

Michelle Gisins Karriere ist ins Stocken geraten – der Speedfokus soll das ändern

Sie war neben Mikaela Shiffrin lange das Paradebeispiel für eine Allrounderin. Nun kehrt Michelle Gisin den technischen Disziplinen den Rücken. Mit dem Fokus auf die Geschwindigkeit will sie ihrer Karriere neuen Schwung verleihen.
11.12.2025, 06:4711.12.2025, 06:47
pascal vogel / keystone-sda

Saisonstart Mitte Dezember: Wer das Michelle Gisin vor nicht allzu langer Zeit prognostiziert hätte, wäre von der Engelbergerin wohl ausgelacht worden. Schliesslich waren das Season Opening auf dem Rettenbachgletscher ob Sölden Ende Oktober und die Slaloms im November in Levi jahrelang fixe Programmpunkte im Kalender der mittlerweile 32-Jährigen. Doch nachdem sie im vergangenen Januar ankündigte, keine Slaloms mehr zu bestreiten, wird sie zumindest vorübergehend auch auf den Riesenslalom verzichten.

«Mit der Nummer 60 oder 70 an den Start zu gehen, bringt nichts», begründete sie ihren Entscheid Anfang Oktober beim Medientag von Swiss-Ski. Gisin fiel zum Ende der vergangenen Saison aus den Top 30 der Weltcup-Startliste. Entsprechend wären die Aussichten auf Top-Klassierungen in der Basisdisziplin schlecht gewesen.

Switzerland's Michelle Gisin reacts at the finish area of a women's giant slalom, at the Alpine Ski World Championships, in Saalbach-Hinterglemm, Austria, Thursday, Feb. 13, 2025. (AP Photo/ ...
Auch auf den Riesenslalom verzichtet Gisin vorerst.Bild: keystone

«Es ist etwas viel geworden»

Sie, die in allen vier Disziplinen auf das Weltcup-Podest gefahren ist und jahrelang als Allrounderin unterwegs war, jedes Rennen bestritt, das im Kalender stand, setzt auf die Speed-Disziplinen. Was mit zunehmendem Alter ein viel begangener Weg ist im alpinen Skisport, war bei Gisin ein langer Prozess. «Die letzten neun Jahre waren sehr intensiv, auch gewollt. Ich bin stolz darauf, vier Disziplinen auf diesem Level gefahren zu sein. Im neunten Anlauf hat es leider nicht mehr funktioniert, es ist etwas viel geworden.»

Nur dreimal fuhr sie im vergangenen Winter in die Top 10, zweimal in Beaver Creek und einmal in La Thuile – stets in den schnellen Rennen. In den technischen Disziplinen klassierte sich Gisin nur einmal unter den ersten 20, beim Slalom in Killington. Sie verlor aufgrund der ausbleibenden Resultate den Nationalmannschaft-Status und wurde ins A-Kader zurückgestuft. An ihrem Engagement ändert das nichts. «Die Leidenschaft für den Skisport ist nach wie vor ungebrochen.»

Olympia als Anker

Der Sommer gestaltete sich für Gisin völlig anders. Entspannter. «Zielgerichtet und in aller Ruhe die ganze Vorbereitung zu machen, war eine neue Welt für mich», sagt sie. Sie habe «eins nach dem anderen» machen können und sich nicht unter Druck gefühlt. «Das hilft. Ich habe mich so wohl gefühlt, musste nichts erzwingen, nicht Prozente herausquetschen.» Wer Gisin so reden hört, bekommt das Gefühl, dass ihr Entscheid, den Fokus nicht mehr auf vier, sondern nur noch auf zwei Disziplinen zu legen, einer Befreiung gleichkommt.

Ein grosses Ziel hat die zweifache Olympiasiegerin in dieser Saison: Die Olympischen Spiele im kommenden Februar. Die alpinen Wettbewerbe der Frauen werden in Cortina d'Ampezzo ausgetragen. Also quasi vor der Haustür, wenn man bedenkt, dass Gisin ihre Goldmedaillen in der alpinen Kombination in China und Südkorea gewonnen hat. Hinzu kommt der Bezug zu Italien, den sie durch ihren Verlobten hat, den ebenfalls im Weltcup startenden Luca De Aliprandini.

Das grosse Ziel vor Augen liess Gisin auch in schwierigen Zeiten durchhalten. «Ich hatte in der letzten Saison vor zwei Sachen Angst», sagt sie: «Dass ich mich verletze, oder dass ich im kommenden Februar daheim sitze und mir sage: ‹Hättest du doch durchgebissen.› Ich bin dankbar und stolz, dass ich es getan habe.»

Die guten Erinnerungen an St. Moritz

Vor den Olympischen Spielen stehen aber noch zahlreiche Weltcuprennen auf dem Programm. Mit den Abfahrten am Freitag und Samstag sowie einem Super-G am Sonntag starten in St. Moritz auch die Speedfahrerinnen in die Saison. Endlich, wird sich Gisin denken.

Michelle Gisin of Switzerland in action during the women's Downhill race at the Alpine Skiing FIS Ski World Cup, in St. Moritz, Switzerland, Saturday, December 9, 2023. (KEYSTONE/Jean-Christophe  ...
In St. Moritz fährt Michelle Gisin gerne.Bild: keystone

Ans Engadin hat die Obwaldnerin gute Erinnerungen: Hier stieg sie 2016 im Mixed-Team-Parallel-Wettbewerb gemeinsam mit Wendy Holdener, Daniel Yule und Reto Schmidiger zum ersten Mal auf ein Weltcup-Podest. Hier holte sie im Februar 2017 ihre erste WM-Medaille, als sie in der alpinen Kombination hinter Holdener Silber gewann. Hier feierte sie im Dezember des gleichen Jahres ihr erstes Weltcup-Podest im Super-G.

Auf der Website von Michelle Gisin prangen unter dem Schriftzug «olympic champion x2 and ski fanatic» Bilder ihrer grössten Erfolge. Nur zu gerne würde sie mal wieder neue Fotos hochladen. Und dies natürlich möglichst schnell. (nih/sda)

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