Roger Federer betont es bei jeder Gelegenheit. Auch nach der 1. Runde beim US Open wiederholte er den Satz, den alle ständig von ihm hören wollen: «Ich denke nicht daran, bald zurückzutreten.»
Doch nach seinem unerwarteten Achtelfinal-Aus gegen John Millman (ATP 37) mehrten sich einmal mehr die Stimmen, dass der 20-fache Grand-Slam-Sieger vielleicht doch eher früher als später zurücktreten sollte. Vor allem in den sozialen Medien wird das Thema immer heiss diskutiert.
Die «Lowlights» beim Federer-Aus gegen Millman.Video: streamable
Die Frage aller Fragen beschäftigt natürlich auch die Experten. Der frühere Wimbledon-Sieger Pat Cash sagte nach dem jüngsten Federer-Out gegenüber der BBC unlängst, dass er sich gut vorstellen könne, dass «sich Roger vielleicht irgendwann denkt: ‹Genug ist genug!›»
Beim Legenden-Talk auf Eurosport diskutierten nun auch die einstigen Weltnummern 1 Boris Becker, John McEnroe und Mats Wilander, ob die Zeit für einen Federer-Rücktritt reif sei. Und die drei waren sich einig: So bald wird Federer die Tennisschuhe nicht an den Nagel hängen. Doch die drei glauben zu wissen, wenn es so weit sein könnte ...
Das sagen die «Eurosport»-Experten:
John McEnroe:
«Ich glaube nicht, dass Federer zurücktreten sollte. Wie er nach seiner
sechsmonatigen Verletzungspause zurückgekommen ist und drei von fünf
Majors gewonnen hat, so etwas habe ich im Tennis noch nie gesehen.
Gegen Millman wirkte Federer für einmal menschlich. Es war das erste
Mal, dass er merklich müde wirkte. Er verlor wegen des Wetters,
nicht weil Millman spielerisch besser war.
Doch er liebt Tennis mehr als
jeder andere, den ich habe spielen sehen. Der Laver Cup in Genf im nächsten
Jahr und die Olympischen Spiele 2020 in Tokio werden ihn motivieren,
weiterzumachen. Solange er daran glaubt,
einen weiteren Grand-Slam-Titel gewinnen zu können, wird er nicht
aufhören. In Wimbledon hat er sicher noch ein-, zweimal die Chance
dazu. Interessant könnte es werden, wenn er immer wieder gegen
tiefer klassierte Gegner verlieren sollte.»
McEnroe glaubt, dass Federer noch mindestens zwei Jahre spielen wird.bild: screenshot eurosport
Boris Becker:
«Ich habe Roger auch zum ersten Mal
menschlich erlebt. Er ist zwar 37, aber er spielt manchmal so, als
wäre er erst 27. Doch die unerwarteten Niederlagen summieren sich in letzter
Zeit ein bisschen – Kokkinakis in Miami, Anderson in Wimbledon, Millman beim US Open. Auf Gras wird er auch in drei, vier Jahren noch zu
den Favoriten gehören, aber auf den anderen Unterlagen tickt die Uhr
gegen ihn.»
«Roger ist der beste Spieler der Welt, er
wird auf dem Papier immer zu den Favoriten gehören, so lange er
spielt. Aber das Ende kommt für jeden und es wird für ihn nicht
einfacher werden. Er ist immer noch gut genug, um 95 Prozent
aller Spieler zu schlagen. Er wird an den Grand Slams immer noch den
Halbfinal oder den Final erreichen. Aber dann trifft er auf einen Jungen, der
vielleicht das Match seines Lebens spielt. Deshalb ist die Frage, ob
ein 20-facher Grand-Slam-Sieger auf Dauer glücklich sein wird, wenn
er im Halbfinal oder Final verliert.»
Becker ist skeptischer als McEnroe.bild: screenshot eurosport
Mats Wilander:
«Ich denke nicht, dass Roger zurücktreten
sollte. In allen Matches, die er in diesem Jahr verloren hat, war er
der bessere Spieler. Es hat bei ihm viel mit den Courts zu tun. Beim
Australian Open waren die Bedingungen blitzschnell, hier in New York
mit der Feuchtigkeit extrem langsam. Die Frage wird am Ende sein, wie
er sich in Matchform hält, wenn er nicht spielt. Wie viele Spiele
kann er auf langsamen Unterlagen verlieren, ohne zu viel
Selbstvertrauen zu verlieren.»
Wilander glaubt nur noch auf schnellen Courts an Federer.bild: screenshot eurosport
(pre)
Federers Niederlagen, bei denen er Matchbälle vergab
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Federers Niederlagen, bei denen er Matchbälle vergab
2019 im Final von Wimbledon: 2 Matchbälle beim 6:7 (5:7), 6:1, 6:7 (4:7), 6:4, 12:13 (3:7) gegen Novak Djokovic.
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Die beliebtesten Kommentare
El Vals del Obrero
11.09.2018 20:27registriert Mai 2016
Das ist doch seine Entscheidung.
"Auf dem Höhepunkt zurücktreten" oder "Machen, was einem Spass macht, sch...egal mit welchem Erfolg" ist beides respektabel.
Ich kenne Bands, die mal in Jugendherbergen spielten, dann als AC/DC-Vorband und heute wieder in Jugendherbergen (Span). Wenn man es durchzieht und dazu steht, ist beides völlig in Ordnung.
Dass einzige, was peinlich ist, ist wenn man verkrampft an früheren Zeiten festhalten will. Und davon ist Roger Federer sicher weit entfernt.
Am besten, wir überlassen die Frage nach seinem Rücktritt einfach dem Einzigen, der sie beantworten kann: nämlich Roger Federer selbst. Ich bin mir völlig sicher: nach allem, was RF bisher richtig gemacht hat, benötigt er auch in dieser Hinsicht keinerlei Ratschläge. Weder von Experten, noch von den Medien.
Und wir Schweizer sollten uns freuen, wenn wir noch möglichst lange einen Top10-Spieler haben, der an einzelnen Turnieren für Furrore sorgen kann, auch wenn er nicht mehr jedes gewinnt.
Für mich sind Artikel, in denen über den Rücktritt von RF spekuliert wird, reine Lückenfüller.
Imner und immer wieder diese elende Diskussion wenn er in einem Tief steckt. Wäre er 2015 oder 2016 wie von vielen gefordert zurückgetreten hätte er zwei Aussie Opens und einen Wimbledon Titel weniger, zumal er auch immer klar machte dass es ihm wichtig ist das seine Kinder ihn auch noch als aktiver Spieler erleben.
Eines Tages kommt der Tag, und wohl früher als später, man kann seinen Rücktritt aber nicht herbeischreiben.
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