Hessmex
Da es nur eine Handvoll Spieler gibt die sich Chancen für den Sieg ausrechnen können, werden sich sicher nicht 64 für dieses Turnier anmelden!
Entspannt, adrett gekleidet, das Hemd weit aufgeknüpft, das Haar akkurat zur Seite gescheitelt. Roger Federer (37) glänzt beim Laver Cup in der Rolle seines Lebens: jener als Botschafter seines Sports. Dieses Format ist eine Herzensangelegenheit. Es ist eine Liebeserklärung ans Tennis. Ein Vermächtnis. Seine Antwort auf die Frage, wie man die Ikonen der Geschichte ehrt, die Gesichter der Gegenwart und die Stars der Zukunft zusammenbringt.
Der Laver Cup soll ein Festakt sein, ein Denkmal für Rod Laver, den Australier, den Federer als Grössten der Geschichte bezeichnet. Und ja, vielleicht auch ein wenig für sich selbst. Weil er das Bedürfnis hat, dem Sport etwas zu hinterlassen, das ihn überdauert. Doch das Welttennis wird gerade neu geordnet. Ob es für den Laver Cup auch in Zukunft Platz hat, scheint zumindest fraglich.
Der Schatten über seinem Vermächtnis hat einen Namen: Kosmos-Gruppe. Deren Gesicht: Gerard Piqué. Erst im August hat der Fussballer von Barcelona den 118 Jahre alten Davis Cup reformiert. Dieser wird ab dem kommenden Jahr in einer Finalwoche entschieden. Den Verbänden und Spielern fliessen in 25 Jahren drei Milliarden Dollar zu. Zudem steht Piqué in regem Austausch mit der ATP. Geht es nach Piqué, werden im Davis Cup bald wieder Punkte für die Weltrangliste vergeben. Die Premiere geht im November 2019 über die Bühne.
Doch das bleibt wohl eine Ausnahme. Ganz oben auf Piqués Agenda steht die Ansetzung im September. Dann, wenn der Laver Cup über die Bühne geht. Zumindest so lautete der offizielle Plan. Doch an dieser Deutung bestehen erhebliche Zweifel. Der Grund ist ein anderes Format: der Majesty Cup.
Am Freitag berichtete der «Telegraph», dieser solle künftig in der Woche nach den US Open stattfinden, direkt vor dem Laver Cup. Drahtzieher: Piqués Kosmos-Gruppe. 64 Teilnehmer spielen dabei um die grösste Börse, die es im Tennis je zu gewinnen gab: 10 Millionen Dollar. Das ist mehr als das doppelte dessen, was der Sieger eines Grand-Slam-Turniers erhält. Das radikale Prinzip: The Winner Takes It All. Heisst: Der Sieger erhält 10 Millionen Dollar, die 63 anderen Spieler gehen leer aus.
Die Idee entlarvt die wahren Absichten von Piqué. Es geht nicht darum, den Kalender zu entschlacken. Es geht darum, ihn zu filetieren und einzeln zu monetarisieren: Eine Woche Davis Cup, eine Woche Majesty Cup. In der Welt des Unternehmers Piqué ist alles dem Primat des Geldes untergeordnet.
Everyone's favourite part of #LaverCup Opening Night - the player introductions. First up @DjokerNole great rival turned teammate, @rogerfederer. pic.twitter.com/Iy015nK8V2
— Laver Cup (@LaverCup) 21. September 2018
Auch beim Laver Cup geht es nicht um wenig Geld. Die Weltbesten kassieren eine Gage in Millionenhöhe. Wer dem Team des Siegers angehört, erhält eine Prämie von 250 000 Dollar. Alimentiert wird der Laver Cup von Marken wie Mercedes, Rolex, Wilson oder Moët & Chandon. Sie alle treten auch als Sponsoren von Roger Federer auf. Die Fäden zieht dessen Manager Tony Godsick, der Teilhaber an seiner Agentur Team 8 ist.
Auf ein Wettrüsten könnte er sich zwar dank der Partner, zu denen auch der Bierbrauer Jorge Paulo Lemann, dessen Vermögen auf 25 Milliarden Dollar geschätzt wird, und Tennis Australia einlassen, doch ihm geht es beim Laver Cup in erster Linie um die Verwirklichung einer Vision. Wie alles, das er angeht, soll die Umsetzung von Nachhaltigkeit geprägt sein. Beim Majesty Cup sind diesbezüglich Zweifel nicht unangebracht.
Federer sagte während der US Open: «Für uns Tennisspieler ist es komisch, einen Fussballer in unserer Welt zu haben. Darum muss er vorsichtig sein , was er wie sagt.» Er erwarte nun spannende Wochen. «Jeder will sein Ding verteidigen. Und jeder glaubt zu wissen, was das Beste ist» Geht es um die Durchsetzung seiner Interessen, hat sein grösster Trumpf einen Namen: Roger Federer. Denn fehlt er bei der Davis-Cup-Premiere, schadet dies Piqué, der mit dem Versprechen angetreten war, den Davis Cup zu einem Wettbewerb für die Spieler zu machen.
Kurzfristig die grössere Bedrohung ist indes der Majesty Cup. Weil er lukrativer ist. Dass Geld alleine zwar nicht reicht, beweist das Beispiel der indischen Städteliga IPTL, die nach drei Ausgaben in der Versenkung verschwand. Doch das Geld des Majesty Cup droht den noch jungen Laver Cup zu ersticken. Er wirft einen Schatten auf Federers Vermächtnis.