Die Schweiz spielt an diesem Tag eine unbedeutende Rolle. Mit dem neunten Platz verpassen Cologna und Co. den Exploit klar. Und wenn es nicht Cologna ist, der für Furore sorgt, gehört die Show Petter Northug. Der Norweger hat es geschafft, aus einem Team-Event wie der 4×10-km-Staffel eine One-Man-Show zu machen.
Vor den letzten zwei Kurven des Rennens liegen die drei führenden Nationen (Deutschland, Norwegen und Schweden) gleichauf, bis Norwegens Schlussläufer Petter Northug kurz vor Schluss zum Spurt ansetzt. Während Tobias Angerer nicht den Hauch einer Chance hat, kommt der Schwede Marcus Hellner bis zur Ziellinie tatsächlich noch auf 1,3 Sekunden heran. Aber nicht etwa, weil Hellner mithalten kann.
Noch vor dem eigentlichen Schlussspurt mahnt Northug mit einer Geste die Zuschauer zur Beruhigung, ehe er kurz vor dem Ziel seinen unwiderstehlichen Antritt mit dem Stemmbogen abbricht. Durch eine 90-Grad-Drehung einen halben Meter vor der Ziellinie kommt er zum Stand und verweilt einen Augenblick auf der Stelle. Schon hoffen die Schweden auf einen norwegischen Gentleman, doch eben diese 1,3 Sekunden vor Hellner lupft Northug seinen Ski seitwärts über die Ziellinie.
Northugs Aktion kommt natürlich nicht bei allen gut an. Verhöhnung des Gegners und Arroganz werden ihm vorgeworfen. Verständlich, obwohl es der Norweger als Ausdruck seiner Freude sah. Noch viel lieber hätte er eine 360-Grad-Wendung vollzogen, sagte er nach dem Rennen. Dazu wäre wohl die Zeit etwas knapp geworden.
Die Schweden lassen es gut sein, kritisieren Northugs Zieleinlauf nicht. «Das ist sein Stil, daher sind wir nicht überrascht, dass er so etwas macht. Aber er ist auch der Stärkste, darum hat er vielleicht auch die Berechtigung dazu», sagt Hellner nur.
Eine überraschende Reaktion, wenn man bedenkt, welch grosse Rivalität zwischen den beiden Ländern herrscht. Vergleichbar höchstens mit derjenigen zwischen Österreich und der Schweiz im alpinen Skisport. Deutlicher wird Tobias Angerer, der Schlussläufer der drittklassierten Deutschen: «Die Aktion war ein wenig respektlos. Hellner würde so etwas auch nicht tun.»
Den Fans kann's egal sein: Der Sieg der Männer-Staffel gleicht in Norwegen einem Nationalfeiertag. Man holt nicht nur Gold, sondern lässt zugleich den Erzrivalen hinter sich. Was gibt es Schöneres?