Los Angeles, 1974:
Jack Nicholson als Privatdetektiv Jake Gittes in Roman Polańskis oscarprämiertem Kriminalfilm «Chinatown».
Kyra Petrovskaya ist gerade mal sieben Monate alt, als ihr Vater, aus einer reichen Familie auf der Krim stammend, von einem bolschewistischen Erschiessungskommando hingerichtet wird. Er war ein hochdekorierter Pilot der kaiserlich-russischen Luftwaffe und kämpfte auf der falschen Seite – der der Weissen. Den Rest der männlichen Familienmitglieder verliert sie im nachfolgenden Russischen Bürgerkrieg.
Ihre Mutter heiratete nicht wieder, die beiden wohnten fortan bei der Grossmutter in Leningrad (heute St.Petersburg). Sie waren arm, da ein männlicher Ernährer fehlte, aber Kyra hatte Talent und wurde mit acht Jahren an der Leningrader Akademischen Kapelle aufgenommen, einer Schule für musisch begabte Kinder. Doch auch jene künstlerische Institution musste, wie jede andere Schule der Sowjetunion, ihren Schülerinnen und Schülern eine militärische Grundausbildung angedeihen lassen. Marschieren, Waffenkunde, Schiesswettbewerbe. Und wieder brillierte Kyra. Sie schoss so gut, dass sie mit 16 Jahren das Woroschilow-Schützenabzeichen erhielt.
Als die Deutschen einmarschierten, studierte sie am Institut für Theaterkunst. Sie wurde eingezogen und diente als Scharfschützin in der Roten Armee. Sie wurde zum Leutnant ernannt, während ihre Mutter und ihre Grossmutter bei der Belagerung von Leningrad umkamen. Sie verhungerten – wie eine Million Bewohner der Stadt.
Zwei Mal wurde Kyra verwundet, nach dem zweiten Mal kehrte sie als Feldschwester in den Dienst zurück. In jener Zeit rettete die 19-jährige Kyra einen fast verhungerten Waisenjungen aus den Trümmern eines zerbombten Wohnhauses. Shurik – über ihn wird sie später ein Buch schreiben.
1943 ging sie, mit drei Kriegsmedaillen ausgezeichnet, nach Moskau, um dem Satiretheater beizutreten. Ihren künftigen amerikanischen Ehemann lernte sie bei den vielen Diplomatentreffen kennen, zu denen sie als Vertreterin der Jungen Sowjetischen Intelligenz geladen worden war – Kyra sprach mehrere Sprachen fliessend. Das Paar zog nach Pennsylvania, wo es einen Hof betrieb. Kyra hatte nebenbei eine Musiksendung.
Nach sieben Jahren Ehe liessen sich die beiden scheiden, Kyra zog nach Los Angeles, wo sie 1959 ihre Autobiographie herausgab. Singen blieb ihr bald verwehrt, da bei ihrer Schilddrüsenoperation ein Stimmbandnerv durchtrennt worden war. Ihr zweiter Mann, Dr. George Wayne, war ein angesehener Psychiater. Mit ihm unternahm sie ausgedehnte Reisen und dozierte auf der Royal Viking Line.
Sie starb im Juni 2018 99-jährig und hinterliess einen Sohn und fünf Enkelkinder.
USA, 1983:
Mark Weiss fotografierte den als verrückte Hausfrau verkleideten Rockmusiker Ozzy damals für die Muttertags-Ausgabe der Mode-Zeitschrift «Faces». Es sollte eine verweiblichte Anspielung auf sein Album «Diary of a Madman» sein. Als gegen Ende des Shootings seine Tochter Aimee hereinkam, fand der Fotograf, sie müsse unbedingt mit auf die Bilder.
Mexiko City, 1940:
Die mexikanische Malerin Frida Kahlo in ihrem Haus mit Studio, das sie mit ihrem Ehemann Diego Riviera teilte.
León, Nicaragua, 1981 bis 1990:
Linksgerichtete Sandinistische Kämpfer bemannen Barrikaden während der Kämpfe in den Strassen von Leon.
In diesem Guerilla-Krieg unterstützten die USA die konterrevolutionären Truppen – Contras genannt – massgeblich, ja ermöglichten es letztlich, dass sich die politischen Differenzen zwischen Regierungsanhängern und Opposition zu einem Bürgerkrieg ausweiten konnten.
Die Revolution, die am 19. Juli 1979 mit dem Sieg der Sandinistischen Befreiungsfront (FSLN) unter der Führung Daniel Ortegas über das diktatorische Regime der Somoza-Dynastie begonnen hatte, war schon wieder vorbei.
1980 gewann in den USA nicht der Demokrat Jimmy Carter, sondern der Republikaner Ronald Reagan. Und so wurde aus Nicaragua nicht das, was vielleicht aus ihm hätte werden können. Die geplante Landreform Ortegas fand ihre Gegner in bürgerlich-konservativen Kreisen und Mitgliedern der ehemaligen Nationalgarde, die um ihren Besitz fürchteten. Und jene wiederum fanden ihren Helfer in der amerikanischen Regierung, die um ihre wirtschaftlichen Interessen bangte.
Und so sorgte sie im Geheimen bald dafür, dass sie nicht noch einen, von ihr im Aussenhandel sowie im Export fast gänzlich abhängigen, lateinamerikanischen Staat an den kommunistischen Ostblock verlor. Mit viel Geld, Waffenlieferungen und auf eigenem Boden ausgebildeten nicaraguanischen Söldnern baute Reagan eine antisandinistische Truppe auf, die systematisch Krankenhäuser, Gemeindezentren und Schulen zerstörte. Unbewaffnete Männer, Frauen und Kinder wurden von den brutalen Contras gefoltert, zerstückelt, geköpft.
Man schaffte es zwar nicht, die Sandinista-Regierung in Managua zu stürzen, aber man vermochte die Menschen mit acht Jahren Krieg und 50'000 Toten zu zermürben.
Das Geld für die Hilfsleistungen der USA an die nicaraguanischen Rebellen stammte aus geheimen und illegalen Waffenverkäufen an den Iran. Für ihre rechtswidrige militärische Teilnahme am Contra-Krieg wurden die USA vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag schuldig gesprochen und zu Reparationszahlungen an Nicaragua verurteilt. Sie erkannten das Urteil allerdings nicht an.
Und als am 25. Februar 1990 Ortega und der FSLN abgewählt werden, gibt die Nachfolgeregierung alle Ansprüche aus dem Urteil auf – die USA hatten gedroht, ihre Hilfszahlungen an das Land einzustellen.
USA, 1980:
Steven Spielberg am Set von «Raiders of the Lost Ark», dem ersten und mit vier Oscars ausgezeichneten Teil der Indiana-Jones-Reihe mit Harrison Ford als Archäologieprofessor und Abenteurer in der Hauptrolle.
Äthiopien, ca. 1976:
Eine dem Aussehen der äthiopischen Bevölkerung angepasste Version des Kopfporträts der drei Gründungsväter des Kommunismus.
Delhi, 1948:
Am 30. Januar 1948 wendet sich ein verzweifelter Jawaharlal Nehru per Radio an seine Landsleute:
Mahatma Gandhi wollte in den Garten zum Gebet gehen, aber dann fielen Schüsse und er war tot. Da lag er nun, der Mann, dessen Ideen vom gewaltfreiem Widerstand und zivilem Ungehorsam Indien fünf Monate zuvor von der britischen Kolonialherrschaft befreit hatte. Ermordet von einem nationalistischen Hindu. Einem Fanatiker.
Das frisch geborene Indien hatte seinen Vater verloren. Über zwei Millionen Menschen schlossen sich am nächsten Tag dem fünf Meilen langen Trauerzug an, der über fünf Stunden brauchte, um vom Birla House, wo Gandhi ermordet worden war, zum Raj Ghat zu gelangen. Dort, am Westufer des heiligen Flusses Yamuna, wurde Bapu eingeäschert.
Frankfurt am Main, Deutschland, 6. Juli 1945:
Der US-Armee-Rabbiner Samuel Blinder untersucht eine von Hunderten jüdischer Tora-Rollen, die von den Nazis aus ganz Europa gestohlen und im Keller des Universitäts-Instituts für Erbbiologie und Rassenhygiene gelagert wurden.
Sarajevo, Bosnien und Herzegowina, 1995:
«Der Krieg ist vorbei» – zwei Männer mit der «Dnevni avaz» (zu Deutsch: Tägliche Stimme), einer bosniakischen Tageszeitung.
USA, 1947:
Die Convair Modell 118 ConvAirCar – nach ihrem Erfinder auch als Hall Flying Automobile bekannt – war ein für die breite Öffentlichkeit gebautes Flugauto. 160'000 Fahrzeuge sollten produziert werden, mit einem geplanten Preis von 1500 Dollar pro Flugauto. Man gedachte sie in grosser Zahl an Flughäfen zu vermieten.
Nur leider interessierte sich die breite Öffentlichkeit nicht dafür. Der erste Prototyp musste wegen Treibstoffmangels notlanden. Die Flugzeugzelle wurde dabei schwer beschädigt, der Pilot kam mit leichten Verletzungen davon. Alles wies darauf hin, dass die Kraftstoffanzeige für den Automotor mit der unterhalb davon angebrachten Anzeige für den Flugzeumotor verwechselt worden war. Der erste Tank war voll, Flugbenzin aber war offensichtlich zu wenig vorhanden.
Als dann zwei Monate später der zweite Prototyp – bestehend aus den Flügeln des ersten und eines anderen Autos – losflog, hatte das Interesse am Projekt bereits so sehr nachgelassen, dass Ted Halls Flugauto nie den Produktionsstatus erreichte.
Mexiko, ca. 1895:
Ein gewaltiger Cardón-Kaktus.
Lawrence, Kansas, USA, 1927:
James Naismith diskutiert mit seiner Frau über Basketball, den Sport, den er selbst erfand und in dem seine Frau Florence sich ebenfalls als Trainerin für Frauenteams hervortat.
Mit neun Jahren wurde James Naismith zum Waisen, mit zehn begann er als Holzfäller in Kanadas Wäldern zu arbeiten, bis er 1883 seinen Highschool-Abschluss nachholte. Er studierte Sport und zog später nach Springfield, Massachsetts, wo er an der International YMCA Training School unterrichtete.
Dort beauftragte ihn der Direktor für Leibeserziehung mit der Gestaltung eines neuen Hallensports für eine junge, rüpelhafte Klasse, die sich wegen des harten Winters gezwungen sah, auf Football und andere Outdoor-Spiele zu verzichten. Naismith bekam 14 Tage Zeit, ein faires und nicht allzu grobes Spiel zu entwickeln, das möglichst ohne Verletzungsgefahr und Rangeleien auskam.
Um das Gerangel in der Nähe des Tores zu vermeiden, hob er es einfach vom Boden und platzierte es hoch über den Köpfen der Spieler. Weiter verbot er das Laufen mit dem Ball, das bei anderen Sportarten stets die meisten Körperkontakte hervorrief; sein neues Spiel sollte bloss aus Würfen und Pässen bestehen. Er bat den Hausmeister, ihm ein paar Kisten zu besorgen, die er als Tore aufzuhängen gedachte, doch dieser brachte ihm stattdessen Pfirsich-Körbe. Und so taufte Naismith seine neue Sportart «Basket Ball» – und fasste sie in 13 Grundregeln zusammen.
Naismith erlebte noch, wie Basketball 1936 in Berlin olympisch wurde. Seit 1976 ist er es auch für Frauen.
USA, 1946:
Arzt: «Gucken Sie, Sie sind Vater von Drillingen geworden!»
Mann: ...
Wahrscheinlich hat der gute Herr seine Ohnmacht nur gespielt, dennoch wollten wir euch das Bild nicht vorenthalten.
Mittenwald, Oberbayern, Deutschland, 1943:
Eine Propaganda-Aufnahme der 13. Waffen-Gebirgs-Division der SS «Handschar» (kroatische Nr. 1). Sie bestand aus Freiwilligen aus dem Unabhängigen Staat Kroatien (die Bezeichnung für den von 1941–1945 bestehenden kroatischen Vasallenstaat der Achsenmächte), wurde in Bosnien rekrutiert und bei Mittenwald aufgestellt und ausgebildet.
Ihr Name leitet sich vom Handschar, einem arabischen Krummsäbel, ab. Jene «Muselgermanen», wie sie Reichsführer SS Heinrich Himmler zu nennen pflegte, teilten dann auch einige weltanschauliche Gemeinsamkeiten mit den Nationalsozialisten. Besonders was die «Judenfrage» anbelangte.
Amin al-Husseini, der Grossmufti von Jerusalem und Begründer des palästinensischen Nationalismus, war in seiner Funktion als SS-Mitglied mit der Organisation und Ausbildung der Handschar-Division betraut. Er träumte von einem Luftangriff auf Tel Aviv und nannte Hitler einen «von der gesamten arabischen Welt bewunderten Führer».
Kopenhagen, Dänemark, 1963:
Ein bisschen was Süsses für zwischendurch.
Hellam Township, Pennsylvania, USA, 1948:
Was für eine wirkungsvolle Werbe-Massnahme sich da der Schuhverkäufer Mahlon Haines hat einfallen lassen. Er übergab dem Architekten einen Arbeitsstiefel und sagte: «Bau mir so ein Haus». Und dieser tat es.
Das Wohnzimmer befindet sich in im Zehenbereich, die Küche in der Ferse, zwei Schlafzimmer beim Knöchel und eine Eisdiele im Rist. Eine Buntglasscheibe zeigt Haines mit einem Paar Schuhe in der Hand, darunter die Botschaft «Haines the Shoe Wizard».
Haines wohnte selbst nie in seinem Schuhhaus. Erst wurde es älteren Paaren als Wochenend-Urlaubsort zur Verfügung gestellt, die mit einem Paar kostenloser Haines-Schuhe wieder nach Hause zurückkehrten. Später wurde es der Öffentlichkeit zur Miete angeboten.
Wittenberg, Deutschland, 1911:
Der Türmer war der Wächter der Stadt. Er beobachtete von seinem Turm, beziehungsweise seiner darin befindlichen Türmerstube aus die Umgebung und warnte die Bewohner vor Gefahren; vor herannahenden Truppen und Banden, aber auch vor Bränden, die sich durch die eng aneinander gebauten Holzhäuser rasend schnell ausbreiten konnten.
Lower Manhattan, New York, 1946:
Das Bild stammt vom deutsch-amerikanischen Fotografen und Architekten Andreas Feininger (1906–1999).
ca. 1967:
Arnold Schwarzenegger zeigt seinen massiven Bizeps und seinen noch enormeren Musculus pectoralis major in einer Werbung für ein deutsches Protein-Produkt.