Pendleton, Oregon, USA, 1915:
Auf dem Bild sehen wir, wie Bonnie McCarroll (1897–1929) von Silvers Rücken geworfen wird. Sie war Rodeo-Meisterin in den Disziplinen saddle bronc riding (Reiten auf einem gesattelten, ungezähmten Pferd), bulldogging (auch steer wrestling genannt, Reiterin auf einem Pferd verfolgt einen Bullen, wechselt auf dessen Rücken und versucht ihn an den Hörnern zu Boden zu ringen), und steer riding (Bullenreiten; die Reiterin des Stieres muss sich für mindestens acht Sekunden auf dem Rücken des Tieres zu halten versuchen).
Das Pendleton Round-Up im September 1929 sollte McCarrolls letzter Rodeo-Wettkampf sein, denn sie hatte geplant, sich mit ihrem Ehemann, Frank, in ihr Haus in Boise zurückzuziehen.
Ihr Ritt auf dem wilden Pferd namens Black Cat sollte aber tatsächlich das Letzte werden, was sie tat: Das Tier stürzte und schlug einen Salto, woraufhin Bonnies einer Fuss im Steigbügel eingeklemmt wurde. Das Pferd bockte immer weiter, während sie schlaff und bewusstlos von dessen Rücken runterhing. Bei jedem Aufbäumen des Tiers schlug ihr Kopf am Boden auf. Einige Tage später erlag sie im Krankenhaus ihren zahlreichen Wirbelsäulenverletzungen und einer Lungenentzündung. Sie wurde 32 Jahre alt.
Das war im Jahr 1929. Seither wurde das saddle bronc riding für Frauen aus den offiziellen Rodeo-Kalendern gestrichen. Zu gefährlich sei es für das schöne Geschlecht. Man wollte Frauen in der Öffentlichkeit nicht beim Sterben zusehen.
Bis heute lässt keine der grössten Rodeo-Organisationen Frauen an dieser Disziplin teilhaben. Allerdings gibt es inzwischen Vereinigungen, die sich selbst behelfen und eigene, für Cowgirls zugelassene Wettkämpfe im saddle bronc riding organisieren.
West-Berlin während der Teilung Deutschlands:
In der Nacht vom 12. auf den 13. August 1961 wurden die ersten Steine der Berliner Mauer unter dem Schutz der ostdeutschen Vopo und der Armee zusammenzementiert.
48 Kilometer lang wurde sie, aus zwei Ringen bestehend, in denen etwa 10'000 Mann ein 100 Meter breites Niemandsland bewachten. Im Laufe der Jahre wurden die Wächter und Wachhunde langsam durch elektronische Sensoren und automatische Schiessanlagen ersetzt.
Während es im August 1961 noch 38'000 Ostberliner schafften, sich in den Westen abzusetzen, sank die Überläuferzahl auf 5760 im Folgejahr. 1980 schafften es dann nur noch 18 Personen hinüber.
Whitehall, London, 1962:
Das Bild stammt vom britischen Fotojournalisten Don McCullin, der dazu bemerkte:
«Im Jahr 1962, als die Welt wegen der Kubakrise beinahe wieder in einen Krieg gezogen wäre, gab es massive Demonstrationen auf dem Londoner Trafalgar Square und in Whitehall, wo diese Aufnahme gemacht wurde. Dieser eine Mann brach aus dem Pöbel von vielen Tausenden aus, die versuchten, zur Downing Street 10 zu laufen – der Residenz des Premierministers.
Die Polizei bildete daraufhin eine Menschenkette, um ihn daran zu hindern und die nachfolgende Menge zurückzuhalten. So setzte er sein politisches Statement, indem er sich vor sie hinstellte.
Welchen Slogan schwenkte er auf dem Transparent? Wer war er? Was geschah mit ihm? Sein Protest mag Schlagzeilen gemacht haben, aber er bleibt für immer anonym, ganz gefangen in seinem eigenen Aktivismus.»
In der Kapuzinergruft von Palermo, Sizilien:
Die Catacombe dei Cappuccini ist eine weitläufige Gruftanlage unter dem Kapuzinerkloster in der sizilianischen Hauptstadt.
8000 Leichen und 1252 Mumien säumen hier die Wände und sollen die Besucher an ihre eigene Vergänglichkeit erinnern.
Ursprünglich waren die Katakomben allein für die toten Kloster-Brüder bestimmt. In den folgenden Jahrhunderten wurde es jedoch zu einem Statussymbol, in den Kapuzinerkatakomben beigesetzt zu werden. Lokale Koryphäen baten in ihren Testamenten darum, in bestimmten Kleidern aufbewahrt zu werden oder gar in regelmässigen Abständen ihre Kleidung gewechselt zu bekommen.
Priester trugen ihre klerikalen Gewänder, andere wurden nach der zeitgenössischen Mode gekleidet. Angehörige besuchten die Katakomben, um für den Verstorbenen zu beten und auch, um den Körper in einem vorzeigbaren Zustand zu erhalten.
Die Katakomben wurden durch die Spenden der Angehörigen der Verstorbenen unterhalten. Jeder neue Leichnam wurde in eine provisorische Nische gelegt und später an einen dauerhafteren Ort gebracht. Solange die Spenden anhielten, blieb der Leichnam an seinem Platz, aber wenn die Verwandten kein Geld mehr schickten, wurde er in einem Regal beiseite gestellt ...
Die letzten Bestattungen stammen aus den 1920er Jahren.
Insgesamt gibt es fünf Korridore: einen für Männer, einen für Frauen, einen Korridor der «Professionisti» (Ärzte, Rechtsanwälte, Lehrer, Künstler, Politiker sowie Offiziere des bourbonischen und italienischen Heeres), einen für Priester und einen Korridor für die Kapuziner, ausserdem eine Nische für Jungfrauen und eine für Kinder.
Paris, 1943:
Wehrmachtssoldaten vor dem «Soldatenkaffee der Kommandantur Gross-Paris»: Es ist eines von vielen Cafés, das während der deutschen Besatzung von Frankreich 1940 bis 1944 allein den deutschen Militärangehörigen zugänglich war.
Notting Hill, London, 1958:
Ein Mann nimmt während der Rassenunruhen ein kleines Mädchen auf seinen Schoss.
Im Spätsommer 1958 passierte auch in England das, wovon man dortzulande glaubte, dass es niemals passieren würde:
Rassenkrawalle. Rassistisch motivierte Ausschreitungen von Weissen gegen Migranten aus den ehemaligen britischen Kolonien, besonders der West-Indies. Ab 1954 wanderten besonders afrokaribische Bewohner zu Zehntausenden in die britischen Inseln ein, drei Viertel von ihnen gingen nach London.
Die zahlreichen Mischehen belegen, dass es anfangs keinerlei Probleme zwischen den neuen Minderheiten und den traditionell Unterprivilegierten der britischen Klassengesellschaft gab.
Doch am Abend des 23. August 1958 kam es in der mittelenglischen Stadt Nottingham zu einem Streit zwischen einem Schwarzen und einem Weissen, der schnell in eine Massenschlägerei mit 1500 Teilnehmern ausartete.
Kurz darauf zogen auch im Westlondoner Stadtteil Notting Hill Jugendliche mit Eisenstangen, Rasiermessern, Äxten, Fahrradketten und Brandbomben bewaffnet durch die Strassen und attackierten die Häuser der schwarzen Bewohner, begleitet von rassistischen Parolen eines weissen Mobs.
Schwer verletzt oder getötet wurde bei den Ausschreitungen glücklicherweise niemand. Die neun Hauptverantwortlichen wurden zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt – eine exemplarische Verurteilung, auf dass sowas auf britischem Boden nie wieder geschehe.
Berlin, ca. 1925:
USA, 1920er:
Der Flapper-Look der Roaring Twenties war nicht nur ein neuer Modetrend, sondern ging einher mit weiblicher Selbstermächtigung: Die jungen Frauen verliessen die heimischen vier Wände nicht nur noch, um einkaufen zu gehen. Sie gingen arbeiten, bewegten sich ohne Begleiter auf den Strassen und tanzten sich nachts mit ihren luftigen Kleidern und ihren Bubiköpfen durch Jazz-Lokale. Sie rauchten und tranken (während der Prohibition!) hochprozentigen Alkohol, schminkten ihre Augen und Lippen mit dunklen Farben und bemalten ihre Knie.
Die viktorianische Strenge gab bis anhin vor, Frauenbeine unter langen Röcken zu verbergen und nun lenkte diese neue Generation an Rebellinnen alle Blicke auf ihre nackten Beine, die nun plötzlich – in heruntergerollten Strümpfen steckend – unter den gekürzten Kleidersäumen zum Vorschein kamen.
Gesichter, Rosen, Schmetterlinge, Blumen, Meerjungfrauen oder Hunde zierten die Knie der jungen Frauen und allesamt schrien sie: «Seht mich an!»
Finnland, Juni 1941:
Die Bildunterschrift dieses für uns anfangs etwas mysteriös wirkenden Fotos lautet aus dem Finnischen übersetzt: «Die Finnen haben die 10 km von der Grenze an der Strasse nach Raatten mit in der Luft hängenden Tannen getarnt, denn direkt an der Grenze steht ein von den Russen errichteter Wachturm.»
In einer früheren Version dieses Artikels haben wir unsere Userschaft gefragt, wie diese schwebend wirkenden Bäume festgemacht sein könnten und nun haben wir auch bereits diese wunderbare Antwort gekriegt:
Und weiter geht's mit der Hintergrundinfo zur Szenerie:
Finnland führte den sogenannten Fortsetzungskrieg (Fortsetzung des finnisch-sowjetischen Winterkrieges im Rahmen des Zweiten Weltkrieges) an der Seite des Deutschen Reichs, in dem es den Finnen anfangs gelang, die im Winterkrieg an die Sowjetunion verlorenen Gebiete zurückzuerobern.
Schliesslich aber startete die Sowjetunion im Juni 1944 eine grosse Offensive, die mit dem Waffenstillstand von Moskau endete: Finnland musste die rückeroberten und sogar noch weitere finnische Gebiete an den Gegner abtreten und wurde dazu verpflichtet, die im Lande verbliebenen deutschen Truppen anzugreifen. Der nun folgende Lapplandkrieg endete mit dem Rückzug der Deutschen aus Finnland.
London, 1897:
1897 stellte die London Electrical Cab Company von Walter C. Bersey elektrisch betriebene Taxis her, die erstmals auf den Strassen Londons eingesetzt wurden. Die Fahrzeuge hatten eine Höchstgeschwindigkeit von 19 km/h und konnten zwei Fahrgäste befördern.
Am 19. August 1897 wurden zunächst 12 Taxis in Betrieb genommen, insgesamt wurden 77 Stück gebaut, von denen maximal 75 gleichzeitig im Einsatz waren. Obwohl sie anfangs nach ihrem Konstrukteur Bersey benannt wurden, brachten ihnen ihre auffällige Lackierung und das ungewohnte Geräusch ihrer Elektromotoren den neuen Spitznamen «Hummingbirds» (Kolibri) ein.
Die Fahrzeuge litten aufgrund ihres hohen Gewichts stark unter dem Verschleiss im Einsatz. Die teuer zu ersetzenden Batterien und Reifen wurden beschädigt und so wurde der Betrieb unrentabel.
Zwei Jahre nach ihrem ersten Einsatz wurden die Taxis bereits wieder aus dem Verkehr gezogen. Und deren elektrische Nachfahren kehrten erst mit der Einführung des Nissan Dynamo 2019 auf die Strassen Londons zurück.
USA, 1940er:
Ursprünglich hiess die 1939 in den USA gegründete Frauenzeitschrift «Glamour of Hollywood», ab 1943 dann nur noch «Glamour» – mit dem Untertitel «for the girl with a job».
Derzeit erscheint sie monatlich in 17 Ländern: USA, England, Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien, Russland, Polen, Ungarn, Rumänien, Südafrika, Mexiko, Griechenland, Niederlande, Türkei, Island und Schweden.
Allerdings wurde in den USA die Printausgabe im November 2018 eingestellt.
Mongolei, 1924:
Nach der Revolution der mongolischen revolutionären Volkspartei 1921 wurde der Herrscher Bogd Khan als Scheinfigur an der Spitze des Landes bis zu seinem Tod 1924 geduldet. Danach aber verbot die Regierung die Suche nach einem Nachfolger und rief am 26. November die Mongolische Volksrepublik aus, die wiederum stark von Moskau aus gelenkt wurde.
Zurück blieb Genepil, die zweite Ehefrau des Herrschers. Sie war ihm vom Hof an die Seite gestellt worden, eigentlich wollte er, 53-jährig, bereits halb blind, gehunfähig und sehr krank, gar keine Frau mehr haben, so sehr geliebt hatte er seine erste, die 1923 verstorbene Tsendiin Dondogdulam.
Dennoch brachte man ihm die ca. 18-jährige Genepil aus dem Norden des Landes in den Palast. Sie war bereits verheiratet, doch das stellte für die königlichen Berater keinerlei Hindernis dar, schliesslich würde sie ja sowieso keine staatstragende Rolle übernehmen. Als dann Bogd Khan kurz darauf verstarb, kehrte Genepil zu ihrer Familie zurück.
1938 fiel sie den Stalinschen Säuberungen zum Opfer, zusammen mit fast der gesamten klerikalen und intellektuellen Elite des Landes.
Kalifornien, USA, 1960er:
Larry Watson begann seine Pinstriping-Karriere im zarten Alter von 16 Jahren. Sein autodidaktisches Talent erregte Aufmerksamkeit, als der aufstrebende Maler noch in der High School war, besonders nachdem er seinen 1950er Chevy fertig lackiert hatte.
1957 eröffnete Larry sein eigenes Custompainting-Geschäft in Long Beach – «Watson's House of Style». Hier einige der Autos, die er verziert hat:
Paris, 1915:
Die Frau von Welt besass damals offenbar eine Voliere und eine Katze und las in ihrem lauschigen Garten Zeitung.
Omaha, Nebraska, USA, 1898:
Nur einige Jahre nachdem der deutsche Physiker Wilhelm Conrad Röntgen durch Zufall jene magisch anmutenden Strahlen entdeckt hatte, die Holz, Zinn und menschliches Fleisch durchdringen konnten, verliessen sie ihr heimatliches Würzburg, um die ganze Welt zu erobern.
Er selbst nannte sie X-Strahlen, nach der in der Mathematik unbekannten Grösse X. Denn die genaue Zusammensetzung dieser neuartigen Strahlungsenergie war noch nicht bekannt, ebenso wenig wie deren schädliche und krebserregende Wirkungen auf den lebenden Organismus.
Auf obigem Bild sehen wir, wie die Röntgenstrahlen in einem Pavillon auf der Trans-Mississippi and International Exposition vorgeführt werden. Dort konnten die Besucher mit Hilfe von Röntgengeräten einen Blick ins Innere von Alltagsgegenständen oder ihrer eigenen Körper werfen.
Röntgen erhielt für seine Entdeckung 1901 den Nobelpreis für Physik. Das Preisgeld von 70'000 Francs spendete er für wohltätige Zwecke, und er weigerte sich, seine Entdeckung patentieren zu lassen.
Graz, Österreich, 1965:
Drei Jahre bevor Arnold Schwarzenegger in die USA einwanderte und dort seine Bodybuilding-Karriere startete, nahm er am «Junior Mr. Europe»-Wettbewerb im heimatlichen Graz teil – und gewann. Damals war er 17 Jahre alt.