Diese Situation kennt jeder, der schon einmal eine Multiple-Choice-Prüfung geschrieben hat: Man ist am Ende angekommen und steht vor der Entscheidung, ob man die Fragen, bei welchen man sich nicht sicher war, nochmals anschauen soll oder ob das Bauchgefühl eben doch das Beste ist. Schliesslich gibt es nichts Ärgerlicheres als eine verschlimmbesserte Antwort.
Der erste Instinkt ist immer der beste und auf ihn kann man sich verlassen – so heisst es oft. Dass das aber nicht (immer) stimmt, zeigen Wissenschaftler des Albright College in den USA.
In einer Studie baten sie Studenten, einen Multiple-Choice-Test auszufüllen. Dabei sollten sie bei jeder Frage angeben, wie sicher sie sich in ihrer Antwort waren. Die Studenten konnten also notieren, ob sie die Antwort auf die Frage sicher wussten, oder ob diese geraten war.
Das Ergebnis war deutlich: Als die Studenten jene Antworten, bei denen sie angegeben hatten, nicht sicher zu sein, nochmals überprüften, führte eine Korrektur der Antwort häufig zur richtigen Lösung. In jenen Fällen, in denen die Studenten bei ihren ursprünglichen (unsicheren) Antworten blieben, lagen sie oft falsch.
Was dieses Ergebnis bedeutet, erklären die Wissenschaftler: Während einer Prüfung sei es wichtig, abschätzen zu können, welche Fragen man nochmals überprüfen, und welche man besser in Ruhe lassen soll. Die «Metakognition» spiele dabei eine wichtige Rolle.
Das menschliche Gehirn ist oft schlecht darin, sich akkurat an gewisse Dinge oder Gefühlszustände zu erinnern. Daher kommt es häufig vor, dass Studenten sich nicht genau entsinnen können oder gar eine falsche Vorstellung davon haben, wie sicher sie sich bei der Beantwortung einer Frage waren.
So kann es also vorkommen, dass man im Nachhinein glaubt, sich einer Antwort gar nicht so sicher zu sein, obwohl man die Antwort auf Anhieb eigentlich wusste. Sich zu notieren, wie genau man eine Frage beantworten konnte, kann bei der Erinnerung also helfen.
Daher ist es laut den Wissenschaftlern falsch, grundsätzlich zu behaupten, dass die erste Intuition falsch sei. Jene Fragen, die man mit relativer Sicherheit beantwortet hat, solle man lieber nicht nochmals durchlesen. Hier sei die Gefahr gross, dass man sich auf einmal unsicher fühlt und die Antwort verschlimmbessert.
Bei den anderen Fragen, bei denen man sich weniger sicher war, sei es aber durchaus empfehlenswert, die Antwort nochmals zu ändern. Meistens hilft dies, die korrekte Lösung zu finden.
Gemäss den Wissenschaftern hilft es also, bei einem Multiple-Choice-Test aufzuschreiben, wie sicher man sich in der Beantwortung jeder Frage war, um Fehlerinnerungen zu vermeiden. Am Ende sollen dann nur jene Lösungen überarbeitet werden, bei denen man anfänglich auch wirklich unsicher war. (doz)