Katalonien: 90 Prozent stimmen für Unabhängigkeit ++ FC Barcelona beteiligt sich am Streik
Das Wichtigste
- Die Katalanen haben beim «illegalen» Referendum mit 90 Prozent für die Abspaltung von Spanien gestimmt. Damit hat die Region laut dem katalanischen Regierungschef Carles Puigdemont das Recht auf einen eigenen Staat gewonnen. Die Unabhängigkeit werde innert 48 Stunden ausgerufen.
- Die Polizei versuchte am Wahltag mit massiver Gewalt, das Referendum zu verhindern. Laut jüngsten Angaben wurden dabei über 890 Personen verletzt.
- Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy rechtfertigte derweil den harten Einsatz der Polizei. Der Rechtsstaat habe sich durchgesetzt. Er appellierte an die katalanische Regionalregierung, nicht mehr weiter diesen Weg zu gehen, der nirgendwo hinführe. Es sei keine Volksabstimmung, «sondern eine Inszenierung» gewesen.
- Puigdemont forderte die Europäische Union auf, sich direkt in den Konflikt zwischen Barcelona und Madrid einzuschalten. «Wir sind europäische Bürger und leiden unter Verletzungen von Rechten und Freiheiten». Die EU müsse daher «schnell handeln».
- Gewerkschaften in Katalonien haben für Dienstag einen Generalstreik angekündigt.
Wahllokal in Katalonien gewaltsam gestürmt
Die aktuellen Ereignisse:
FC Barcelona beteiligt sich am Streik
Auch Sigmar Gabriel fordert Gespräche
Katalanischer Präsident fordert Vermittlung im Konflikt mit Madrid
UNO-Menschenrechtler fordert unabhängige Untersuchung
«Wir haben keine Stimme»
Miles d estudiantes llegan a pza Cataluña y por megafonía #Estaca d Llach #ReferendumCatalan #CatalanReferendum #1Oct2017 pic.twitter.com/1YuvZIHbto
— Alfonso Congostrina (@alfcongostrina) 2. Oktober 2017
Andere Demonstrationszüge sorgten dann doch noch für Stimmung.
Frente a @policia concentración improvisada #ReferendumCatalan #CatalanReferedendum #IndependenciaCatalunya #1Oct2017 pic.twitter.com/am8K52yf55
— Alfonso Congostrina (@alfcongostrina) 2. Oktober 2017
Die katalanische Regierung veröffentlicht Resultate
Referendum results #In2minutes:
— Catalan Government (@catalangov) 2. Oktober 2017
YES: 90.09%
NO: 7.87%
Null votes: 0.89%
Blank votes: 2.03%https://t.co/vtkstOyup3 #infographic pic.twitter.com/Oeja2yjFFd
Spaniens Börse auf Talfahrt
Während der deutsche Aktienmarkt sich weiter in Richtung Rekordhoch bewegte, ging die Börse in Madrid in die Knie. Der Leitindex verlor 1,5 Prozent auf 10'223 Zähler. An den Rentenmärkten gerieten die spanischen Staatsanleihen unter die Räder, so dass die Renditen anzogen, was für die Regierung die Refinanzierungskosten erhöht.
«Die Stimmung im Land ist jedenfalls gründlich vergiftet. Es wird dauern, die Wunden des 1. Oktober zu heilen», sagte Ulrich Stephan, Anlagestratege bei der Deutschen Bank. (sda)
Spanische Journalisten demonstrieren gegen Zensur
#vergüenza#vergonya
— Óscar González (@furelas) 2. Oktober 2017
Los periodistas de TVE avergonzados de la manipulación y la indecencia de su dirección pic.twitter.com/gWaot5xuQN
Fliegt der FC Barcelona aus der Liga?
EU-Kommission: «Gewalt kann nie ein Mittel der Politik sein»
EU-Kommission erklärt Referendum für ungültig
JUST IN: EU Commission says Catalan referendum was not legal and the issue is an internal matter for Spain. pic.twitter.com/DB895GQIKu
— Reuters World (@ReutersWorld) 2. Oktober 2017
Ein kleiner Blick in die Medien
893 Verletzte während Referendum
Persones que han rebut assistència sanitària durant el #referèndum de #1OCT a Catalunya (10h) #CatalanReferendum https://t.co/8oolQBNbae pic.twitter.com/GUkVFzFwGJ
— Govern. Generalitat (@govern) October 2, 2017
Reportage aus Barcelona
--> Hier gehts zur ganzen Reportage aus Barcelona von Pascal Ritter
Chef der katalanischen Regionalregierung beruft Sondersitzung ein
Die Regionalregierung hatte am späten Sonntagabend nach dem umstrittenen Referendum zur Unabhängigkeit der Region mitgeteilt, mehr als zwei Millionen der 5,3 Millionen Wahlberechtigten hätten an der Abstimmung teilgenommen.
Von ihnen hätten sich 90 Prozent für die Abspaltung von Spanien ausgesprochen. Nach den Worten von Puigdemont hat Katalonien damit «das Recht gewonnen», einen unabhängigen Staat zu gründen. (sda/dpa)
Referendum belastet den Euro
[KOMMENTAR] Aufruhr in Katalonien: Sucht endlich den Kompromiss
Hier gehts zum Kommentar von Spiegel-Autor Claus Hecking
Europäische Staatschefs schweigen weiter
Violence can never be the answer! We condemn all forms of violence and reaffirm our call for political dialogue #CatalanReferendum #Spain
— Charles Michel (@CharlesMichel) October 1, 2017
Der gescheiterte deutsche SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz gab ebenfalls seine Meinung ab:
Die Eskalation in Spanien ist besorgniserregend. Madrid und Barcelona müssen sofort deeskalieren und den Dialog suchen.
— Martin Schulz (@MartinSchulz) October 1, 2017
Der Präsident der Europäischen Linken, Gregor Gysi, kritisierte das Vorgehen des spanischen Staats: «Die spanische Regierung befördert mit Gewalt das, was sie verhindern will», erklärte er. Der Chef der britischen Labour-Partei, Jeremy Corbin, warf der spanischen Polizei «schockierende Gewalt gegen die Bürger» vor.
Spanische Polizei feiert sich auf Twitter
— Policía Nacional (@policia) October 1, 2017
Tausende singen Anti-Franco-Lied
Thousands of the people in plaza Catalunya singing L'Estaca the famous Catalan anti-Francoist song. pic.twitter.com/DF7xF4iFb4
— teleSUR English (@telesurenglish) October 1, 2017
«Wer ist der Diktator?»: Maduro stichelt gegen spanische Regierung
Bei dem Referendum über die Unabhängigkeit Kataloniens habe es am Sonntag brutale Repression gegeben, sagte Maduro im venezolanischen Fernsehen. Mitte Juli habe seine Regierung dagegen immerhin ein nicht anerkanntes Plebiszit der Opposition zugelassen.
90 Prozent der Wähler für Abspaltung von Spanien
Nur knapp sieben Prozent der Wähler stimmten gegen die Loslösung von Spanien.
Die Regierung erklärte, dass knapp 2,3 Millionen Menschen einen Stimmzettel eingelegt hätten. 90 Prozent davon stimmten demnach für die Abspaltung. Die Stimmbeteiligung lag bei 42,3 Prozent. Katalonien zählt insgesamt 5,3 Millionen Wähler.
Laut @tv3cat stimmten 2 Mio Ja und 176'566 Nein. Leer: 45'585. Ungültig: 20'129. #referendumCAT
— Pascal Ritter (@typeritter) October 1, 2017
Unabhängigkeit wird innert 48 Stunden ausgerufen
Mit ihrer Teilnahme am Referendum vom Sonntag haben sich die Katalanen nach Ansicht ihres Regierungschefs Carles Puigdemont das Recht auf Unabhängigkeit erworben. «Mit diesem Tag der Hoffnung und auch des Leidens haben die Bürger von Katalonien, haben wir uns das Recht verdient, einen unabhängigen Staat zu haben», sagte Puigdemont in einer Fernsehansprache. Dieser solle die Form einer Republik erhalten.
Nach Informationen der Zeitung «El País» gewannen die Separatisten die vom Verfassungsgericht in Madrid verbotene Abstimmung mit rund 87 Prozent der Stimmen. Eine offizielle Bestätigung der Ergebnisse gab es nicht. Nach einem vom katalanischen Parlament verabschiedeten «Abspaltungsgesetz» soll die Unabhängigkeit bei einem Sieg des «Ja»-Lagers innerhalb von 48 Stunden ausgerufen werden.
Am Dienstag droht ein Generalstreik
Zu den Initiatoren des Generalstreiks zählen die beiden einflussreichen spanischen Gewerkschaften UGT und CCOO sowie die Bürgerrechtsorganisation Katalanische Nationale Versammlung, die sich für eine Unabhängigkeit der Region einsetzt. 41 weitere politische und soziale Organisationen schlossen sich dem Aufruf an.
Katalanische Regierung: «Wir haben das Recht auf einen eigenen Staat»
Der katalanische Regierungschef Carles Puigdemont beansprucht nach Abstimmung über die Abspaltung von Spanien das Recht auf Unabhängigkeit seiner Region. «Wir haben das Recht gewonnen, einen unabhängigen Staat zu haben», sagte Puigdemont in Barcelona. Er machte keine Angaben zum Ergebnis oder zur Wahlbeteiligung. (sda/reu)
Weinender Piqué
Gerard #Pique in tears: I am proud of #Catalonia
— Jamie Johnson (@JamieoJohnson) 1. Oktober 2017
If the national team don't want me, I'll leave #CatalanReferendumpic.twitter.com/4g4e8crv5e
«Ich bin stolz auf Katalonien. Wenn das Nationalteam mich nicht will, verlasse ich es.»
Generalstreik am Dienstag?
Ruhiger Abstimmungsverlauf in katalanischer Exklave
Die spanische Gemeinde liegt einige Kilometer hinter der Grenze und ist vom französischen Departement Pyrénées Orientales umgeben. Als Wahllokal diente das Apotheken-Museum.
Llívia, das verwaltungstechnisch zu Katalonien gehört, ist dafür bekannt, eine Unabhängigkeit der Region vom Königreich Spanien zu unterstützen. Vor einigen Tagen hatten die Einwohner aus Kerzen eine riesige katalanische Flagge gebildet. (sda/afp)
Rajoy verteidigt Vorgehen der Polizei
Er appellierte an die katalanische Regionalregierung, nicht mehr weiter diesen Weg zu gehen, der nirgendwo hinführe. In Katalonien sei ohnehin die grosse Mehrheit der Stimmberechtigten nicht abstimmen gegangen. Es sei keine Volksabstimmung, «sondern eine Inszenierung» gewesen.
«Schande Europas»
Das Innenministeriums in Madrid teilte mit, Demonstranten hätten Polizisten mit Steinen beworfen. Neun Polizisten und drei Gendarme der Guardia Civil seien verletzt worden. Der spanische Innenminister Juan Ignacio Zoido nannte den Polizeieinsatz «verhältnismässig» und forderte die katalanischen Behörden auf, dem «echten Irrsinn» ein Ende zu setzen.
2000 Wahllokale sind zur Stimmabgabe offen gestanden
Die Wahllokale schlossen nach elf Stunden wie vorgesehen um 20.00 Uhr (MESZ). Turull versicherte allerdings, dass diejenigen Stimmberechtigten, die zur Schliessung der Lokale noch in den Schlangen stünden, ihre Stimme würden abgeben dürfen. Die Auszählung werde einige Zeit in Anspruch nehmen, betonte er.
EU-Politiker reagieren
Als erster EU-Regierungschef verurteilt Belgiens Charles #Michel die Gewalt in #Katalonien. #EU hüllt sich bisher offiziell in Schweigen. https://t.co/a8NPojqHq5
— Niklaus Nuspliger (@niknuspliger) 1. Oktober 2017
Der deutsche SPD-Chef Martin Schulz hat sich ebenfalls kritisch geäussert:
Die Eskalation in Spanien ist besorgniserregend. Madrid und Barcelona müssen sofort deeskalieren und den Dialog suchen.
— Martin Schulz (@MartinSchulz) 1. Oktober 2017
Mobilisiert wird per WhatsApp
Via WhatsApp versuchen die Organisatoren, die Leute zu mobilisieren. Man will verhindern, dass die Polizei noch mehr Wahlurnen beschlagnahmt.
Hier ein Aufruf, der weiterverbreitet wurde.
Weil Webseiten gesperrt sind, kommen die Infos über Whatsapp. Niemand soll nach Hause gehen, bis die Urnen sicher sind. #referendumCAT pic.twitter.com/PFKkKUY47I
— Pascal Ritter (@typeritter) 1. Oktober 2017
Der Blick ins fast leere Stadion
Das grösste Fussballstadion Europas, das Camp Nou, würde fast 100'000 Zuschauern Platz bieten. An diesem Sonntagnachmittag ist die Öffentlichkeit ausgeschlossen.
Wegen der Auseinandersetzung rund um das katalanische Unabhängigkeitsreferendum und daraus folgenden Sicherheitsbedenken werden keine Zuschauer ins Stadion gelassen.
Neue Berichte zu Verletzten
Die Betroffenen seien überwiegend wegen Schwächeanfällen und leichteren Beschwerden in Kliniken und Gesundheitszentren behandelt worden, sagte eine Sprecherin der Gesundheitsbehörden der katalanischen Regionalregierung am Sonntag.
Bei 91 sei eine Verletzung bestätigt, darunter eine schwere Augenverletzung, fügte sie hinzu. Auch die Rettungsdienste Kataloniens sprachen von mindestens 91 Verletzten.
Die Betroffenen wurden aufgerufen, bei der katalanischen Polizei Anzeige gegen die staatliche Polizeieinheit Guardia Civil zu erstatten.
(sda)
Mit Spanien-Flagge ins Wahllokal
Chico con la bandera de España vota sin ningún problema.
— House Enfurecido ☭ (@LekaconK) 1. Oktober 2017
Así debería haber sido todo.#CatalanReferendum pic.twitter.com/XJus8K4JTx
Er gibt seine Stimme ab, und marschiert friedlich raus.
Verwirrung um Barcelona-Spiel
Hier gehts zur watson-Story.
Angeblich über 330 Verletzte
Die Betroffenen wurden aufgerufen, bei der katalanischen Polizei Anzeige gegen die staatliche Polizeieinheit Guardia Civil zu erstatten. Die Rettungsdienste Kataloniens sprachen ihrerseits von mindestens 91 Verletzten.
Zur Verhinderung der Abstimmung hat Madrid rund 4000 staatliche Polizisten nach Katalonien geschickt. Nach Angaben des Innenministeriums in Madrid wurden auch mindestens elf spanische Polizisten verletzt. Die Einsatzkräfte wurden demnach mit Steinen beworfen.
Spiel des FC Barcelona abgesagt
Fussballstar Piqué nimmt an Referendum teil
«Zusammen lassen wir uns beim Verteidigen der Demokratie nicht aufhalten», fügte der spanische Nationalspieler hinzu. Piqué hatte sich bereits am Donnerstag für die Teilnahme an der umstrittenen Abstimmung ausgesprochen.
Auch die Barça-Legenden Carles Puyol und Xavi Hernandez stellten sich hinter das Referendum. «Abstimmen ist Demokratie!», schrieb Ex-Kapitän Puyol am Sonntag bei Twitter.
Xavi kritisierte in einem Video, das der katalanische Radiosender Rac1 veröffentlichte, das massive Vorgehen der spanischen Polizei gegen das Referendum. «Was heute in Katalonien passiert, ist eine Schande», sagte Xavi auf Katalanisch, Spanisch und Englisch.
Es sei «inakzeptabel», dass in einem demokratischen Land die Menschen an der Stimmabgabe gehindert würden. Xavi, der mittlerweile in Katar spielt, versicherte den Unabhängigkeitsbefürwortern seine «ganze Unterstützung».
(sda)
Elf verletzte Polizisten
Das Referendum sei eine «Farce», habe der Vertreter der spanischen Regierung für Katalonien, Enric Millo, gesagt. Carles Puigdemont und seine Regierung seien «allein verantwortlich für alles, was heute passiert ist und was noch passieren könnte, wenn sie diese Farce nicht beenden».
Die spanischen Behörden hätten elf verletzte Polizisten gemeldet. Die Gewalt gehe zumindest vereinzelt von beiden Seiten aus.
Spaniens Innenminister Juan Ignacio Zoido (Archivbild) liess verlauten, das Handeln der Polizei sei angemessen und professionell.
Regionalpolizei verweigert den Befehl
An vielen Orten war überhaupt keine Polizei zu sehen, und die Wähler standen in langen Schlangen vor den Urnen an. «Bei uns läuft alles rund, die Wahllokale sind offen und die Bürger wollen wählen», sagte der Bürgermeister des Ortes Arenys de Munt nordöstlich von Barcelona der Nachrichtenagentur dpa. «Das ist Demokratie.»
Insgesamt seien 73 Prozent der insgesamt 3215 Wahllokale funktionstüchtig, erklärte der Sprecher der katalanischen Regionalregierung, Jordi Turull. Eine unabhängige Überprüfung dieser Angabe war zunächst nicht möglich.
(sda)
Mindestens 38 Verletzte bei Polizeieinsätzen
Die spanische Polizei ging nach Beginn eines von der Zentralregierung für illegal erklärten Unabhängigkeitsreferendums gewaltsam gegen Demonstranten vor, die Beamte am Betreten von Wahllokalen hindern und den Abtransport beschlagnahmter Wahlurnen verhindern wollten.
#CatalanReferendum catalan people want to vote.... Spanish solution. #Votarem pic.twitter.com/yCuPgBqUC2
— arnau vidal (@arnauvidal5) 1. Oktober 2017
Einem Bericht der Zeitung «El Periodico» zufolge setzte die Polizei an einer Kreuzung in Barcelona Gummigeschosse ein. Davon hätten mehrere Menschen berichtet, hiess es.
Der Chef der Regionalregierung Carles Puigdemont sagte, der Einsatz von Schlagstöcken und Gummigeschossen durch die Polizei sei eine «nicht zu rechtfertigende Gewalt». Dies erzeuge ein schreckliches Bild von Spanien.
(sda/afp/reu)
Polizisten stürmen Wahllokal
La Policia Nacional requisant les urnes a l'Escola Ramon Llull @btvnoticies pic.twitter.com/p14RzxlGOR
— Clara Vera (@ClaraVera14) 1. Oktober 2017
Katalonienchef trickst Polizei aus
Bei der Befragung können die Wähler Berichten zufolge in jedem Wahllokal abstimmen, unabhängig davon, wo sie gemeldet sind. Wie mehrfache Stimmabgaben verhindert werden sollen, war unklar.
Puigdemont war im Januar 2016 zum Chef der Generalitat (Regionalregierung) gewählt worden. Im Juni 2017 hatte er bekanntgegeben, dass er am 1. Oktober ein Referendum über die Abspaltung der Region abhalten wolle. Seither hatte er gegen den Widerstand aus Madrid eisern an dem Plan festgehalten.
(sda/dpa)
Krawalle zwischen Polizisten und Wählern
The world looks, shame for Spain.#CatalanReferendum#referendumCAT pic.twitter.com/5H8lTBHnen
— Barca Galaxy (@barcagalaxy) 1. Oktober 2017
Pressefotos zeigen, wie Dutzende Polizisten ihre Schilde einsetzen, um den Menschen den Zugang zu den Wahllokalen zu verwehren. Befürworter des Referendums riefen «Wir sind das Volk des Friedens» und «Wir haben keine Angst».
Carles Puyol, ein ehemaliger Spieler des FC Barcelona und Ex-Nationalspieler, schreibt via Twitter, Abstimmen sei Demokratie.
Votar es democracia!
— Carles Puyol (@Carles5puyol) 1. Oktober 2017
Beeindruckende Live-Bilder
Edith Gracia wartet seit 78 Jahren auf diesen Moment. Sie wird Ja stimmen zur Unabhängigkeit. #referendumCAT pic.twitter.com/4gy9Zww4hX
— Pascal Ritter (@typeritter) 1. Oktober 2017
Hier ein Video-Tweet, der zeigt, wie ältere Menschen zum Wahllokal durchgelassen werden.
Gleich gehts los. Älter Personen werden durchgelassen zum Wahllokal. #referendumCAT pic.twitter.com/GrMlVoTMza
— Pascal Ritter (@typeritter) 1. Oktober 2017
Polizei beschlagnahmt Wahlurnen
In Girona riegelten Polizisten eine als Wahllokal genutzte Sporthalle ab, in der Regionalpräsident Carles Puigdemont seine Stimme abgeben sollte.
Die katalanische Regierung erklärte, Wähler könnten zu jedem offenen Wahllokal gehen, wenn das eigentlich vorgesehene abgeriegelt sei. Zudem würde auch solche Stimmzettel akzeptiert, welche die Wähler zuhause ausgedruckt hätten.
(sda)
Seperatisten wollen Wahllokale beschützen
Die auf Schiffen im Hafen von Barcelona untergebrachten Angehörigen der staatlichen Polizeieinheit Guardia Civil brachen am Morgen in grösseren Fahrzeugkolonnen zu unbekannten Zielen auf.
Das Verfassungsgericht Spaniens hat die von der Regionalregierung Kataloniens ausgerufene Abstimmung verboten. Dagegen halten die Organisatoren an dem Referendum fest und wollen dieses trotz der Gegenmassnahmen der Staatsbehörden durchziehen. Die Generalstaatsanwaltschaft hat die Polizei angewiesen, die Wahllokale abzusperren und die Stimmabgabe am Sonntag zu verhindern
Menschen stehen Schlange vor Wahllokalen
#JoVoto #ReferendumCatalogna #votaremperserlliures pic.twitter.com/iBzgPhNCqX
— Laura Cuadrado Agell (@lauracuadrado7) October 1, 2017
Vielerorts friedlich
Auf Fotos war zu sehen, dass die Polizei zum Teil auch Gummigeschosse einsetzte. Mehrere Menschen bluteten im Gesicht, darunter auch ältere Bürger. Die katalanische Regierung sprach von über 330 Verletzten, darunter mehrere Schwerverletzte.
Die Guardia Civil ist seit der Unterdrückung der Region unter dem Franco-Regime in Katalonien äusserst unbeliebt.
Der Chef der katalanischen Regionalregierung, Carles Puigdemont, erklärte, die Sicherheitskräfte hätten auch Gummigeschosse und Schlagstöcke eingesetzt und sprach von einem «ungerechtfertigten, irrationalen und unverantwortlichen» Gewalteinsatz. Er sagte an die Adresse der Regierung des spanischen Regierungschefs Mariano Rajoy: «Es ist alles gesagt, die Schande wird sie auf ewig begleiten.»
Die Menschen reagierten friedlich auf die Aktionen der Polizei, hielten ihre Hände in die Höhe und stimmten Lieder an. Einige gingen mit Blumen in den Händen auf die Sicherheitskräfte zu. «Wir sind friedliche Leute!», riefen die Bürger in Sprechchören.
An vielen Orten war überhaupt keine Polizei zu sehen, und die Wähler standen in langen Schlangen vor den Urnen an. «Bei uns läuft alles rund, die Wahllokale sind offen und die Bürger wollen wählen», sagte der Bürgermeister des Ortes Arenys de Munt nordöstlich von Barcelona. «Das ist Demokratie.»
Insgesamt seien 73 Prozent der insgesamt 3215 Wahllokale funktionstüchtig, erklärte der Sprecher der katalanischen Regionalregierung, Jordi Turull. Eine unabhängige Überprüfung dieser Angabe war zunächst nicht möglich.
Puigdemont ist seit Anfang 2016 Chef der Generalitat (Regionalregierung). Im Juni 2017 hatte er bekanntgegeben, dass er am 1. Oktober ein Referendum über die Abspaltung der Region abhalten wolle. Seither hatte er gegen den Widerstand aus Madrid eisern am Plan festgehalten.
Unter Berücksichtigung der Störungsaktionen aus Madrid würde die Abgabe von einer Million Stimmen «einen überragenden Erfolg» darstellen, sagte am Samstag Jordi Sánchez, der Präsident der separatistischen Bürgerinitiative ANC. Bei einem Sieg des «Ja»-Lagers will Barcelona schon in den Tagen nach der Abstimmung die Unabhängigkeit von Spanien ausrufen.
(dsc/sda/dpa/reu)
