7 Fakten zum Darknet: Wie viel kostet ein Auftragsmord in der Schweiz

Darknet Hacker Kriminalität
Der Darknet-Handel mit gestohlenen Daten wird immer professioneller.bild: shutterstock

7 Fakten zum Darknet: Zum Beispiel, wie viel in der Schweiz ein Auftragsmord kostet

IT-Sicherheitsexperte Marc Ruf und seine Kollegen forschen im verborgenen Teil des Internets. Wir präsentieren spannende Erkenntnisse zum Drogenhandel und anderen Schwarzmärkten, die florieren.
05.01.2017, 14:5703.05.2019, 14:06
daniel schurter

Der erfahrene Hacker und IT-Experte Marc Ruef ist Mitinhaber der Beratungsfirma Scip AG, die sich auf Informationssicherheit spezialisiert hat. Zu den Kunden gehören mittlere und grosse Unternehmen, die zum Beispiel herausfinden wollen, ob das eigene Netzwerk sicher ist.

Ruef bewegt sich beruflich des Öfteren im verborgenen Teil des Internets, hauptsächlich zu Recherchezwecken, etwa um Informationen zu noch unveröffentlichten Computer-Sicherheitslücken zu finden.

Im Darknet blühen die Schwarzmärkte, ob dies Drogen, Waffen oder andere Produkte seien. In einer aktuellen Forschungsarbeit haben Ruef und weitere Mitarbeiter verschiedene Bereiche untersucht. Nachfolgend präsentieren wir überraschende und spannende Fakten:

So viel kostet ein Auftragsmord

Die Schweiz ist auch bei Auftragsmorden ein teures Pflaster. Das zweitteuerste, hinter China, wie die «Handelszeitung» konstatiert. Doch die Preisspanne ist riesig. Selbst «in Wohlstandsnationen wie der Schweiz» seien Auftragskiller schon ab 5000 Dollar zu haben.

Darknet-Preise für professionell ausgeführte Tötungen, sogenannte Auftragsmorde.
Darknet-Preise für professionell ausgeführte Tötungen, sogenannte Auftragsmorde.bild: scip ag

Gerade bei den Darknet-Seiten, die angeblich professionelle Auftragsmorde vermitteln, ist Skepsis geboten. Dazu Marc Ruef: «Unsere Recherche lässt vermuten, dass viele der angebotenen Dienstleistungen nicht echt sind. Die Profile und Preisstrukturen widersprechen teilweise dem, wie in solchen Kreisen operiert wird. Hier geht es wohl oftmals um Provokation und Trolling.»

Im Darknet geht es bei jedem zweiten Angebot um Geld

Der Zugang zum Darknet erfolgt über spezielle Software. Die bekannteste wird Tor genannt. Das Kürzel steht für The Onion Router. Mit dem Tor-Browser ruft man Darknet-Seiten auf, die als sogenannte Hidden Services auf Servern gespeichert sind und in der Regel vor herkömmlichen Suchmaschinen wie Google verborgen bleiben.

Ruef und seine Kollegen haben die Hidden Services analysiert und kommen zum Schluss, dass fast die Hälfte einen kommerziellen Hintergrund hat: «Es werden also Daten, Informationen oder Produkte gegen Geld gehandelt, um Profit zu machen. Damit kann der Haupttreiber des Darknets als solcher identifiziert werden.»

Bei 15 Prozent der untersuchten Darknet-Dienste geht es um Drogenhandel.
Bei 15 Prozent der untersuchten Darknet-Dienste geht es um Drogenhandel.bild: scip ag

So viel kosten Drogen – die grösste Preisspanne gibt es bei einem Beruhigungsmittel

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bild: scip ag

Laut Bericht werden grundsätzlich «praktisch alle Drogen im Darknet gehandelt». Besonders populär seien dabei Cannabis (Marijuana und Haschisch), MDMA («Ecstasy»), Kokain und Heroin.

Die Preisspanne der verschiedenen Drogen sei sehr unterschiedlich. So koste ein Gramm Kratom, eine berauschende Pflanze aus Asien, zwischen 6 und 12 US-Cents. Der Preis für ein Gramm Opium hingegen variiere zwischen 1.30 Dollar und 6 Dollar. Die grössten Abweichungen seien bei Xanax zu sehen, das zwischen 35 Dollar und 330 Dollar gehandelt werde.

«Es erstaunt, dass auf diesen Plattformen doch ein gewisser moralischer Kompass vorhanden ist.»
Marc Ruef, IT-Sicherheitsexperte.quelle: scip ag

Die Terroranschläge von Paris haben den Waffenhandel im Darknet beeinträchtigt

Der Waffenhandel im Darknet sei am Wachsen, konstatiert Ruef. Oftmals seien es private Sammler und Händler, die Waffen und Munition verkaufen oder tauschen wollten.

Häufig werden im Darknet modifizierte Deko-Waffen angeboten, wie zum Beispiel Kalaschnikow-Sturmgewehre, die «scharf» gemacht wurden.

Die Terroranschläge vom 13. November 2015 haben laut Ruef einen spürbaren Effekt auf die illegalen Waffengeschäfte gehabt. Dies, obwohl entgegen anders lautenden Berichten keine der Tatwaffen von einem deutschen Darknet-Händler nach Frankreich geliefert wurde.

Fakt ist laut Ruef, dass die beiden populären Darknet-Märkte Agora (mittlerweile stillgelegt, Anmerkung der Red.) und Nucleus als Folge der Terroranschläge den ungehinderten Verkauf von Waffen eingestellt hätten. «Es erstaunt, dass auf diesen Plattformen doch ein gewisser moralischer Kompass vorhanden ist.»

So viel kosten gefälschte Ausweise und Kreditkarten

Beim Handel mit (gestohlenen) Kreditkartendaten hat laut Ruef in den letzten Jahren eine Professionalisierung stattgefunden.

In den USA sei die Social Security Number (SSN) ein wichtiges Element, um sich auszuweisen und bestimmte Leistungen zu beziehen. Entsprechend floriere auch der Schwarzmarkt mit solchen Daten. Hingegen existiere in Europa nichts Vergleichbares. «Zwar werden auch hier Ausweisdokumente getauscht und verkauft. Oftmals sind es aber nur Kopien von Dokumenten. Oder es werden Templates angeboten, mit denen sich ein gefälschter Ausweis selber zusammenklicken lässt.»

Die folgende Tabelle zeigt laut Ruef Richtwerte für den Datenhandel:

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screenshot: scip ag

Der Schwarzmarkt für neue (und gefährliche) Computer-Sicherheitslücken wächst explosionsartig

Kriminelle, Nachrichtendienste, private Unternehmen: Sie alle interessieren sich für sogenannte Exploits. Das sind Programme, die es ermöglichen, Computer-Sicherheitslücken auszunutzen.

«Exploits werden beispielsweise von uns angewendet, um die Existenz und Tragweite einer Schwachstelle im Rahmen einer Sicherheitsüberprüfung bestimmen zu können. Der Kunde erhält dadurch ein konkretes Bild davon, wie und was von dieser Ausnutzung erwartet werden kann.»
Marc Ruef, IT-Sicherheitsexperte, Scip AG.

Die Darknet-Preise für Exploits variieren laut Ruef stark und hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Exklusivität und der Durchschlagskraft. Am wertvollsten seien sogenannte «Zero Days», sie basieren auf Schwachstellen, die noch nicht bekannt sind.

Laut Ruef gibt es ein explosionsartiges Wachstum, was die Zahl der Schwachstellen betrifft und die Preise, die bezahlt werden.

epa04686822 An undated handout photo made available by the National Security Agency (NSA) shows an aerial view of the headquarters of the NSA in Fort Meade, Maryland, USA. One person was killed and on ...
Die National Security Agency (NSA) gehört zu den Abnehmern von Exploits.Bild: EPA/NSA

Die Schweizer Behörden gehen im Darknet nur gegen Kinderpornos aktiv vor

Dies sagte der operative Chef der eidgenössischen Melde- und Analysestelle Informationssicherung (Melani), Marc Henauer, laut einem Bericht der «Handelszeitung». Abgesehen davon werde die Strafverfolgung in der Schweiz grundsätzlich erst nach einer Anzeige aktiv.

Der nationalen Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (Kobik) gelang es letztes Jahr, 86 Internetanschlüsse zu identifizieren, die aktiv an der Verbreitung von Kinderpornos beteiligt waren.

Die grösste Hürde für die Strafverfolgung ist gemäss Ruef die Gesetzeslage an sich:

«Ermittlungen mit falschen Identitäten sind entweder gar nicht erlaubt oder bewegen sich in einer juristisch und gesellschaftlich umstrittenen Grauzone. In vielen Bereichen wird von Käufern erwartet, dass sie ihre eigene Authentizität beweisen. Beim Ankauf grosser Mengen Kreditkarten wird es dann erforderlich, dass man selbst ein paar gestohlene Kreditkarten vorzeigen kann. Die Verkäufer wissen, dass den Behörden eine Verteilung gestohlener Kreditkarten untersagt ist. Wird eine solche aber provoziert, können sie davon ausgehen, dass der Käufer legitim ist. In den Bereichen des Drogenhandels und der Kinderpornographie haben sich ähnliche Mechanismen etabliert.»

Roboter kauft Ecstasy im Darknet

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