Ermittlern in Europa und den USA ist ein grosser Schlag gegen illegale Geschäfte im sogenannten Darknet, dem versteckten Teil des Internets, gelungen. Mit der Plattform AlphaBay ist die grösste bisher bekannte Darknet-Vertriebsstruktur ausgehoben worden.
Das sagte US-Justizminister Jeff Sessions am Donnerstag in Washington. Die Administratoren seien dingfest gemacht worden.
In Zusammenarbeit mit dem FBI legte die niederländische Polizei dann mit dem Marktplatz Hansa noch einen weiteren der grössten illegalen Handelsplätze des Darknets still. Auf dem Hansa-Markt seien vor allem Drogen, Juwelen und gefälschte Waren gehandelt worden, teilte die Polizei am Donnerstag in Den Haag mit.
Dieses Portal wurde offenbar von zwei Deutschen betrieben, wie die für Internetkriminalität zuständige Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main mitteilte. Zwei Männer aus dem Bundesland Nordrhein-Westfalen befänden sich seit 21. Juni in Untersuchungshaft.
Der Schlag gegen AlphaBay war dem FBI gemeinsam mit Ermittlern aus Kanada und Thailand bereits im Juni geglückt. Der Handelsplatz für Drogen, Waffen, gefälschte Dokumente und Kinderpornografie war geschlossen worden.
Doch das hatten die Ermittler absichtlich geheim gehalten, um Nutzer auf den zu diesem Zeitpunkt bereits von der Polizei überwachten Marktplatz Hansa zu locken. Vier Wochen lang handelten die Kriminellen unter der Aufsicht der Fahnder ahnungslos weiter.
Der Administrator von AlphaBay, ein 25-jähriger Kanadier, wurde in Thailand am 5. Juli festgenommen. Eine Woche später wurde er erhängt in seiner Zelle gefunden. «Anscheinend nahm er sich das Leben», heisst es in einer Mitteilung der US-Behörden.
Die US-Behörden froren daraufhin erhebliche Vermögenswerte ein, die dem Administrator und seiner Ehefrau gehörten, darunter mehrere Luxusautos, Häuser und ein Hotel sowie Millionenwerte in der Internet-Währung Bitcoin. Der Thailänderin wird ihrerseits Geldwäsche vorgeworfen.
Im Fall von Hansa wurden neben den beiden Deutschen auch in den Niederlanden bereits eine unbekannte Zahl von Verdächtigen festgenommen. Dutzende Ermittlungsverfahren wurden eingeleitet, sagte ein Polizeisprecher.
An den Ermittlungen waren Polizeieinheiten in mehreren Ländern beteiligt, darunter in den USA, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Thailand, Kanada und Litauen. Es handle sich um «eine der grössten und ausgefeiltesten Ermittlungen im Bereich Cyber-Crime in der Kriminalgeschichte», sagte Europol-Direktor Rob Wainwright.
Auf AlphaBay wurden nach Behördenangaben mehr als 200'000 Kunden mit rund 250'000 illegalen Angeboten allein von Drogen bedient worden, oft einfach auf dem Postweg. Darunter waren harte Drogen wie Heroin. Auch Zehntausende falsche Dokumente konnte man auf AlphaBay kaufen. Mehr als 40'000 Anbieter boten ihre illegalen Waren und Dienstleistungen dort feil.
2013 hatten internationale Ermittlungsbehörden bereits den Marktplatz SilkRoad ausgehoben, der damals als grösste Vertriebsstruktur des Darknets galt. Er war allerdings mit 14'000 Angeboten deutlich kleiner als AlphaBay.
Das Darknet ist ein anonymer und schwer zu kontrollierender Bereich des Netzes. Dort werden Informationen auf wechselnden Routen über verschiedene Server hin- und hergesendet, so dass der Weg der Daten nicht nachvollziehbar ist. (sda/dpa/reu)