Es gibt Menschen, die wollen einfach nicht mitspielen. Selbst mit dem Versprechen, ihnen das Velo zu putzen, eine Torte zu backen oder die Zehen zu massieren bringt man sie partout nicht an den Spieltisch. Die Gründe für ihre Spiele-Allergie sind unterschiedlich.
Es gibt aber ein paar Titel, mit denen ich selbst bei hoffnungslosen Fällen Erfolge erzielt habe: Natürlich müssen solche Spiele relativ kurz, eher einfach und sehr unterhaltend sein, so dass man sich auf gar keinen Fall zu sehr anstrengen muss, um die Spiele-Abstinenzler zu überzeugen.
Ein Problem für Nichtspieler ist ja oft, dass sie nicht das Risiko eingehen wollen, blöd da zu stehen, weil sie etwas nicht kapieren oder schlecht können. Deshalb sind Teamspiele ideal. Dort können sie sich in einer Gruppe verstecken. «Codenames» ist eines jener seltenen Partyspiele, mit denen ich Leute, die nie spielen, immer wieder begeistern kann. Entgegen der Schachtelangabe kann es durchaus auch mit 10 oder 12 Leuten gespielt werden. Es eignet sich gut für die Auflockerung von Einladungen oder Abendessen.
Mehrfach ist es mir passiert, dass Gäste zu Beginn erklärten, sie wollen auf keinen Fall mitspielen, sondern nur zugucken. Beim Verfolgen des Spielgeschehens hat es ihnen dann aber sofort den Schuhbändel hinein gezogen, so dass sie ab der zweiten Partie voll integriert und selbst euphorisiert waren. Man kann sich nämlich gar nicht dagegen wehren, als Zuschauer mit zu raten. Das «Spiel des Jahres 2016» entwickelt einen unheimlichen Sog. Sofort wird eine zweite, dritte, vierte Partie angehängt.
Gemeinsam muss das Team ein Rätsel knacken: 25 Karten mit Begriffen liegen auf dem Tisch. Es sind Codenamen für Agenten. Zwei Geheimdienstchefs versuchen ihren Teammitgliedern mitzuteilen, welche Agenten zur eigenen Organisation gehören und geben assoziative Hinweise dazu. Mittlerweile gibt es auch Ausgaben mit Bildern («Codenames Pictures») oder nicht jugendfreien Begriffen nur für Erwachsene («Codenames Undercover») oder für nur zwei Spieler («Codenames Duett»).
Partyspiel von Vlaada Chvátil für 2 bis 8 Spieler ab 10 Jahren, ca. 20 min, Asmodee/Heidelberger, ca. 20 Franken.
Als ich einmal zwei Jahre um die Welt reiste, hatte ich «Kakerlakenpoker» im Rucksack. Es war einer meiner Türöffner, um – an welchem gottverlassenen Flecken Erde auch immer auf diesem Planeten – garantiert mit wildfremden Menschen in Kontakt zu kommen. Ich habe es oft mit Leuten gespielt, deren Sprache ich überhaupt nicht verstehe. Denn die Grundregeln des witzigen Kartenspiels sind derart einfach, dass man sie mit Gebärdensprache und Tierlauten jedem Menschen beibringen kann, der fähig ist, Karten in der Hand zu halten.
Das Spiel ist kulturell universell. Denn andere an der Nase herumzuführen, Bluffen, Lügen, versuchen, sie hereinzulegen oder Bluffer zu enttarnen sind in jeder sozialen Gemeinschaft auf der Welt bekannte Verhaltensweisen. Das Kartendeck enthält die Zeichnungen von acht Tieren, die niemand mag. Das Spielprinzip ist simpel, man legt jemandem eine Karte verdeckt hin und behauptet, dass es ein bestimmtes Tier ist. Nun blickt einem der Mitspieler tief in die Augen, glaubt es oder nicht. Wer kein Risiko eingehen will, deckt nicht auf und involviert einen weiteren Mitspieler. Wer aber reinrasselt, muss die Karten vor sich auslegen und sammeln. Wer irgendwann zu viele Karten in seinem Portfolio hat, verliert.
Bluffspiel von Jacques Zeimet für 2 bis 6 Spieler ab 8 Jahren, ca. 20 min, Drei Magier, ca. 13 Franken.
Wenn auf einer Messe am Stand von «Spiel des Jahres» gerade nichts los ist, stellen wir einfach ein «Klask» auf die Theke und sofort setzen sich Leute hin und werden von Schaulustigen umringt. Dieses Ding will jeder, der es sieht, sogleich selber ausprobieren.
Zwei Spieler steuern mit Magneten unter einem Holzbrett Metallkegel. Damit versuchen sie, einen Ball ins gegnerische Tor zu bugsieren, dabei mit dem Kegel nicht ins eigene Loch zu fallen und in der Hitze des Gefechts die Kontrolle über den Kegel nicht zu verlieren. Die grösste Herausforderung ist zudem, drei kleine weisse Magnete auf dem Spielfeld dem Gegner anzuschiessen und sie nicht selber einzufangen. Kleben zwei von ihnen am gegnerischen Metall-Kegel, zählt das wie ein Tor.
Der dänische Tischler Mikkel Bertelsen zimmerte die ersten Spiele von Hand in seiner Werkstatt und verschenkte sie an Weihnachten an Freunde. Von da begann eine grandiose Erfolgsgeschichte. Die Firma Carletto AG aus Wädenswil mit ihrer Marke Gamefactory hat das coole Holzspiel für den Markt in der Schweiz und Deutschland übernommen.
Magnetisches Geschicklichkeitsspiel von Mikkel Bertelsen für 2 Spieler ab 8 Jahren. ca 10 Minuten, Gamefactory, 60 Franken.
Wer weiss, was ein Bugkox ist, oder ein Lik, ein Stawuz oder ein Plengi? Noch nie gehört? – Dafür brauchst du dich jetzt nicht zu schämen, denn die Begriffe sind frei erfunden. Trotzdem muss man im Spiel «Krazy Wordz» ihre Bedeutungen erraten. Das klingt jetzt etwas bescheuert und subversiv, ist es auch ein bisschen, macht aber trotzdem unheimlichen Spass.
Jeder bekommt eine geheime Aufgabenkarte und soll mit neun zufällig gezogenen Buchstaben ein Wort bilden, das so klingt, als ob es die Bedeutung hat, welche die Karte vorgibt: Ein Dorf in Oberbayern, ein ausserirdisches Volk, die Bezeichnung für einen miesen Lehrer, ein Stamm in Afrika oder eine Boyband. Dann werden alle Aufgabenkarten gemischt, offen aufgedeckt und man hofft, dass die eigene Kreation richtig zugeordnet wird. Es ist dabei immer wieder höchst erstaunlich zu sehen, wie es tatsächlich möglich ist, nur durch den Wortklang auf die richtigen Assoziationen zu kommen.
«Krazy Wordz» ist eines jener Spiele, bei welchen eine Gruppe immer wieder von Lachanfall zu Lachanfall torkelt. Beim Kauf muss man allerdings darauf achten, dass man als Familie die gelbe Schachtel mit der harmlosen Version erwischt und als Student die violette mit den nicht jugendfreien Begriffen.
Wortspiel von Dirk Baumann, Thomas Odenhoven und Matthias Schmitt für 3 bis 7 Spieler ab 10 Jahren, ca. 30 Minuten. Ravensburger, ca. 24 Franken.
Hier gibt es keine Wartezeiten, bis man wieder an der Reihe ist. Denn im Würfelspiel «Qwixx» sind immer alle Mitspieler gleichzeitig involviert. Sechs Würfel werden geworfen und alle, die mitzocken, versuchen aufgrund der Resultate Zahlen auf ihrem Block effizient abzukreuzen. Das darf man aber eben nicht beliebig, sondern immer nur von links nach rechts. Fehlwürfe geben Minuspunkte.
Was in der Theorie relativ bescheiden klingt, macht in der Praxis Menschen süchtig, ehrlich. Das Spielprinzip von «Qwixx» klingt zwar zunächst nach ziemlich viel Glück, hat aber auch viel mit Risikobereitschaft und durchaus auch mit Taktik zu tun.
Weil das Spiel so unglaublich einfach und innert kürzester Zeit durchgespielt ist, in jede Hosentasche passt und überall hin mitgenommen werden kann, ist es zum Verkaufsschlager geworden. Die Papier-Blöcke dazu können auch separat gekauft werden. Aufgrund des Erfolges gibt es mittlerweile zahlreiche neue Varianten, unterschiedliche Blöcke und Regel-Erweiterungen zu diesem Unterhaltungsgiganten im Kleinformat zu kaufen.
Würfelspiel von Steffen Benndorf für 2 bis 5 Spieler ab 8 Jahren, etwa 15 Minuten, Nürnberger Spielkarten (NSV), 11 Franken
Als Jurymitglied ist Tom Felber verpflichtet, sämtliche relevanten neuen Spiele mehrfach auszuprobieren. Dazu benötigt er natürlich auch immer wieder neue Mitspieler. Wer Lust hat, mitzuspielen, kann sich über spieleabende@bluewin.ch für seinen Newsletter anmelden. Die Spiele-Testrunden finden jeweils in Zürich statt.