Rostende Neuwagen, fragwürdige Software – und zuletzt ging ein 70'000-Euro-Tesla sogar im Regen kaputt. Woher kommen diese haarsträubenden Mängel? Die schwedische Tageszeitung «Dagens Arbete» (deutsch etwa: Tagesarbeit) deckte es auf.
Wer demnach dem erwarteten Arbeitstempo bei Tesla nicht gewachsen ist, bekommt keine Lohnerhöhung – und riskiert sogar die Entlassung. Das geht aus Gesprächen der Zeitung mit anonymen Tesla-Mitarbeitern hervor. Demnach bleibe den Mitarbeitern selbst für das Beheben komplizierter Fehler kaum ausreichend Zeit.
Dem Bericht zufolge stehen den Arbeitnehmern bestimmte Zeitfenster zur Verfügung, in denen sie ihre Arbeit verrichten können. Das ist nicht ungewöhnlich. Bei Tesla scheinen diese Zeitfenster jedoch recht klein zu sein. Der Austausch eines Reflektors darf beispielsweise nicht länger als drei Minuten dauern, die Suche nach einem Fehler nicht länger als eine Stunde.
Kurzum: Die Zeitvorgaben seien in vielen Fällen zu knapp bemessen. Und darunter leiden nicht nur die Mitarbeiter. Sondern auch die Tesla-Kunden. Denn dadurch können teilweise selbst komplizierte Fehler nicht rechtzeitig behoben werden. «Wir schicken die Autos trotzdem raus», sagt einer der Mitarbeiter.
Das bestätigen mehrere Techniker, mit denen «Dagens Arbete» gesprochen hat. Niemand will seinen Namen nennen, aus Angst vor Repressalien durch den Arbeitgeber. «Das System belohnt diejenigen, die schlechte Arbeit leisten, weil sie dann auf dem Papier eine höhere Produktivität haben», sagt einer von ihnen.
Ein Beispiel sei eine etwas kompliziertere Fehlersuche. «Es kann ein vager Fehler sein, der kommt und geht. Dann muss man sich hinsetzen und an allen Kabeln herumfummeln und so weiter. Aber das dauert zu lange», sagt ein Mitarbeiter.
Automechaniker haben maximal eine Stunde Zeit, um ein Problem zu beheben. Bei diffusen Fehlern könne die Reparatur allerdings auch mehrere Stunden dauern. Wer sich aber die Zeit nimmt, den Fehler tatsächlich zu beheben, riskiere seine Gehaltserhöhung und seinen Bonus. Und Schlimmeres.
Denn alle sechs Monate bewertet Tesla, ob die Mechaniker die so genannten Produktivitätsziele erreicht haben. Das bedeutet: ob die Arbeit in der vorgegebenen Zeit und möglichst noch schneller erledigt wurde. Die Mechaniker erhalten dann eine Bewertung zwischen eins und fünf.
Inzwischen sei die Bewertung direkt an die Lohnentwicklung gekoppelt. Wer eine Eins bekommt, riskiere sogar die Kündigung. «Dann gibt es direkt ein Gespräch mit der Personalabteilung. Du bist in Schwierigkeiten», sagt ein Arbeiter.
«Wenn du eine Eins bekommst, riskierst du deine Entlassung», bestätigt ein anderer.
Auch Führungskräfte laufen Gefahr, bei Nichterreichen der Ziele unter die Räder zu kommen. Deshalb würden Autos manchmal an die Kunden zurückgegeben, ohne dass die Mängel behoben wurden.
Es bleibe auch keine Zeit, sich in die recht komplizierten Computersysteme einzuarbeiten. Das müsse in der Freizeit geschehen. Die Vorgesetzten ermutigen die Mitarbeiter ohnehin, Überstunden zu machen – ohne sie zu erfassen. «Wer befördert wird, hat oft viele unbezahlte Überstunden gemacht. Jeder spürt den Druck, gut zu sein und abends und am Wochenende zu arbeiten, ohne die Zeit aufzuschreiben. Wir haben einige Mitarbeiter, die dadurch ausgebrannt sind. Aber das Unternehmen scheint sich nicht so sehr darum zu kümmern», sagt ein Mechaniker.