Renault Twingo: Warum dieses knuffige Elektroauto zum Hit wird
Das Wichtigste im Überblick
- Der elektrische Renault Twingo kommt Anfang 2026
- Kleinwagen mit vier Türen, vier Plätze (Abmessungen: 3,79 x 1,72 x 1,49 m)
- Reichweite: 263 km (WLTP), Akku mit 27,5 kWh (netto)
- AC-Laden: 11 kW (DC-Schnellladen mit max. 50 kW nur gegen Aufpreis)
- Preis: Basisversion bei knapp 20'000 Franken
Zu Beginn der Neunzigerjahre war der Twingo eine kleine Sensation: knuffig, bunt, erstaunlich geräumig, eine praktische Kiste mit freundlichem Gesicht. Mit cleveren Marketingkampagnen wurde er in Szene gesetzt und kam nicht nur, aber vor allem bei Frauen gut an. In den folgenden Generationen wurde er erwachsener und verlor ein Stück seines Charmes.
Nun kehrt der Twingo nach einer kurzen Pause zurück. Mit neuer Elektro-Technik, aber mit vertrauter Optik, schon wie die Modelle Renault 4 und Renault 5. Und mit einem Preis, der ein Ausrufezeichen bei den noch seltenen elektrischen Kleinwagen setzt: Gefertigt in Osteuropa und entwickelt in China, soll die Einstiegsversion unter 20'000 Franken kosten.
Die Idee: Ein elektrischer, aber bezahlbarer Kleinstwagen
Das Segment der Kleinstwagen steckt derzeit in der Krise: Den bisherigen Modellen mit Verbrennungsmotor machen strenge Abgasauflagen und steigende Kosten zu schaffen. Mittlerweile ist nur noch eine Handvoll solcher Fahrzeuge auf dem Markt. Andererseits galt es lange als schwierig, einen wirklich günstigen Elektro-Kleinstwagen zu bauen – unter anderem wegen der teuren Akkus.
Bild: renault / DPPI Production
Renault hat den neuen Twingo mit viel Hilfe aus China in nur zwei statt der üblichen vier Jahre entwickelt. Dafür wurden Prozesse gestrafft, auf einfachere, aber zuverlässige Technik gesetzt und die Lieferketten möglichst kurz gehalten. Das reduziert die Komplexität und ermöglicht genau den Preis, der diese Klasse wieder interessant macht.
Der Auftritt: Retro – und bewusst anders
Der optische Auftritt des neuen Twingo an sich ist keine grosse Überraschung mehr: Schon in den vergangenen zwei Jahren hat Renault Studien gezeigt, um auf den kommenden Elektro-Stadtflitzer neugierig zu machen. Vieles davon findet sich nun im Serienauto wieder: die One-Box-Proportion, bei der sich die Fronthaube nicht von der Fahrgastzelle abhebt, und die typisch geformten Leuchten im Kulleraugen-Look.
Heute wurde in #Paris der neue elektrische #Renault Twingo vorgestellt! Hier im direkten Design-Vergleich mit meinem ebenfalls elektrifizierten #Twingo aus der ersten Serie. Ich finde die neue Version super gelungen - und Ihr? pic.twitter.com/N8g3tKjhen
— Remi Crameri (@RemiCrameri) November 6, 2025
Den Twingo gibt es allerdings nicht mehr wie früher als Drei-, sondern ausschliesslich als Fünftürer. Auffällig anders sind an der Serienversion im Vergleich zur Studie vor allem die vier Bügeltürgriffe: Bei der Studie gab es für die Vordertüren noch Öffner im Stil des Ur-Twingo, und die hinteren waren in der C-Säule versteckt.
Im Innenraum geht es weniger retro zu als aussen: Das Cockpit setzt je nach Ausstattung auf farbige Leisten, und natürlich gibt es keine analogen Tachoskalen, denn die hatte schon der Ur-Twingo nicht. Fans erkennen ein vertrautes Detail wieder: den zentralen Warnblinkerknopf, der an den Ur-Twingo erinnert, allerdings nicht mehr auf dem Armaturenträger thront.
Ein kompaktes Sieben-Zoll-Fahrerdisplay und ein Zentralbildschirm mit zehn Zoll Diagonale bringen den digitalen Alltag in den Twingo, gleichzeitig erfolgt die Klimasteuerung analog mit Drehreglern, bekannt auch aus Dacia-Modellen. Die Bedienung bleibt bewusst überschaubar. In der höheren Ausstattung kommen Googledienste (OpenR link) hinzu, was Navigation, Sprachsteuerung und Ladeplanung vereinfacht. Auf Wunsch hilft der Twingo beim Rangieren – bis hin zum automatischen Einparken.
Zum ersten Mal in einem Renault kommen die ebenfalls von Dacia bekannten YouClip-Befestigungspunkte zum Einsatz, an denen Zubehör wie Haken, kleine Boxen oder eine LED-Leuchte andocken. Was früher bei günstigen Autos Standard war, ist mittlerweile häufig verpönt: sichtbares Blech in der Tür. Renault macht daraus einen Farbtupfer inmitten der Türverkleidung.
Aussen kompakt, innen variabel
Trotz seiner kompakten Abmessungen (3,79 Meter Länge, 36 Zentimeter mehr als der Ur-Twingo) übernimmt der Elektro-Twingo die pfiffigen Ideen seines Urahns: Die beiden einzeln und jeweils um 17 Zentimeter verschiebbaren Rücksitze sind Serie. So gibt es mehr Beinfreiheit hinten für die Fahrgemeinschaft und mehr Kofferraum für den Einkauf. Zudem lässt sich die Neigung der Fondsitze in drei Stufen verstellen. In den Kofferraum passen bis zu 360 Liter, bei umgeklappten Rücksitzen mehr als 1000 Liter. Auch beim Thema Wendekreis zeigt sich der Twingo flexibel: Mit 9,87 Metern ist er gut für Manöver in engen Strassen geeignet.
Konzipiert für Stadt und Landstrasse – DC-Schnellladen nur optional
Unter der Haube arbeitet ein 60-kW-E-Motor (82 PS), der den 1,2 Tonnen schweren Kleinwagen in 3,85 Sekunden von 0 auf 50 km/h und in 12,1 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt. Höchstgeschwindigkeit: 130 km/h.
Beim Thema Batterie und Laden wird der Sparzwang am deutlichsten: Gespeist wird der Antrieb von einer LFP-Batterie (Lithium-Eisenphosphat) mit 27,5 kWh (Nettokapazität). Diese Batterien haben eine etwas geringere Energiedichte, sind aber deutlich preiswerter.
Die Reichweite liegt – abhängig von Version und Reifen – bei bis zu 263 Kilometern nach offiziellem WLTP-Prüfverfahren. Im Alltag dürften 200 bis 240 km realistisch sein. Für Pendelstrecken, Kita-Runden und Wochenmarkt ist das laut Renault ausreichend für die Twingo-Kundschaft, die im Schnitt 35 Kilometer am Tag zurücklegt. Wechselstrom-Laden mit 11 kW ist Serie.
Pendler mit längeren Strecken und wenig Zeit fürs Laden müssen Abstriche machen: Schnellladen (DC) gibt es nur gegen Aufpreis (Renault nennt hier bislang keine konkrete Summe) und dann nur bis 50 kW – das ist die bislang einzige klare Schwäche, wenn häufiger längere Etappen anstehen. Von 10 auf 80 Prozent dauert es rund eine halbe Stunde. Für die anvisierte Nutzung in Stadt und Umland dürfte das Konzept allerdings in vielen Fällen ausreichen.
Ausstattungen: Bewusst schlanke Auswahl
Zugunsten des Preises hält sich die Flexibilität bei den Ausstattungen in Massen: Vier Farben (Rot, Grün, Gelb und als schlichte Option Schwarz) und zwei Ausstattungen stehen zur Auswahl. Bereits die Basisausstattung verfügt über verschiebbare Einzelsitze, zwei Displays und die wichtigsten Assistenzsysteme.
Bei der höheren Ausstattung kommen unter anderem Klimaautomatik, Google-Services mit Navi, Abstandsregeltempomat und One-Pedal-Fahren (beim Loslassen des Fahrpedals verzögert das Auto bis zum Stillstand) hinzu. Der Routenplaner umfasst eine Vorkonditionierung, also das gezielte Vorheizen der Batteriezellen für den Ladevorgang.
Renault will darüber hinaus genug Zubehör wie Kissen mit Staufach als Mittelarmlehne oder Zierkappen für den Gangwahlhebel anbieten, damit Twingo-Fahrer ihr Auto weiter personalisieren können.
Der französische Twingo E-Tech mit chinesischen Genen wird im Werk Novo Mesto in Slowenien gebaut und kommt Anfang 2026 auf den Markt. Alternativen sind Hyundai Inster (ab 24'000 Franken) Dacia Spring (ab 15'000 Franken), Leapmotor T03 (ab 17'000 Franken) oder JAC e-JS1 (ab 17'000 Franken).

