Was Analysten mehrere Monate vor dem Verkaufsstart prognostizierten, bestätigte das japanische Unternehmen nun offiziell. Die Nintendo Switch 2 legte den erfolgreichsten Start hin, den eine neue Konsole je hatte. Nintendo verkaufte weltweit über sechs Millionen Switch 2 in den ersten sieben Verkaufswochen seit dem 5. Juni 2025. Das ist mit Abstand die grösste Markteinführung, die es für eine Videospielkonsole je gab.
Zum Vergleich: In den ersten Wochen verkaufte sich die Switch 2 mehr als doppelt so oft wie der Vorgänger im gleichen Zeitraum. Die Switch 2 schlug auch den bisherigen Rekord der Playstation 5 haushoch. Die jüngste Sony-Konsole wurde in den ersten 4 Wochen 3,4 Millionen Mal verkauft. Nintendo übertraf diese Zahl in nur vier Tagen, weil man zum Launch weit mehr Konsolen bereitstellen konnte.
Was Nintendos Rekord noch eindrücklicher macht: Die über sechs Millionen Verkäufe gingen an Konsumenten, sind also nicht Auslieferungen an den Handel. Einen grossen Unterschied würde dies allerdings nicht machen, da neue Switch-2-Lieferungen jeweils sehr rasch vergriffen sind.
«Aktuell übersteigt die Nachfrage nach der Nintendo Switch 2 in vielen Ländern das Angebot, und wir bedauern die Unannehmlichkeiten, die dies unseren Kunden bereitet», teilte Nintendo in seinem Geschäftsbericht (PDF) mit und versprach, die Produktion zu verstärken.
Der erfolgreiche Start hatte sich bereits nach den ersten Verkaufstagen abgezeichnet. Laut Nintendo wurden in den ersten 4 Tagen mehr als 3,5 Millionen Switch 2 verkauft. Im Ende Juni abgeschlossenen Quartal waren es dann 5,8 Millionen (plus knapp 1 Million Switch 1). Der japanische Unterhaltungskonzern konnte dadurch den Umsatz im vergangenen Quartal im Jahresvergleich mehr als verdoppeln. Der Gewinn wuchs um 18,6 Prozent.
Ein erfolgreicher Start war allgemein erwartet worden, da die Original-Switch über acht Jahre auf dem Buckel hat und entsprechend viele Nintendo-Fans sehnsüchtig auf einen Nachfolger warteten. Die wahre Bewährungsprobe kommt allerdings noch. Im wichtigen Weihnachtsgeschäft muss sich zeigen, ob die neue Konsole auch wieder Familien und Gelegenheitsspieler überzeugt. Die Mischung aus exklusiven Nintendo-Titeln, die teils auch ältere Spieler ansprechen, und einer unerreichten Auswahl an Spielen, die sich an Kinder richten, waren mitentscheidend für den gewaltigen Erfolg der ersten Switch.
Die Switch 2 bietet zwar eine bessere Bildqualität und mehr Rechenleistung für ein flüssigeres Spielerlebnis. Sie ist mit einem Preis ab 470 Franken aber auch deutlich teurer als das ursprüngliche Modell. Spielerinnen und Spieler, denen die Grafik in Games generell nicht besonders wichtig ist, könnten daher zum Schluss kommen, dass sich ein Upgrade auf die Switch 2 nicht lohnt. Dies auch, weil einige Nintendo-Spiele wie «Pokémon Legends: Z-A» oder «Metroid Prime 4» parallel für die Original-Switch und Switch 2 erscheinen werden.
Für den Kauf einer Switch 2 spricht hingegen, dass mehr und mehr Spiele aus technischen Gründen nur auf dem neuen Modell laufen werden. Beispiele dafür sind die neusten Nintendo-Titel «Mario Kart World» und «Donkey Kong Bananza». Beide Spiele wären auf der veralteten Switch 1 unmöglich gewesen.
Das mit Abstand beliebteste Spiel auf der Switch 2 ist denn auch «Mario Kart World», das allein in den ersten 3 Verkaufswochen bis Ende Juni 5,63 Millionen Mal über die Ladentheke ging. Anders gesagt: Fast 97 Prozent der ersten Switch-2-Kunden legten sich auch das neue «Mario Kart»-Spiel zu. Diese extrem hohe Prozentzahl wurde auch deshalb erreicht, weil Nintendo «Mario Kart World» im Bundle mit der Switch 2 anbietet. Die überwiegende Mehrheit entschied sich für dieses Bundle, das 509 Franken kostet. Die Switch 2 ohne das neue «Mario Kart» wird für 469 Franken verkauft.
Nintendos Plan, die neue Konsole mit einem neuen, exklusiven «Mario Kart»-Spiel anzukurbeln, geht auf.
Die Switch 1, die weiterhin angeboten wird, kommt derweil auf Gesamtverkäufe von 153,1 Millionen Einheiten. Damit dürfte sie in den nächsten drei Monaten den Nintendo DS als bislang meistverkaufte Nintendo-Konsole ablösen. Ob die Switch 1 auch den langjährigen Verkaufsrekord der Playstation 2 von Sony brechen kann, ist nach einer überraschenden Preiserhöhung aber ungewiss.
Nintendo hat Ende letzter Woche in den USA die Preise der über acht Jahre alten Switch 1 erhöht. Kostete die Original-Switch bislang 300 Dollar, sind es neu 340 Dollar. Der Preis des OLED-Modells stieg von 350 auf 400 Dollar.
Dass eine Konsole nach dem Start des Nachfolgemodells teurer wird, kommt höchst selten vor. Als Grund für die Preiserhöhung nennt Nintendo lediglich die «Marktbedingungen». Gemeint dürften die neuen US-Zölle sein. Nintendo verlegte zwar schon 2019 einen Grossteil seiner Produktion von China nach Vietnam, doch Donald Trumps Zölle treffen auch Vietnam und somit Nintendo mit neu 20 Prozent hart. Der neue Zoll ist doppelt so hoch wie der 10-prozentige Basiszoll, der im April eingeführt wurde und den Nintendo zur Prognose der Einnahmen für das laufende Geschäftsjahr verwendete.
Europa ist von der Preisanpassung bei der Switch 1 bislang ausgenommen. Den Preis für die neue Switch 2 hat Nintendo nicht erhöht, auch nicht in den USA. Vermutlich getraut man sich bei diesem wichtigen Produkt (noch) nicht, die gestiegenen Kosten auf die Konsumenten zu überwälzen. Das könnte sich jedoch künftig ändern: «Bitte beachten Sie, dass in Zukunft Preisanpassungen erforderlich sein können», heisst es in der Ankündigung.
Aktuell dürfte sich die einseitige Preiserhöhung beim alten Modell als kluger Schachzug erweisen. Dadurch schmilzt die Preisdifferenz zur neuen Switch 2. Für Kunden wird es folglich attraktiver, zur neuen Konsole zu greifen, zumal in den USA die Switch 2 nur noch 50 Dollar teurer als die Switch OLED ist.
Trotz Zöllen und unsicherem Weihnachtsgeschäft: Die Investoren sind zuversichtlich. Seit Anfang Jahr ist die Nintendo-Aktie um 46 Prozent gestiegen, in den letzten 12 Monaten um 100 Prozent.
Mit ein Grund für die Zuversicht dürfte sein, dass die japanische Traditionsfirma in der fast einzigartigen Position ist, ihre Spiele exklusiv auf der eigenen Konsole zu veröffentlichen. Nintendo hat sich in der Game-Branche mit Mario, Zelda, Pokémon und Co. eine lukrative «Zig-Milliarden-Nische» erschaffen, die bislang allen Stürmen und Krisen trotzt. Während die Game-Industrie in den vergangenen Jahren Dutzende Schliessungen von Gamestudios zu beklagen hatte und rund 40'000 Stellen gestrichen wurden, ist Nintendo laufend gewachsen.
Ein anderer Grund für die Zuversicht der Anleger ist Nintendos zunehmende Diversifizierung. Nebst Videogames mischt Nintendo verstärkt bei Kinofilmen und Freizeitparks mit. So soll «The Legend of Zelda» 2027 als Realfilm ins Kino kommen. Nintendo will so ein breiteres Publikum erreichen und mit seinen Marken vertraut machen – was sich wiederum in steigenden Konsolen- und Game-Verkaufszahlen auszahlen soll.
Die PS5 erschien während der Microcontroller knappheit. Sie verkauften so viele, wie sie grad herstellen konnten.
Trotzdem schön verkauft sich die Switch so gut. Das zeigt, dass nicht alle auf dem Smartphone spielen möchten.