Inmitten des Chaos und der Gewalt in seiner Nachbarschaft erscheint der Libanon heute beinahe als Insel der Stabilität. Doch von 1975 bis 1990 erlebte das Land seinen eigenen Bürgerkrieg, dessen Wunden bis heute nicht verheilt sind. Besonders hart traf es die Hauptstadt Beirut, deren Westen von muslimischen und der Osten von christlichen Milizen kontrolliert wurde. In der Mitte verlief die historische Altstadt, auch «Grüne Linie» genannt. Das ehemalige kulturelle und wirtschaftliche Zentrum der Stadt wurde zum Todesstreifen.
Nach 15 Jahren Krieg lag die Innenstadt in Schutt und Asche. Die Regierung bemühte sich um einen raschen Wiederaufbau, der in den Augen vieler Libanesen aber gründlich misslang. «Originalgetreu» wiederaufgebaute Strassenzüge sind bis heute seelen- und weitgehend menschenlos geblieben. Auf den abgetragenen Ruinen des Suqs entstand eine keimfreie Ladenfläche internationaler Luxuslabels, die besser nach Dubai passen würde.
Wer Beirut in den 1950er- und 1960er-Jahren erlebt hat, denkt denn auch mit Wehmut an diese Blütezeit zurück. «Paris des Nahen Ostens» wurde die Stadt genannt, weil sie Europäisches und Nahöstliches so elegant verband. «Schweiz des Nahen Ostens» lautete ein weiterer Übername, weil sie ein wichtiger Finanzplatz war, über den die Golfmonarchien ihre Ölgeschäfte abwickelten. In ihren Hotels und Clubs gaben sich Schauspieler, Musiker und andere Sternchen ein Stelldichein.
Beirut ist immer noch eine faszinierende Stadt – aber sein historisches Zentrum ist für immer verloren. Die folgenden 19 Bilder und 6 Filme zeigen, was einmal war, aber nie wieder sein wird.
Suq
1971
Der bekannte Musikinstrumentebauer Dikran Najarian in seiner Werkstadt in der Altstadt Beiruts (09.11.1971).Bild: associated press/keystone
1974
Souvenir-Verkäufer Hussein Badir ist besorgt, weil der Absatz von Sorgenkettchen zurückgeht. «Die Leute machen sich nicht genug Sorgen», sagt er. (13.09.1974 – ein halbes Jahr vor Ausbruch des Bürgerkriegs).Bild: Aly Mahmoud/associated press/keystone
Der junge libanesische Unternehmer Eddy Arida surft vor der Kulisse Beiruts im Kielwasser eines Motorboots. Er behauptet, nur er und Wasserski-Weltmeister Simon Khoury seien dazu in der Lage (25.08.1965).Bild: Associated press//keystone
1958
Das legendäre St.George Hotel (24.07.1958).Bild: Bob Schutz/associated press/keystone
1966
Die beste Bauchtänzerin Beiruts ist die Amerikanerin Jemela Omar aus New York (02.04.1966).Bild: Associated press//keystone
Märtyrerplatz
1969
Junger Schuhputzer wartet auf Kundschaft (Februar 1969).Bild: associated press/keystone
1969
Baguette-Verkäufer (Februar 1969).Bild: Harry Koundakjian/associated press/keystone
1969
«No photo!» (Februar 1969).Bild: Harry Koundakjian/associated press/keystone
1969
Mann ruht sich auf dem Rasen des Märtyrerplatzes aus (Februar 1969).Bild: associated press/keystone
Rush Hour
1958
Bild: associated press/keystone
1969
.Bild: Harry Koundakjian/associated press/keystone
«Jazz-Diplomatie»: 1963 sponserte das US-Aussenministerium eine Goodwill-Tour der Jazz-Legende Duke Ellington, die ihn auch in den Libanon führte. Im Bild: Ellington nach der Landung in Beirut, zuvor war er in Bagdad aufgetreten. Die Tour führte ihn ausserdem nach Syrien, Jordanien, Afghanistan, Iran, Indien, Sri Lanka, Pakistan und in die Türkei. (19.11.1963).Bild: associated press/keystone
1964
Die Beatles auf einem Zwischenstopp in Beirut auf dem Weg nach Hongkong. Zahlreiche Fans waren zum Flughafen gekommen und verlangten, die Stars zu Gesicht zu bekommen. John Lennon, George Harrison, Jimmy Nicol (der für den erkrankten Ringo Starr eingesprungen war) und Paul McCartney zeigten sich kurz und verschwanden dann wieder in ihrem Flugzeug. So gross war der Andrang (siehe Bild unten), dass die Flughafenpolizei die Menge schliesslich mit Wasserwerfern vertrieb (07.06.1964). Bild: associated press/keystone
1964
Bild: associated press/keystone
1974
Boxer Muhammad Ali spricht an einer Pressekonferenz in Beirut über seinen muslimischen Glauben. Später in jenem Jahr gewann er in Zaire gegen George Foreman seinen Weltmeistertitel zurück (05.03.1974).Video: YouTube/AP Archive
1966
Vor dem Bürgerkrieg war der Libanon und vor allem Beirut ein gefragter Drehort für internationale Produktionen. Die Mischung aus nahöstlichen und europäischen Schauplätzen eigneten sich ideal für Agenten- und Spionagefilme. bild via my beirut chronicles
Musiker Gene Maalouf bringt Georgina Rizk (18) und ihrem Freund ein Ständchen. Die Libanesin war 1971 zur Miss Universe gewählt worden (13.08.1971).Bild: Harry Koundakjian/associated press/keystone
1972
Schönheitswettbewerb in Beirut. In der Mitte sitzt Miss Venezuela, Marietta Marraoui (12.08.1972).Bild: Harry Koundakjian/associared press/keystone
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Die beliebtesten Kommentare
Mnemonic
11.02.2017 16:58registriert Mai 2015
Es ist wirklich tragisch. Diese Stadt und ihre Menschen waren schlicht ein Juwel. Moslems, Juden und Christen?Wen kümmerts. Bevor die politischen und religiösen Spinner aller Lager kamen...
Elon Musk ist jetzt so reich wie noch nie ein Mensch vor ihm
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