«Ihr stehlt den Kindern ihre Zukunft, direkt vor ihren Augen.»
Oder so:
«Ihr sprecht nur von grünem, ewigem Wirtschaftswachstum, weil ihr zu viel Angst habt, euch unbeliebt zu machen.»
Zeit für eine Annäherung.
Die Rede von Thunberg im Video:
"Es ist mir egal, ob ich beliebt bin. Ich will einen Planeten, auf dem wir gerne leben. [...] Und uns geht die Zeit aus." Die 15-jährige Klimaaktivistin Greta #Thunberg rechnet in dieser mutigen Rede beim Weltklimagipfel mit der Politik ab. #COP24pic.twitter.com/HQ6doHBi74
Die 15-jährige Schwedin hat prominente Eltern: Ihre Mutter ist Malena Ernman, eine Opernsängerin. Ihr Vater, Svante Thunberg, ist Schauspieler. Ernman veröffentlichte ein Buch, in welchem sie ihre schwierige Familiensituation beschreibt. Ihre beiden Töchter haben eine Autismus-Diagnose. Greta selbst sagt darüber, dass sie sich Stunden und Tage einem speziellen Interesse widmen könne. In ihrem Fall heisst das spezielle Interesse Klimawandel. Er beschäftigt sie bereits Jahre.
Mehr über Greta:
Video: srf
Woher kommt ihre Überzeugung?
Als Greta acht Jahre alt war, hörte sie das erste Mal vom Klimawandel. Sie konnte es zuerst nicht glauben: Wenn das Problem tatsächlich so gravierend ist, wieso spricht dann niemand darüber? Also fing sie an, Bücher zum Thema zu lesen. Ihre erste «grüne» Aktion war das Lichterlöschen zu Hause.
Wie ging es weiter?
Seit August schwänzt die Schwedin die Schule, um gegen die Klimapolitik des Landes zu protestieren – erst vollständig, jetzt nur noch freitags. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung sagte sie, dass sie die Idee für den Klimastreik von amerikanischen Schülern habe, die gegen Waffen protestierten.
Anfangs sei sie mit der Idee alleine gewesen, auch ihren Eltern missfiel vor allem das Schulschwänzen. Doch mit der Zeit haben sie sie immer mehr unterstützt. Sie schaffte es mit ihrer Aktion bis auf die Titelseiten internationaler Zeitungen. Sie wurde jüngst gar als «Gallionsfigur der Klimabewegung» bezeichnet.
Zur Klimakonferenz in Katowice reiste sie mit ihrem Vater in einem Elektroauto. Sie sei zwar schon einmal geflogen, als sie 2016 aber davon las, wie viel CO2-Emissionen ein Flug verursache, habe sie beschlossen nie wieder zu fliegen.
Mein Name ist Greta Thunberg. Ich bin 15 Jahre alt und komme aus Schweden. Ich spreche im Namen der Initiative «Climate Justice Now». Viele Menschen sagen, dass Schweden nur ein kleines Land ist und dass es egal ist, was wir tun. Aber ich habe gelernt, dass man nie zu klein dafür ist, um einen Unterschied zu machen. Wenn ein paar Kinder auf der ganzen Welt Schlagzeilen machen können, indem sie einfach nicht zur Schule gehen, dann stellt euch vor, was wir gemeinsam erreichen könnten, wenn wir es wirklich wollen würden.
Aber um das zu tun, müssen wir klar sprechen. Ganz egal, wie unangenehm das sein mag. Ihr sprecht nur von grünem, ewigem Wirtschaftswachstum, weil ihr zu viel Angst habt, euch unbeliebt zu machen. Ihr sprecht nur darüber, mit den immer gleichen schlechten Ideen weiterzumachen, die uns in diese Krise geführt haben. Und das, obwohl die einzige vernünftige Entscheidung wäre, die Notbremse zu ziehen. Ihr seid nicht einmal erwachsen genug, die Wahrheit zu sagen. Sogar diese Bürde überlasst ihr uns Kindern.
Aber mir ist es egal, ob ich beliebt bin. Ich will Gerechtigkeit in der Klimafrage und einen Planeten, auf dem wir leben können. Unsere Zivilisation wird dafür geopfert, dass ein paar wenige Menschen auch weiterhin enorme Summen an Geld verdienen können. Unsere Umwelt wird geopfert, damit reiche Menschen in Ländern wie meinem in Luxus leben können. Es ist das Leid vieler Menschen, das für den Luxus dieser wenigen Menschen bezahlt.
Im Jahr 2078 werde ich meinen 75. Geburtstag feiern. Falls ich Kinder habe, werden sie diesen Tag vielleicht mit mir verbringen. Vielleicht werden sie mich nach euch fragen. Vielleicht werden sie fragen, warum ihr nichts unternommen habt, solange es noch Zeit gab, um zu handeln. Ihr sagt, dass ihr eure Kinder über alles liebt. Und trotzdem stehlt ihr ihnen ihre Zukunft, direkt vor ihren Augen. Solange ihr euch nicht darauf konzentriert, was getan werden muss, sondern darauf, was politisch möglich ist, gibt es keine Hoffnung.
Wir können keinen Ausweg aus dieser Krise finden, wenn wir sie nicht wie eine Krise behandeln. Wir müssen die fossilen Brennstoffe im Boden lassen. Und wir müssen uns auf Gerechtigkeit konzentrieren. Und wenn Lösungen in diesem System so schwer zu finden sind, dann müssen wir vielleicht das System ändern.
Wir sind nicht hierhergekommen, um die Spitzenpolitiker der Welt anzubetteln. Ihr habt uns in der Vergangenheit ignoriert. Und ihr werdet uns wieder ignorieren. Euch gehen die Entschuldigungen aus. Und uns geht die Zeit aus. Wir sind hierhergekommen, um euch wissen zu lassen, dass Veränderung kommen wird, ob es euch gefällt oder nicht. Die echte Macht liegt bei den Menschen.
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Die beliebtesten Kommentare
Triple A
17.12.2018 16:43registriert November 2018
Ja, so würden auch Politiker reden, wenn sie keine Interessenvertreter wären!!!
Peinlich - Politiker können langfristig nicht einmal erreichen, dass die Bevölkerung, die sie vertreten (müssen!) überlebt!
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