In Deutschland jammert der Grünen-Spitzenpolitiker Omid Nouripour, dass er wegen Trumps neuer Einreisebestimmungen nicht mehr in die USA reisen kann. Er ist deutsch-iranischer Doppelbürger. Ich befinde mich in der gleichen Lage, möchte aber nicht jammern. Zumindest nicht um meiner selbst willen.
Das Verbot ist in meinem Fall sowieso ein hypothetisches, denn ich habe bereits vor einem Jahr entschieden, vorerst nicht mehr in die USA zu reisen: Im Dezember 2015 hatte Barack Obama die Visa-Bestimmungen für Doppelbürger aus denselben sieben Ländern verschärft, die Trump nun aufs Korn nimmt. Seither können schweizerisch-iranische Doppelbürger (und viele andere) nicht mehr visumsfrei in die USA reisen. Statt schnell ein ESTA-Formular auszufüllen und 14 Dollar abzudrücken, müsste ich jetzt frei nehmen, ein Zugbillett nach Bern lösen, dort auf der US-Botschaft vorsprechen und ein Visum beantragen. 1 Ferientag + 262 Stutz Auslagen? Thanks, but no thanks.
Ich muss gestehen, als im Verlauf des Samstags klar wurde, dass auch Doppelbürger von Trumps Einreisestopp betroffen sind, war ich schockiert. Der meint ja mich! Dann vergewisserte ich mich schnell: Bis jetzt konnte ich, wollte aber nicht. Jetzt darf ich nicht und will auch nicht. Same same.
Als Nächstes dachte ich an meinen Bruder, der berufsbedingt regelmässig in die Staaten reist. Ich schrieb ihm ein SMS, dass er das in den nächsten 90 Tagen vergessen kann. Seine Antwort half mir, im Chaos der verstörenden, teils widersprüchlichen Informationen das Wesentliche nicht aus den Augen zu verlieren:
«Ist doch egal. Schlimm ist es für jene, die nicht mehr nach Hause können.»
Stimmt: Wer Ferien verschieben oder Geschäftsreisen absagen muss, ist nicht wirklich ein Opfer. Opfer sind Leute, die «zur falschen Zeit am falschen Ort» waren und nun von ihren Familien getrennt sind. Opfer sind Inhaber einer Green Card (vergleichbar mit unserer C-Bewilligung), die nach der Landung in Handschellen verhört wurden. Opfer sind auch Leute wie Samira Asgari aus Lausanne, denen Trump die Karriere kaputt macht.
Trumps Leute sehen das natürlich anders. Für seine Beraterin Kellyanne Conway sind auch das keine Opfer. Wie sie gegenüber Fox News ausführte, seien die Trennungen von Familien bloss «vorübergehend». Nicht permanent wie die über 3000 Kinder, deren Eltern am 11. September 2001 getötet wurden. Seriously?
Shame on you, America. Ich habe dich immer gemocht, aber jetzt verstehe ich dich nicht mehr.