Nach den Anschlägen von Barcelona hat die spanische Polizei in den Trümmern des Hauses der Terrorzelle mehrere Flugtickets entdeckt. Dies deutet auf Beziehungen der Gruppe ins Ausland hin.
Beamte starteten laut Polizeiangaben in der Nacht zum Mittwoch mehrere Razzien, um ein mögliches Unterstützer-Netzwerk der Terrorzelle ausfindig zu machen. Die Ermittler verfolgten auch Spuren nach Frankreich, Belgien und in die Schweiz sowie nach Marokko, woher die meisten Mitglieder der Terrorzelle stammten.
In dem Haus im katalanischen Ort Alcanar südlich von Barcelona, das kurz vor den Anschlägen am vergangenen Mittwoch explodiert war, seien unter anderem Flugscheine nach Brüssel auf den Namen des Imams Abdelbaki Es Satty gefunden worden, berichteten Medien unter Berufung auf Ermittlerkreise.
Der Imam gilt als Kopf der Terrorzelle. Er starb bei der Explosion. Dass der 45-Jährige sich zumindest Anfang 2016 zeitweise in Belgien aufgehalten hatte, war bekannt. Das war kurz nach den Anschlägen in Katalonien von der Staatsanwaltschaft in Brüssel sowie vom Bürgermeister von Vilvoorde nördlich der belgischen Hauptstadt, Hans Bonte, bestätigt worden.
Eine Verbindung des Mannes zu den islamistischen Anschlägen von Brüssel am 22. März 2016, bei denen 32 Menschen starben, sei aber nicht bekannt, hiess es aus Belgien.
Beim Anschlag mit einem Lieferwagen auf Barcelonas Flaniermeile Las Ramblas und einer vereitelten Attacke im Küstenort Cambrils wurden am Donnerstag vergangener Woche insgesamt 15 Menschen getötet und mehr als 120 verletzt. Die dafür verantwortliche Terrorzelle gilt als zerschlagen. Acht mutmassliche Terroristen sind tot, gegen drei weitere laufen Ermittlungen, ein vierter Mann wurde vom Ermittlungsrichter am Mittwochabend wieder auf freien Fuss gesetzt.
Im Haus in Alcanar wurden den Medienberichten zufolge auch Papiere, ein Sprengstoffgürtel sowie Material zur Herstellung von Bomben gefunden. Einer der Verdächtigen hatte am Dienstag vor dem Ermittlungsrichter ausgesagt, die Gruppe habe auch grössere Sprengstoffanschläge in Barcelona geplant. Katalonien kündigte am Mittwoch schärfere Sicherheitsvorkehrungen unter anderem an der Kirche Sagrada Familia in Barcelona an.
Ermittler fanden laut Justiz in den Trümmern des Hauses in Alcanar auch ein dschihadistisch geprägtes Schreiben mit den Worten «Ein kurzer Brief der Soldaten des Islamischen Staates auf dem Gebiet von Al-Andalus an die Kreuzfahrer, die Sünder, die Unrechten und die Verdorbenen». Al-Andalus ist der arabische Name der bis ins 15. Jahrhundert von Muslimen beherrschten Gebiete auf der Iberischen Halbinsel. (whr/sda/dpa/afp)