Was Donald Trump wirklich vom Klimawandel hält, weiss niemand so recht. Je nach Situation lehnt er ihn einmal kategorisch ab, dann wiederum zeigt er sich bereit, den menschengemachten Einfluss aufs Klima einzuräumen. Gerade anstehende Deals beeinflussen seine Meinung mehr als Heerscharen von Wissenschaftlern. Und so schmetterte er den Bericht seiner eigenen Behörden zu den Folgen des Klimawandels ab. Er glaube schlichtweg nicht daran.
Auch nach fast zwei Jahren im Weissen Haus sorgt Trumps «Stil» noch immer für Verwunderung. Dabei steht er in einer uramerikanischen Tradition. Der Typ schamloser alter Mann, braungebrannt mit geföhnten Haaren und strahlend weissen Zähnen, der im Fernsehen mit verblüffendem Erfolg die eigene Bereicherung vorantreibt, ist amerikanisches Kulturgut. Drei Beispiele.
Der 72-jährige Mike Murdock ist Fernsehprediger und Träger eines Ehrendoktortitels einer dubiosen Universität. Als Anhänger der Wohlstandstheologie gibt Murdock vor, zu glauben, irdischer Reichtum sei ein direktes Zeichen göttlicher Gnade. Grosszügigkeit lohne sich, weil diese von Gott um ein Vielfaches grosszügiger belohnt werde. Geiz hingegen sei tödlich.
Murdocks Narrativ gibt ihm den Spielraum, äusserst unverblümt zu Geldspenden aufzurufen. Sie seien wie das Pflanzen eines Samens. Aus diesem Samen wachse dann ein Baum, der wiederum Früchte abwerfe – vor allem monetäre.
Wie viele monetäre Früchte Murdock in den Jahren mit seiner Masche geerntet hat, ist nicht transparent. Seine als Kirche eingetragene Organisation darf die Finanzen geheim halten. Glaubwürdig überliefert ist, dass er 2012 mehrere Villen in Texas verkaufte.
Ebenfalls überliefert ist ein Einbruch in Murdocks Anwesen. Die Geschichte wird auf 340 Seiten in einem Buch vom Dieb gleich selber erzählt. Es handelt sich dabei um den ehemals besten Freund von Murdocks Sohn Jason. Mit blumigen Worten beschreibt er, wie er sich durch die umfangreiche Pornosammlung des Predigers gewühlt habe. Im Vergleich zur antiken Münzsammlung sei diese wenigstens sortiert gewesen.
Wie genau es Mike Murdock mit der eigenen Grosszügigkeit nimmt, deckten Journalisten der Associated Press 2003 auf. 97–99% der Spenden wurden für seinen Lohn und administrative Aufwendungen verwendet. Der Rest floss tatsächlich in wohltätige Zwecke.
Jesse Duplantis gehört zu Amerikas bekanntesten TV-Predigern. Seit Jahrzehnten gehört der 69-Jährige quasi zum Inventar des weltweit grössten religiösen Fernsehnetzwerks TBN. Duplantis ist bekannt für seine humoristischen Anekdoten, die von seinen Zwiegesprächen mit Gott abgeleitet sind.
Duplantis geriet in die Schlagzeilen, weil er sich gerne einen neuen Privatjet zulegen wollte und dafür 54 Millionen benötigte.
Der neue Jet würde es ihm erlauben, jede Destination der Erde ohne Stop zu erreichen. Mit seinem alten Flugzeug sei das nur mit Zwischenhalt möglich. Und die internationalen Benzinpreise seien horrend. Das neue Flugzeug für über 50 Millionen Franken sei günstiger.
Duplantis' ausufernder Lebensstil ist auch christlichen Sittenwächtern aufgefallen. Sie kritisieren, dass Duplantis sein drei Millionen Dollar teures Eigenheim im Namen seiner Kirche mit steuerfreien Spenden gekauft habe. Weil Duplantis' Haus auch als Kirche funktioniert, muss er darauf keine Steuern bezahlen. Alleine damit schafft er es, jährlich über 30'000 Dollar an Steuern zu sparen.
Geldsorgen wegen eines neuen Privatjets – so etwas kennt Kenneth Copeland nicht. Mit seinen geschätzten 760 Millionen Dollar Vermögen könnte er einen Falcon 7X aus der Portokasse bezahlen. Copeland ist der vermögendste aller TV-Prediger. Seine Kirche ist im Besitz von gleich mehreren Privatflugzeugen.
Auf Copelands Anwesen in der Nähe von Fort Worth in Texas befindet sich nicht nur die Kirche, ein TV-Studio und das sechs Millionen teure Privatanwesen mit Seeanstoss, sondern auch ein eigener Flugplatz. Der kommerzielle Flughafen von Fort Worth befindet sich nur wenige Kilometer entfernt. Copeland scheint sich nicht gerne unters Volk zu mischen.
In einem legendären TV-Auftritt verteidigt er zusammen mit Jesse Duplantis den Besitz privater Flugzeuge von Predigern. Nur so würden sie mit Gott kommunizieren können. In «einer langen Röhre eingepfercht mit einem Haufen Dämonen» ginge das nicht.
Der Republikaner vertritt ausserdem die Meinung, dass Ärzte ihren Patienten Gift verabreichen würden. Die Kirche zu besuchen und zum Glauben zu finden, verspreche daher mehr Heilung.
Ganz ohne fremde finanzielle Hilfe schafft es aber auch Kenneth Copeland nicht. Seine Kirche brauche Geld für Unterhaltsarbeiten am Flughafen und für einen neuen Hangar. Deshalb bat er zu Beginn des Jahres um ein paar Millionen – just an dem Tag, als er seinen neuen Gulfstream V vorstellte.