WĂ€hrend der Adventszeit werden die Einkaufszentren und WeihnachtsmĂ€rkte durch den Besucheransturm regelrecht ĂŒberrannt. Wir haben sechs Leute gefragt, wie es ist, in dieser stressigen Zeit im Dienstleistungsbereich zu arbeiten.
Mario, wie oft verbrennst du dir die Finger?
Durchschnittlich einmal am Tag. Aber da ich meistens sowieso kalte HĂ€nde habe, merk' ich das schon gar nicht mehr.
Verdienst du dir eine goldene Nase?
NatĂŒrlich nicht (lacht). Die Standkosten sind relativ hoch. Zudem muss ich zehn Prozent von meinen Einnahmen an die Veranstalter abgeben. Da bleibt nicht mehr so viel ĂŒbrig. Aber die Arbeit macht mir vor allem Spass.
Wie oft gönnst du dir selbst eine Tasse GlĂŒhwein?
Nicht so oft, da ich meistens keine Zeit habe und es vor den Kunden auch etwas unprofessionell wirkt.
Kannst du GlĂŒhwein ĂŒberhaupt noch leiden?
Ja, aber gegen Ende des Jahres brauche ich dann jeweils eine lange GlĂŒhweinpause!
Welche Kunden nerven dich am meisten?
GrundsĂ€tzlich nervt mich niemand. Aber wenn es vor dem Stand eine lange Schlange hat und jemand erst an der Kasse merkt, dass er kein Bargeld dabei hat, ist das schon etwas mĂŒhsam.
Was ist das Schönste, das du hier am Weihnachtsmarkt erlebt hast?
Eine unbekannte, Ă€ltere Dame hat mir einmal einen ganzen Tag Gesellschaft geleistet. Sie stand die ganze Zeit neben mir, quatschte ein bisschen mit mir und konsumierte insgesamt zehn GlĂŒhweine.
Nino, ein Bogen Geschenkpapier mit seinem eigenen Namen bedrucken zu lassen kostet neun Franken. Wie viele Leute leisten sich sowas?
Um die 40 Personen pro Tag.â
Hier laufen den ganzen Tag Weihnachtslieder in der Endlosschleife. ErtrĂ€gst du das ĂŒberhaupt noch?
Nein. Ich kann schon alle auswendig. Aber das Schlimmste ist, dass am Eingang Weihnachtslieder laufen, ich aber gleichzeitig die lautstarke Housemusik vom Laden nebenan höre.
Gibt es sonst noch etwas, das dich nervt?
Ja. Ich werde stÀndig mit dem Infostand oder dem PÀcklistand verwechselt.
Was gefÀllt dir an deinem Job am besten?
Meine Arbeit ist nicht wirklich anspruchsvoll, jedoch sind die Kunden immer unglaublich dankbar.
Silvia, es ist eiskalt. Wie viele Kleiderschichten trÀgst du?
Zu viele (lacht). Insgesamt drei. Um genau zu sein ein Unterleibchen, ein Rollkragenpullover und eine Faserpelzjacke.
Wie viele haben schon betrunken etwas gekauft?
Das kommt nicht so oft vor. Meistens mĂŒssen wir uns einfach doofe SprĂŒche von Betrunkenen anhören.
Zum Beispiel?
Dass bei uns sowieso niemand etwas kaufen wĂŒrde. Viele sind aber froh um unseren Stand. Besonders dann, wenn es sehr kalt ist und man zum Beispiel die Handschuhe zu Hause vergessen hat.
Gibt es sonst noch etwas, das dich an deinem Job nervt?
Ja, wenn ich stundenlang niemanden zum Reden habe.
Und was gefÀllt dir am besten?
Die harmonische Stimmung, die auf dem Markt herrscht. Man merkt, die Leute freuen sich auf Weihnachten.
Andy, hast du dich an den KÀsegeruch gewöhnt?
Ich schon, meine Freundin zu Hause aber nicht (lacht).
Was ist das Lustigste, das du hier im FonduestĂŒbli erlebt hast?
Wir hatten einmal GÀste aus China, die noch nie zuvor Fondue probiert hatten. Einem davon schmeckte es so gut, dass er TrÀnen in den Augen hatte und uns Angestellte alle umarmen wollte.
Hier laufen immer wieder die gleichen Weihnachtslieder. Nervt dich das nicht?
Ich höre die Lieder schon gar nicht mehr.
Gibt es dennoch etwas, das dich an deinem Job nervt?
Die LautstĂ€rke im FonduestĂŒbli. Am Abend ist es hier immer randvoll und dementsprechend laut.
Was gefÀllt dir an deinem Job am besten?
Es lÀuft immer was und mir ist nie langweilig.
Was wĂŒnschst du dir zu Weihnachten?
Nichts. Aber wenn man mir was schenken möchte, dann am besten etwas, das nichts mit KÀse zu tun hat (lacht).
Anja, tun dir die HĂ€nde manchmal weh nach der Arbeit?
Ein bisschen vielleicht. Aber das nehme ich gerne in Kauf.
Wieso?
Es macht mir Spass mit den verschiedenen Leuten zu arbeiten. Zudem verdiene ich relativ gut. Unter der Woche sind es 25 Franken pro Stunde. Am Sonntag sogar 38 Franken.
Was ist das Lustigste, das du als PĂ€ckliverpackerin erlebt hast?
Einmal kam ein Familienvater mit insgesamt 24 Geschenken zu mir an den Stand. Er wollte seine Tochter mit einem Adventskalender ĂŒberraschen, aber sei nicht so gut im Geschenke einpacken. Da er nicht alle Geschenke in unserem Einkaufszentrum gekauft hatte, bot er mir sogar Geld an. Das durfte ich natĂŒrlich nicht annehmen. Stattdessen gab ich ihm dann ein paar Einpacktipps.
Welche Kunden nerven dich am meisten?
Die Ungeduldigen, welche meinen, dass wir im Akkord Geschenke einpacken können.
Abdi, wirst du oft gefragt, ob du Toni heisst?
Ab und zu. Aber das getrauen sich meistens nur Kinder oder Betrunkene (lacht).
Kannst du Marroni ĂŒberhaupt noch leiden?
Marroni werden mir wohl nie verleiden. Aber ich muss gestehen, als Kind konnte ich Marroni ĂŒberhaupt nicht ausstehen.
Was ist das Ungewöhnlichste, das du bisher erlebt hast?
Ein Kunde bezahlte einmal mit einer Hunderternote. Als ich ihm das RĂŒckgeld herausgeben wollte, war er plötzlich verschwunden.
Welche Kunden nerven dich am meisten?
Leute, die sich lautstark ĂŒber unsere Preise Ă€rgern.
Was wĂŒnschst du dir zu Weihnachten?
Nichts. Ich bin wunschlos glĂŒcklich.â