Die Blätter werden rot, es herbstelt so hübsch. Und Zigmillionen Menschen weltweit freuen sich explizit auf das eindeutigste Anzeichen, dass der Sommer passé ist: die Rückkehr des Pumpkin Spice Latte in den Starbucks-Filialen.
Was aber ist eigentlich Pumpkin Spice?
Nun, zuallererst müssen wir klarstellen, dass wir hier über zwei verschiedene Dinge sprechen: die Gewürzmischung «Pumpkin Spice» und das Kaffeegetränk «Pumpkin Spice Latte». Denn seit der Markteinführung des Starbucks-Getränks wurde das Konzept von Pumpkin Spice komplett verändert. Das Magazin «Food and Wine» teilt deswegen auch die Historie in eine «Vor-PSL»- und eine «Nach-PSL-Ära» (PSL steht natürlich für ... jap, richtig). Und das machen wir hier nun ebenso.
Vor PSL bezeichnete «Pumpkin Spice» (was sich wörtlich als «Kürbisgewürz» übersetzen lässt) jene typische Gewürzmischung, die zum Aromatisieren des traditionellen amerikanischen Pumpkin Pie verwendet wurde und oft Zimt, Muskatnuss, Ingwer, Piment und Nelken enthielt. Die Gewürzmischung ist seit Langem ein Teil der amerikanischen Backtradition. Im Kochbuch «American Cookery» von Amelia Simmons aus dem Jahr 1798 finden sich gleich zwei Rezepte für einen mit Gewürzen angereicherten «Pompkin»-Kuchen: eines mit Muskatnuss und Ingwer, das andere mit Piment und Ingwer.
In den Dreissigerjahren des 20. Jahrhunderts brachten Gewürzhersteller wie McCormick oder Thompson & Taylor erstmals «Pumpkin Pie Spice» auf den Markt, eine Fertigmischung, die es den Heimbäckern ersparte, einzelne Gewürze zu kaufen und abzumessen. Die Version von Thompson & Taylor, die 1933 auf den Markt kam, enthielt neun Gewürze. Die Version von McCormick folgte 1934 und bestand aus den Hauptzutaten: Zimt, Ingwer, Muskatnuss, Nelken und Piment.
Pumpkin Spice enthält somit keinen Kürbis, sondern ist zum Würzen von Kürbiskuchen.
Jahrelang wurde die Gewürzmischung just für ihren namensgebenden Zweck verwendet: Pumpkin Pie – und ähnliche Gebäcke. Wann genau und wer genau beschloss, einem Milchkaffee jene Gewürzmischung hinzuzufügen, ist unklar (offenbar soll es keine Erfindung von Starbucks sein). Fakt ist, dass die US-Kaffeekette im Januar 2003 mit der Entwicklung des Pumpkin Spice Latte begann, nachdem sie erfolgreich winterliche Saisongetränke wie den Peppermint Mocha und Eggnog Latte eingeführt hatte. Das Unternehmen experimentierte mit verschiedenen Kombinationen von Gewürzen und echtem Kürbis und entschied sich schliesslich für ein Rezept gänzlich ohne Kürbisanteil.
Im Herbst 2003 wurde das endgültige Rezept im kanadischen Vancouver und in Washington, D.C. getestet. Der Verkauf des Getränks übertraf die Erwartungen des Unternehmens, und das Produkt wurde im folgenden Jahr in allen nordamerikanischen Starbucks-Filialen angeboten.
Pumpkin Spice Latte wurde bald zum beliebtesten saisonalen Starbucks-Drink und löste einen Trend zu Pumpkin-Spice-Produkten aus wie Kerzen und Lufterfrischern, sowie zu so unterschiedlichen Lebensmitteln wie Donuts, Frühstücksflocken, Hustenbonbons und Pastasauce.
Der Erfolg generierte ebenfalls eine Welle von Memes, die meistens auf die Beliebtheit des Getränks bei der weiblichen Bevölkerung der weissen Mittelschicht anspielten.
Und dann, im August 2015, änderte Starbucks das Rezept, um erstmals echten Kürbis zu enthalten und künstliche Farbstoffe zu entfernen. Diese Änderung erfolgte offenbar einzig und allein, um dem Wunsch der Kunden nachzukommen, echten Kürbis auf der Zutatenliste eines Produkts, das «Kürbis» im Namen hat, zu sehen. Die Zutatenliste enthält nun einen «pumpkin pie flavored syrup», der aus Zucker, kondensierter Magermilch, Kürbispüree (aha – da!), Farbstoffen und Konservierungsmitteln besteht. Nach Angaben des Institute of Food Technologists war die Rezeptänderung von 2015 für den menschlichen Gaumen nicht wahrnehmbar.
Pumpkin Spice Latte enthält also tatsächlich Kürbis. Ein klitzekleinwenig davon. Weil er «pumpkin pie flavored syrup» enthält, welcher Kürbispüree enthält, der aus Kürbissen gewonnen wird.
Kann man Pumpkin Spice Latte selbst zubereiten? Nun, man kann tatsächlich zu Hause mit den einzelnen Gewürzen einen Milchkaffee zubereiten, aber der schmeckt dann mehr wie ein typisch indischer Chai Masala, jener süsse Milchtee mit Gewürzen. Der Geschmack von PSL soll dem eines Pumpkin Pies ähneln – dem Geschmack der Gewürze nach dem Backen und in Kombination mit den anderen Zutaten des Kuchens.
Hier ist die Copycat-Version von food.com: