Die folgenden Postkarten stammen aus einem kleinen, einst armen Bauerndorf im Aargau. Angekommen oder auch einfach gehortet worden sind sie dort zwischen 1915 und ca. 1935. Mit Rücksicht auf allerlei mögliche Enkel und Urenkel (und Urururenkel etwaiger Haustiere) belassen wir die Protagonisten dieser Fotoromanzen in der Anonymität. Ausser in einem Fall. Da ging es wirklich nicht anders. Und jetzt geniesst unsere Fundstücke aus der Schatzkiste der Frühlingsgefühle von früher.
Ein Verehrer bittet seine Herzensdame mit diesem Glaubensbekenntnis auf der Rückseite der Karte um ein Rendezvous: «Nun möchte ich Dich fragen, darf ich Dich am Sonntagabend zu einem ‹Stelldichein› bitten? Wenn es Dir möglich ist, es mir zu gestatten.»
Eine Freundin tröstet die andere über ihren Liebeskummer hinweg: «Das tut mir aber sehr leid, dass Du Dich so verlassen fühltest! Entschuldige bitte, dass ich nicht zu Dir kann, gell: bist Du aber erst verliebt & verlobt, dann siehst Du, wie gerne man an Ort und Stelle bleibt ...»
Eine Freundin stellt einer andern die grösste aller damaligen Modefragen: «Hast noch keinen Bubikopf?»
Die schelmischen Kollegen dieses Theodors benennen seine Gefühle für ein gewisses Rösli.
Ein nicht identifizierbarer Mann wendet sich am 7. Juli 1915 an eine namenlose, aber offenbar heissgeliebte Frau: «Mein herzlieber Schatz! Wie geht es Dir? Bist Du, mein Lieb, auch noch gesund? Warte schon wieder selten süchtig auf Nachricht von Dir. Du wolltest mir doch schreiben, was Du Dir zu Deinem Geburtstage wünschst, warum, antwortest Du mir nicht darauf?»
... und das beginnt mit der Grussbotschaft eines Herrn, der gleich zwei Damen begehrt: «Geehrte Fräuleins! Euch beiden Schwestern wünsche ich von Herzen glückliches Neujahr. Komme wieder einmal, wenn's Tanz ist.»