MacB
Gut vernetzt, links akzeptiert, etwas mit der Wirtschaft verbandelt, gutes Auftreten und vertritt Minderheiten. Trotzdem gut bürgerlich und somit auch rechts akzeptiert.
Nach dem Rücktritt von Doris Leuthard stellt sich die grosse Frage: Wer folgt auf die CVP-Powerfrau? Die Ersatzwahlen finden voraussichtlich am 5. Dezember statt – gleichzeitig wird auch der FDP-Sitz von Johann Schneider-Ammann neu besetzt.
Die CVP hat einen Vorteil: Weil Leuthard länger im Amt ist, wird ihre Nachfolge zuerst geklärt. Dies gibt der Partei mehr Flexibilität bei der Geschlechterfrage. Weil man jedoch die heutige Frauenvertretung von zwei Bundesrätinnen auch noch beim FDP-Sitz sicherstellen kann, kommen beim CVP-Sitz auch Männer in Frage.
Das sind die aussichtsreichsten Kandidatinnen und Kandidaten:
Mit Leuthards Rücktritt bleibt Simonetta Sommaruga als einzige Frau im Bundesrat. Die CVP ist dadurch gefordert, mindestens eine Frau auf ihr Ticket zu nehmen. Gute Chancen hätte Viola Amherd. Die Walliser Nationalrätin wird parteiübergreifend für ihre konstruktive und zurückhaltende Art geschätzt. Gegen die 56-Jährige sprechen könnte jedoch, dass sie als eher links gilt und aus der «falschen» Region stammt.
Ebenfalls gute Karten hat Elisabeth Schneider-Schneiter. Anders als Amherd positioniert sich die Baselbieter Nationalrätin eher rechts von der Mitte. Die 54-Jährige ist Präsidentin der Handelskammer beider Basel und sitzt zudem im Vorstand des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse.
Führt die CVP einen Mann ins Rennen, wäre der 59-Jährige Ständerat Pirmin Bischof ein valabler Kandidat. Seit elf Jahren sitzt der Solothurner im Parlament. 2011 wurde er in den Ständerat gewählt.
Der Bundeskanzler geniesst in Bundesbern einen hervorragenden Ruf. Für etliche CVP-Parlamentarier ist er der Top-Kandidat, obschon er noch nie ein politisches Amt inne hatte. Als langjähriger Generalsekretär von Doris Leuthard kennt er den Bundesbetrieb wie seine Westentasche und geniesst über alle Parteigrenzen hinweg grosse Akzeptanz. Dass er kandidiert, scheint aber eher unwahrscheinlich.
Stefan Engler, Ständerat aus dem Kanton Graubünden, wäre ebenfalls ein Kandidat. Mit rund sieben Jahren Regierungserfahrung könnte auch er ins Rennen um Leuthards Sitz steigen. Doch der 58-jährige Bündner ist geschwächt: Engler war nicht nur Präsident einer der in den Bauskandal involvierten Baufirmen, sondern verwaltete zu dieser Zeit auch das kantonale Baudepartement.
Update: Engeler kündigte am Donnerstagmittag an, dass er sich auf das Amt als Ständerat konzentrieren werde. Er stehe als Bundesratskandidat nicht zur Verfügung.
Auch ihr Name taucht immer wieder auf, wenn es um die Besetzung des Bundesratssitzes geht: Silvia Steiner. Die 60-Jährige wurde 2015 in den Zürcher Regierungsrat gewählt. Seit drei Jahren führt Steiner das Bildungsdepartement.
Gerhard Pfister galt lange als Kronfavorit. Der Parteipräsident der CVP sagte einmal, dass es am Anfang seiner Karriere sein Ziel gewesen sei, einmal als Bundesratskandidat gehandelt zu werden. Heute sieht das etwas anders aus. Der 55-Jährige dementierte mehrfache Anfragen: «Ich sehe mich nicht als Kandidaten».
Eine kleine Hintertür liess sich Pfister dennoch offen. Falls Leuthard erst nach den Wahlen 2019 zurückgetreten wäre, hätte der CVPler die Situation neu beurteilt. Diese Tür hat sich nun geschlossen.