Schweiz
Justiz

Bei der Bundesanwaltschaft stapeln sich die Pendenzen

Momentan gibt es 427 laufende Strafverfahren. Viele von ihnen sind älter als zwei Jahre.
Momentan gibt es 427 laufende Strafverfahren. Viele von ihnen sind älter als zwei Jahre.Bild: shutterstock

Der Bundesanwalt hat ein Problem: Er kriegt alte Fälle nicht erledigt – 427 sind offen

18.12.2018, 04:3218.12.2018, 06:29
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Die Bundesstaatsanwaltschaft hat erstmals Zahlen zu Ermittlungen herausgegeben. Wie aus einem Bericht des Tages-Anzeigers hervorgeht, hat sich die Anzahl hängiger Verfahren im Zeitraum von 2013 bis 2017 mehr als verdoppelt. Aktuell sind 427 offen.

Bundesanwalt Michael Lauber spricht zu Medienvertretern waehrend einer Pressekonferenz in Lugano TI am Dienstag, 3. November 2015. (KEYSTONE/Ti-Press/Gabriele Putzu)
Bundesanwalt Michael Lauber.Bild: TI-PRESS

Besonders brisant: In einigen Fällen droht die Verjährung – für Geschädigte und Beschuldigte ein grosses Ärgernis. 27 Strafverfahren stammen sogar noch aus der Zeit, bevor Bundesanwalt Michael Lauber 2012 seinen Dienst antrat.

200 Millionen-Betrugsfall

Dazu gehört auch ein Verfahren, das sich gegen einen der vermutlich grössten Betrugsfälle der Schweiz richtet. Bereits 2010 ist bekannt geworden, dass die Zürcher Skandi­finanz-Bank der Maschinenhandelsfirma Fera und ihrer Muttergesellschaft Blue Steel ­Holding eine Vorfinanzierung für fiktive Geschäfte in der Höhe von 200 Millionen Franken geleistet hatte. 

Nachdem 2012 von mehreren Banken Strafanzeige eingereicht wurde, nahm die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen auf. Der Fall ist aber bis dato nicht vor Gericht gekommen. Zwar wurde dieses Jahr beim Bundesstrafgericht in Bellinzona die Anklageschrift eingereicht – wegen grober Mängel aber wieder nach Bern zurückgewiesen.

Die Ermittlungen richteten sich anfänglich gegen sechs Personen – jetzt nur noch gegen die ehemalige Prokuristin. Sie soll die übrigen fünf Personen zu den krummen Geschäften verleitet haben. Deren Verteidiger kritisiert die Arbeit der Bundesstaatsanwaltschaft harsch: «Aber wie soll das gehen, wenn das Verfahren gegen die anderen nun eingestellt wurde?», zitiert der Tages-Anzeiger.

Die angeblichen Betrugsdelikte und Urkundenfälschungen reichen bis ins Jahr 2002 zurück. Allerdings verjähren diese nach 15 Jahren. Die Bundesanwaltschaft begründet die Verzögerung mit Ressourcenmangel und «umfangreichen und komplexen Ermittlungen». Bei der Anklageschrift soll nun nachgebessert werden. Wann der Fall vor Gericht kommt, ist nicht klar. (vom)

Wenn sich Kleinkinder vor Gericht selbst verteidigen müssen:

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12 Kommentare
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Markus97
18.12.2018 06:36registriert August 2018
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Max Dick
18.12.2018 09:27registriert Januar 2017
Bei uns im Büro auch so, da unverschämte Mitarbeiter lieber den ganzen Tag sinnlose Kommentare auf Onlinemedien schreiben, anstatt ihre Arbeit zu machen.
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