Wer hat Lust auf eine deftige Ladung Mid-Century Madness? Bitte sehr! Willkommen in der wundersamen Welt der Supermarionetten!
Wer nicht das Privileg hatte, in den Sechziger- und Siebzigerjahre im angelsächsischen Raum aufzuwachsen (ergo wohl ziemlich viele von euch), weiss vermutlich gar nicht, worum es hier geht ...
Nur soviel: Es ist das wohl stylishste, coolste Sci-Fi-Universum, das das Fernsehen je hervorbrachte, bloss ... mit Marionetten!
Die Frisuren sitzen, das Dekor ist perfekt und alles ist ein wenig James-Bond-trifft-die-Jetsons ... mit Fadenpuppen!
Nicht irgendwelche Marionetten, nein ...
Ein Kofferwort aus den Begriffen Super Marionette Animation, so wurde die Technik genannt, wie sie in den Filmen und Fernsehserien des Ehepaars Sylvia und Gerry Anderson zum Einsatz gekommen ist.
Die bei diesem System eingesetzten Marionetten sind mit besonders dünnen, nahezu unsichtbaren Fäden versehen (anders als zum Beispiel bei der Augsburger Puppenkiste). Ausserdem besitzen sie bewegliche Augen und Lippen, die eine zur Sprache synchronisierte Bewegung ermöglichen. Mehr oder weniger, zumindest.
Da weiteren Bewegungen nicht elektrisch gesteuert werden konnten, fanden deren Handlungen zumeist innerhalb von Räumen oder Fahrzeugen statt, wo nur wenig Bewegung notwendig ist. Zudem wurden bei verschiedenen Grossaufnahmen Hände und Arme durch echte Menschenhände und -arme gedoubelt.
So viel zur Technik, nun zu den TV-Serien! Allen voran:
Die Geschichte der Rettungsgruppe International Rescue, deren Hauptquartier sich in einem Versteck auf einer Insel im Pazifik befindet und deren Hauptflotte aus fünf «Thunderbird»-Vehikel für Land, Luft, Wasser und Weltraum besteht:
Grossartigst! Die TV-Serie brachte Spielzeuge, Soundtracks, zwei Kinofilme und gut 200 Ausgaben einer Comicserie eigens über Lady Penelope hervor.
Ach ja, können wir kurz über Lady Penelope sprechen, die Über-Stilikone der Thunderbirds?
Thunderbirds ist und bleibt die wohl berühmteste Schöpfung der Filmemacher Gerry und Sylvia Anderson, doch bei weitem nicht die Einzige. Ausserdem waren da noch:
Der neunjährige Joe McLaine lässt sich den Verstand und das Wissen seines Computerexperten-Papas in seinen eigenen übertragen. Das Ergebnis? Ein posher Spross, der Superschurken zur Strecke bringt. Und das in einem doch sehr, sehr schicken Set-Design. Wer hätte gedacht, dass Marionetten einen so guten Geschmack für Möbel haben?
Es ist ein Auto. Es fliegt. Was musst du noch wissen? Nicht die ausgeklügeltste aller Serien, aber als Frühwerk durchaus charmant.
«Stingray», die erste komplett in Farbe gefilmte britische TV-Serie, handelt von einem nuklearbetriebenen Kampf-U-Boot der World Aquanaut Security Patrol (WASP), die Mitte der 2060er-Jahre für die Überwachung der Weltmeere zuständig ist. Kontrahenten sind diverse Unterwasserkulturen, unter anderem die brutale Kriegerrasse der Aquaphibien der Stadt Titanica, die über eine Flotte tödlicher Tauchfahrzeuge verfügt, die als Terror Fish bekannt sind. Geil.
Übrigens wurden die Mundbewegungen der Marionetten durch einen Elektromagneten gesteuert. Durch den Einbau des Magneten und der zugehörigen Mechanik für die Augen mussten die Köpfe der Puppen zunächst etwas überdimensioniert werden, etwas, das man mit «Stilisierung» und «Charaktergebung» rechtfertigte. Doch ab der Serie «Captain Scarlet and the Mysterons» wurde die Magnetspule in den Körper der Puppe verlegt, so dass die Köpfe wieder die richtigen Proportionen aufweisen konnten: