Bei der Schweizer Nati war er es schon lange, doch mittlerweile ist Granit Xhaka auch im Trikot von Arsenal unbestrittener Leader. Der 30-jährige Mittelfeldspieler hat entscheidenden Anteil daran, dass das Team von Mikel Arteta nach 12 Spieltagen an der Tabellenspitze der Premier League steht. Offensiv befindet er sich mit je drei Toren und Assists in der Liga in der Form seiner Karriere. Nun gilt es für den Captain der Schweiz, diese Form bis zur WM zu konservieren und sie auch in Katar abzurufen.
Die ganze Schweiz sorgt sich um Yann Sommer, der im Nationalteam immer wieder über sich herauswächst, aktuell aber mit einer Verletzung zu kämpfen hat. Doch sind die Sorgen überhaupt berechtigt? Schliesslich steht mit Gregor Kobel ein hervorragender Ersatz bereit. Der Goalie von Borussia Dortmund zeigt Spiel für Spiel, dass er ligaweit zu den besten auf seiner Position gehört.
In der letzten Woche brillierte er gleich doppelt. Erst sicherte er dem BVB gegen Manchester City als Elfmeterkiller einen Punkt und damit das Weiterkommen in der Champions League. Und dann verhalf er dem BVB mit mehreren starken Paraden zum 2:1-Sieg in Frankfurt. Dafür bekam er nach dem Spiel ein Sonderlob von Sky-Experte Lothar Matthäus und Gegenspieler Mario Götze, der von einer sensationellen Leistung sprach. Der Aussetzer gegen Union Berlin ist hingegen längst vergessen.
Der Wechsel nach Monaco hat Breel Embolo sichtlich gut getan. Obwohl er auch zum Ende seiner Zeit in der Bundesliga bei Mönchengladbach immer mehr überzeugte, konnte er nun noch eine Schippe drauflegen. Der 25-Jährige war in den letzten fünf Spielen an fünf Toren beteiligt, von denen er vier selbst erzielte. Insgesamt kommt er in dieser Saison wettbewerbsübergreifend bereits auf sieben Tore und vier Assists. In dieser Form dürfte er beim Team von Murat Yakin der beste Torschütze sein. Bereits in den letzten beiden Nations-League-Partien gegen Spanien und Tschechien traf er je einmal.
Bei Borussia Dortmund nicht mehr erwünscht, weil er in sein letztes Vertragsjahr ging, hat sich Manuel Akanji bei Manchester City etabliert und brilliert regelmässig sowohl als Innen- als auch als Aussenverteidiger. Von Trainer Pep Guardiola wurde er mehrmals gelobt und gar als «Geschenk» bezeichnet. Dass er bei einem der besten Klubs der Welt seit seiner Ankunft die meiste Einsatzzeit aller Innenverteidiger hat, ist eine grossartige Voraussetzung, um in der Nati als Abwehrchef voranzugehen.
Der 22-jährige Noah Okafor gehört aus Schweizer Sicht definitiv zu den positiven Überraschungen in dieser Saison. Doch nach einem hervorragenden Saisonstart mit zwischenzeitlich je einem Tor in sechs aufeinanderfolgenden Partien, ist sein Torriecher etwas abgekühlt. In der Rückrunde der Champions League blieb er ohne Tor.
Am vergangenen Wochenende zeigte er in der österreichischen Liga als Joker jedoch, dass er noch immer weiss, wo das Tor steht. Beim Schweizer Nationalteam verpasste er die letzten beiden Partien wegen Zahnschmerzen. An der WM dürfte der schnelle und variable Offensivspieler aber eine neue Komponente im Schweizer Angriff sein.
Auch wenn Fabian Schär etwas unter dem Radar fliegt, was auch an Akanjis Leistung bei Manchester City liegt, spielt der 30-Jährige eine sehr starke Saison. Mit Newcastle steht er auf dem vierten Platz der Premier League und ist der Chef der stärksten Abwehr der Liga. Dabei brilliert er nicht nur mit Balleroberungen, sondern auch regelmässig mit Pässen ins Angriffsdrittel. An der WM wird er wohl mit Nico Elvedi um den Platz in der Innenverteidigung neben Akanji konkurrieren, doch mit seinen Leistungen im Klub gibt Schär Nati-Trainer Yakin einige Argumente dafür, ihn aufzustellen.
Eintracht Frankfurt reitet die Erfolgswelle, die im Mai im Europa-League-Triumph kulminierte, auch in dieser Saison weiter. In der Bundesliga steht die Eintracht auf dem 5. Platz und am Dienstag hat sie sich bei der ersten Champions-League-Teilnahme in der Vereinsgeschichte direkt für die Achtelfinals qualifiziert. Mittendrin ist dabei Djibril Sow, der im zentralen Mittelfeld nicht wegzudenken ist.
Der 25-Jährige gehört zu den Spielern mit den meisten Balleroberungen und lanciert mit seinen Pässen auch immer wieder Angriffe der Frankfurter. Unter Yakin hat er sich in diesem Jahr auch bei den Schweizern als Stammspieler etabliert. Bisher gab er dem Coach keinen Grund, ihn zu ersetzen.
Ähnlich wie Schär fliegt auch Remo Freuler etwas im Schatten eines Landsmannes. Und auch wenn Freuler nicht ganz an die Leistungen von Granit Xhaka herankommt, hat er sich bei Nottingham Forest mit seiner gewohnten Souveränität durchgesetzt. Der 30-Jährige verliess Bergamo im Sommer nach sechseinhalb Jahren, um noch einmal eine neue Herausforderung zu suchen. Diese hat er beim Aufsteiger und aktuellen Schlusslicht gefunden. Die Schuld für die schwachen Resultate Nottinghams sollte man aber nicht bei Freuler suchen.
Und dennoch ist er nicht ganz so stark, wie er es bei Bergamo oder auch an der EM im letzten Sommer war. Vor allem sein Einfluss in der Offensive hat nachgelassen. Dass dies im Nationalteam nicht unbedingt der Fall ist, zeigte er mit seinem Treffer gegen Tschechien im letzten Nations-League-Spiel. Freuler ist sicher bereit für die WM, hat aber auch noch Steigerungspotenzial.
Bei Borussia Mönchengladbach ist Nico Elvedi seit Jahren als Innenverteidiger gesetzt. Nach dem Weggang von Matthias Ginter hat er in Marvin Friedrich zwar einen neuen Partner, doch überzeugt Elvedi weiterhin als solide Säule in Gladbachs Defensive. Dass er nur in der Kategorie «Bereit für die WM» und nicht höher landet, liegt daran, dass die Hintermannschaft des Bundesligisten nicht immer die stabilste ist, und Elvedi daran sicher nicht unbeteiligt ist.
Dennoch kann man dem 26-Jährigen, der am vergangenen Wochenende seinen zweiten Saisontreffer erzielte, keinen allzu grossen Vorwurf machen. Ist er doch der Gladbacher mit den meisten Ballkontakten und Pässen, die auch über längere Distanz hochprozentig beim Mitspieler ankommen. Elvedi bildet mit Akanji ein eingespieltes Duo, auf das auch Yakin gerne setzte. Doch trotz seiner guten Form muss Elvedi aufgrund der starken Leistungen von Fabian Schär um seinen Stammplatz in der Nati bangen.
Beim Klub kam er nur noch selten zum Einsatz und nach seinem vergebenen Penalty im EM-Achtelfinal gegen Frankreich musste er sich einiges an Kritik anhören. Doch seither hat sich Ricardo Rodriguez beim FC Turin seinen Stammplatz zurück erkämpft und führt den Serie-A-Klub seit dieser Saison gar als Captain aufs Spielfeld. In der Nati gehört er wie schon unter Vladimir Petkovic auch bei Murat Yakin zum Stammpersonal. Dort dürfte er auch in Katar als Linksverteidiger gesetzt sein – obwohl er im Klub in der Innenverteidigung eingesetzt wird.
Zugegeben, im Vergleich zur Saison vor der EM im letzten Jahr, hat Renato Steffen sicher nachgelassen. War er damals beim VfL Wolfsburg bis zu seiner Verletzung gesetzt und glänzte mit neun Skorerpunkten in 21 Spielen, spielt er mittlerweile beim FC Lugano. Dort kommt er in acht Super-League-Partien auf ein Tor und zwei Assists. Dennoch könnte er an der WM ein wichtiger Spieler für die Schweizer Nati sein. Dann nämlich, wenn er wie in den letzten Länderspielen von der Bank kommend für neuen Elan sorgen oder auch mal mit seinem stets hohen Einsatz eine Führung verteidigen soll. Für diese Rolle ist der 31-jährige Steffen mit Sicherheit bereit.
Auf der anderen Seite von Rodriguez dürfte erneut Silvan Widmer eine tragende Rolle spielen. Auch der Rechtsverteidiger von Mainz ist seit dieser Saison Kapitän seines Vereins. Mit Ausnahme einer Krankheit und einer Verletzung war er in jedem Spiel gesetzt. So hat Widmer entscheidenden Anteil am erfolgreichen Saisonstart.
Und dennoch kann sich der 30-Jährige noch steigern. Nach neun Skorerpunkten in 33 Bundesligaspielen in der letzten Saison traf er am vergangenen Wochenende gegen die Bayern erstmals in dieser Saison. Und auch wenn er eine gute Saison spielt, könnte sich Widmer immer noch steigern. Erreicht er zur WM auch im offensiven Bereich seine bestmögliche Form, würde er noch wichtiger für die Schweiz.
Seit er im EM-Viertelfinal gegen Spanien für den verletzten Embolo früh eingewechselt wurde, stand Ruben Vargas häufig in der Startformation der Schweizer Nationalmannschaft. Dabei gelang ihm in acht Pflichtspielen seit der EM ein Tor und ein Assist. Beim FC Augsburg schaffte er es schon letzte Saison nicht, an die starken Leistungen aus der Saison 2020/21, als er in 30 Ligaspielen neun Skorerpunkte sammelte, anzuknüpfen.
In diesem Jahr stand er erst dreimal in der Startelf und spielte nur einmal über die volle Spielzeit. Bis auf die Partie gegen Leipzig, in der er ein Tor erzielte und eines vorbereitete, blieb er jedoch zu häufig blass. Das Potenzial zu einem wichtigen Puzzleteil in Yakins Team hätte der 24-Jährige, nur muss er dieses konstant abrufen.
Seit seinem Wechsel von Juventus zum FC Chelsea stand Denis Zakaria erst einmal im Einsatz. Bei seinem Debüt erzielte er am Mittwochabend in der Champions League zwar gleich ein Tor, aber bei Klub wie Nationalteam gilt: Andere haben auf seiner Position bessere Karten.
Schon in der letzten Saison wurden die Einsätze von Kevin Mbabu beim VfL Wolfsburg immer weniger. Daran hat auch der Wechsel in die Premier League zu Aufsteiger Fulham nichts geändert. Der Rechtsverteidiger ist höchstens Ergänzungsspieler. Seit dem 1. Oktober wurde Mbabu nicht mehr eingesetzt. In der Nations League stand er für die Schweiz nur in einem von sechs Spielen im Einsatz, und auch an der WM wird er meist nur Ersatz sein.
Am letzten grossen Turnier begeisterte Steven Zuber als Assistkönig. Mit vier Vorlagen führte er die Statistik an. Nur ist er weit von dieser Form entfernt. Seit September machen ihm Verletzungen zu schaffen. Noch ist unsicher, ob er überhaupt rechtzeitig fit wird. Sollte er zum Schweizer Kader gehören, hat er zumindest bereits an der EM gezeigt, dass er auch ohne grosse Spielpraxis eine wichtige Rolle spielen kann.
Er war lange der Mann für die wichtigen Tore im Schweizer Trikot. Doch schon bei Benfica Lissabon wurden seine Einsatzzeiten immer kürzer und auch in Istanbul wird der Stürmer nur noch selten eingesetzt. Bei Galatasaray kommt er seit September auf 51 Minuten Spielzeit. So dürfte es für den 30-Jährigen im Duell um die einzige Sturmspitze im Schweizer Team gegen Embolo nicht reichen.
Die Sorgen waren gross nach den Bildern aus dem DFB-Pokal-Spiel zwischen Mönchengladbach und Darmstadt. Yann Somer war umgeknickt und musste ausgewechselt werden. Wird Sommer an der WM im Schweizer Tor stehen können? Wenig später gab der Schweizer Torhüter-Trainer Entwarnung. Und auch Murat Yakin sagte vor einigen Tagen, dass Sommer an der WM bereit sein würde.
Doch bisher kehrte Sommer nicht ins Training zurück. Im zweitletzten Ligaspiel vor der WM wird der 33-Jährige am Freitag nicht dabei sein. Für die Spielpraxis wäre es wichtig, wenn er wenigstens am nächsten Wochenende noch einmal zwischen den Pfosten stehen könnte, ansonsten bleibt vor dem Auftakt in die Gruppenphase nur noch das Vorbereitungsspiel gegen Ghana vom 17. November. Wird Sommer fit, wird er das Schweizer Tor hüten, auch wenn sich Dortmunds Kobel in den letzten Wochen aufgedrängt hat.
Zwischen dem letzten Pflichtspiel der Chicago Fire und dem WM-Spiel gegen Kamerun liegen 46 Tage. So lange wird Xherdan Shaqiri keinen Ernstkampf bestreiten. Zwar trainiert er beim FC Lugano mit und hält sich dort fit, doch ist schwierig zu sagen, ob er seine Wettkampffitness so halten kann. Für Chicago absolvierte er seit Februar 29 Partien und erzielte dabei sieben Tore sowie sechs Assists. Anders als im Nationalteam spielte er in den USA meist im offensiven Mittelfeld.
Wie bei Sommer ist auch bei Shaqiri klar, dass er zum Stammpersonal gehört, wenn er fit ist. Seit Jahren gehört er zu den Leistungsträgern des Nationalteams und ist auch immer wieder ein Mann für die wichtigen Momente, wie er mit seinem Tor zum 1:1 im EM-Viertelfinal gegen Spanien wieder unter Beweis stellte.