
Nino Niederreiter skort in der NHL so regelmässig wie noch nie.Bild: AP/FR51399 AP
Nino Niederreiter ist in der NHL so gut wie noch nie und steht bei den Minnesota Wild vor einer saftigen Gehaltserhöhung. Aber eigentlich träumt er in seinem letzten Vertragsjahr ja von was ganz anderem.
27.01.2017, 10:5927.01.2017, 12:34
marcel kuchta / Aargauer Zeitung
«Ich stelle mir eine Welt vor, in welcher Nino
Niederreiter an der Seite von John Tavares
stürmen darf.» Auf Twitter verfasste
diese Nachricht kürzlich ein Fan der New
York Islanders. Von jenem Team also, welches
Niederreiter im Jahr 2010 an 5. Stelle
gedraftet hatte, ihn aber exakt drei Jahre
später im Tausch für den mässig talentierten
Defensivflügel Cal Clutterbuck an die
Minnesota Wild abgab.
Es entbehrt nicht
einer gewissen Ironie, dass die New York
Islanders dieser Tage verzweifelt nach geeigneten
Sturmpartnern für ihren Star-Mittelstürmer
Tavares suchen. Sie hatten ihn
mit Niederreiter in ihren Reihen, machten
bei der Förderung des Schweizers aber so
ziemlich alles falsch, was man falsch machen
kann, verloren die Geduld und gaben
ihn schliesslich zu einem vergleichsweisen
Spottpreis ab.
Vier Jahre später gehört Niederreiter in
der NHL zu einem der besten «Power Forwards».
Jener Spezies von Stürmern, nach
der sich in der besten Eishockeyliga der
Welt jedes Team lechzt. Grosse,
kräftige, furchtlose und gleichzeitig offensivstarke
Spieler, die in der Lage sind, die
gegnerischen Abwehrreihen physisch zu
zermürben und so Raum und Zeit für ihre
talentierteren Sturmpartner zu schaffen.
Deshalb schaut man bei den Islanders immer
häufiger sehnsüchtig nach Minnesota,
wo der Mann spielt, den man einst draftete,
und der jetzt so gut an die Seite von Superstar
John Tavares passen würde.
Die Gründe des Höhenflugs
Aber weshalb ist Niederreiter in dieser
Saison so gut wie nie zuvor? Mit 36 Punkten
(15 Tore) in 48 Spielen ist er auf bestem
Weg, seine Skorer-Bestmarke aus der letzten
Saison (43 Punkte in 82 Spielen) zu pulverisieren.
Es gibt mehrere Gründe. Einerseits
brauchen Spielertypen wie der
Churer erfahrungsgemäss vier Jahre, ehe
sie damit beginnen, ihr Potenzial voll auszuschöpfen.
Nur Riesentalente wie Auston
Matthews oder Connor McDavid schlagen
auf Anhieb voll ein in der NHL.
Weiter hat
Niederreiter der Trainer- und Philosophiewechsel
bei den Minnesota Wild geholfen.
Er musste unter Mike Yeo, der Mitte letzte
Saison entlassen wurde, um jede Minute
Eiszeit kämpfen. Der neue Headcoach
Bruce Boudreau lässt generell ein offensiveres
Eishockey spielen, womit automatisch
auch Niederreiters Einfluss grösser
wurde.

Gemeinsamer Jubel: Nino Niederreiter und Eric Staal verstehen sich blendend.Bild: AP/The Canadian Press
Zu Gute kam dem 24-Jährigen auch
die Tatsache, dass die Wild mit Eric Staal
einen zweiten Spielmacher neben Captain
Mikko Koivu verpflichteten. Mit dem Kanadier
versteht sich der Bündner blendend
und bildet so eine zweite, sehr torgefährliche
Sturmlinie für die Wild, welche in dieser
Saison zu den offensivstärksten und erfolgreichsten
NHL-Teams gehören.
Der letzte – und gleichzeitig wohl wichtigste
Grund – ist der Umstand, dass Niederreiters
Vertrag am Ende der Saison ausläuft.
Für ihn ist diese Saison schon aus
rein existenziellen Gründen von grosser
Bedeutung. «Natürlich ist das letzte Vertragsjahr
immer ein ganz wichtiges Jahr. Es
wäre gelogen, das zu verneinen. Es hilft natürlich,
gerade in diesem Jahr so gut wie
möglich zu spielen und konstant zu sein»,
sagte der Schweizer in einem Interview mit
der Internet-Plattform nhl.com.
Der Traum vom Stanley Cup
Sein aktueller
Dreijahresvertrag brachte ihm pro
Saison 2,67 Millionen US-Dollar ein. Beendet
er die laufende Qualifikation im Bereich
zwischen 50 und 60 Skorerpunkten
und zeigt er auch noch in den Playoffs
überzeugende Leistungen, dann könnte
ein Mehrjahresvertrag mit einem durchschnittlichen
Jahressalär mit bis zu 5 Millionen
im Bereich des möglichen liegen.
Angesichts
des Verhandlungsgeschicks seines
Agenten Andy Rufener dürfte Niederreiter
sicher nicht zu kurz kommen. Auch die Gefahr,
dass ihn Minnesota im Expansionsdraft
an das neue NHL-Team Las Vegas verliert,
ist minim, da der Bündner in der aktuellen
Verfassung garantiert zu den Spielern
gehören wird, die die Wild vor dem
Zugriff der «Golden Knights» schützen.
Der kommende Sommer ist vorderhand
aber noch weit weg. Bei den Minnesota
Wild träumt man angesichts der bisher
hervorragenden Leistungen in der laufenden
Saison zurecht vom Gewinn des Stanley
Cups. Bei den New York Islanders
bleibt die Rückkehr des verlorenen Sohns
aber mit Sicherheit ein Traum.
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