Nicht zwei Aussenseiter spielten um den letzten Playoff-Platz. Die meisterlichen ZSC Lions mussten in Genf zur finalen Auseinandersetzung antreten – und scheiterten kläglich. Der Meister taumelte durch die Qualifikation und stolperte am Ende.
Davos wusste schon früh, dass es nicht für die Playoffs reicht, und steht bereits als Playout-Teilnehmer fest. Lugano zitterte noch lange nach Neujahr. Die Spielzeit 2018/19 war die Saison der Kleinen – und der Kompetenz. Nicht mehr Geld, sondern Kompetenz spielte eine zentrale Rolle. Geld ohne Geist funktioniert nicht mehr. Geist schlägt auch viel Geld.
Nun haben alle Meister des 21. Jahrhunderts – Lugano, Davos, Bern und die ZSC Lions – mindestens einmal die Playoffs verpasst. Das ist ein sehr gutes Zeichen für unser Hockey.
Wenn die Aussenseiter alles richtig machen, dann erreichen sie die Playoffs. Aber für mehr reicht es nicht. In den Playoffs genügt Kompetenz allein nicht mehr. Da braucht es dazu auch das grosse Geld für die Kadertiefe und die ganz grossen Spieler (ganz gross zumindest für unsere Liga). Dieses «Playoff-Geld» haben Langnau und Ambri nicht.
Nun kennen wir die vier Playoff-Paarungen. Mit der Romantik ist es vorbei. Die Aussenseiter Langnau und Ambri werden an ihre Grenzen stossen und scheitern. Biel und Lausanne sind keine Aussenseiter mehr. Sie sind bereits kleine Titanen.
Ein Freilos für den Qualifikationssieger. Das kann auch Chris McSorley, der stolze Triumphator über die meisterlichen ZSC Lions, nicht ändern.
Diese Chance zur Ehrenrettung wird sich Lugano nicht entgehen lassen. Zug kommt nur weiter, wenn Trainer Dan Tangnes (er hat noch nie eine Playoff-Serie gewonnen) den Mut hat, Tobias Stephan durch Sandro Aeschlimann zu ersetzen.
Der schlimmstmögliche Viertelfinal-Gegner für die Langnauer: Lausanne ist ein «kleiner SCB». Kari Jalonens Zauberlehrling Ville Peltonen lässt das gleiche «Schablonen-Hockey» spielen – aber mit dem Unterschied, dass seine Spieler, anders als die Berner, die Langnauer nicht unterschätzen. Die SCL Tigers haben nur eine kleine Chance, wenn Damiano Ciaccio weit über sich hinauswächst und Chris DiDomenico die Nerven nicht verliert. Gegen Lugano, Ambri, Biel und Servette hätte Langnau eine echte und gegen den SCB eine kleine Chance gehabt.
Wenn Jonas Hiller nicht besser sein wird als Benjamin Conz, dann sollte ihm Sportchef Martin Steinegger den Lohn kürzen. Und wenn Antti Törmänen kein taktisches Rezept findet, um Ambris ersten Sturm um Liga-Topskorer Dominik Kubalik zu bremsen, dann hat er ein Lotter-Taktiker. Nur gegen Langnau, Servette und Lugano hätte Ambri eine Chance gehabt.
Aber wenn wir den wahren Elvis Merzlikins sehen, wird Lugano ins Finale einziehen und wir werden uns vor Greg Ireland so tief und so oft verneigen, wie wir es vermögen.
Biel hat die besseren, unberechenbareren Individualisten und vermag Lausanne vom taktischen Schachbrett zu fegen. Und wenn Jonas Hiller nicht besser ist als Sandro Zurkirchen oder Luca Boltshauser, muss ihm der Lohn gekürzt werden.
Die Zeit ist reif für den ersten Berner Final. Das wahre Hockey, der wahre Fussball, das wahre Handball, das wahre Unihockey und das wahre Hornussen werden eben bis auf weiteres doch im Bernbiet gespielt.
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