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Eismeister Zaugg

Heute haben die Schweizer die Chance, das WM-Halbfinale zu erreichen.

epa06738760 Fans from Switzerland during the IIHF World Championship group A ice hockey match between Switzerland and France at the Royal Arena in Copenhagen, Denmark, 15 May 2018. EPA/MADS CLAUS RASM ...
Können sich die Schweizer Fans heute Abend über den Halbfinaleinzug freuen?Bild: EPA/SCANPIX DENMARK
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«Yes we can» – heute ist ein guter Tag, um Eishockeygeschichte zu schreiben

klaus zaugg, kopenhagen
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Heute haben die Schweizer die Chance, zum dritten Mal nach 1998 und 2013 das WM-Halbfinale zu erreichen. Es gibt keinen Grund, weshalb sie im Viertelfinale Finnland nicht besiegen könnten. 
17.05.2018, 06:4217.05.2018, 08:19

Die Geschichte sagt uns, es sei unmöglich. Der letzte Sieg gegen Finnland an einem Titelturnier liegt 30 Jahre (1988, Olympia Calgary/1:2) und bei einer WM noch länger zurück (1972 in Prag/2:3). Und das waren erst noch Vorrundenspiele. Eine «K.O-Partie» haben wir gegen Finnland überhaupt noch nie gewonnen.

Die Gegenwart ist ganz anders. Ohne das Wissen um die Geschichte wäre klar: Die Chancen stehen heute mindestens bei 50:50. Es gibt, ausser der guteidgenössischen Pessimismuskultur («Äs längt äuä gliich nid») keinen Grund, weshalb die Schweizer heute das Viertelfinale gegen Finnland nicht gewinnen können.

Zum ersten Mal hat Nationaltrainer Patrick Fischer die spielerischen Mittel, um das für seine Amtszeit so typische, sympathische neue Selbstvertrauen (von Arroganz zu reden, wäre unhöflich und gilt höchstens für ein paar Funktionäre) in die Tat umzusetzen.

Grosse Unterschiede zu früher

Hier in Kopenhagen steht ihm die beste WM-Mannschaft unserer Geschichte zur Verfügung. Er hat also bessere Spieler als alle seine Amtsvorgänger. In einem Einzel-Talentwettbewerb hätten wir gegen die Finnen sehr gute Chancen. Eine wesentliche Differenz zu unseren Ungunsten gibt es nicht einmal mehr bei der NHL-Power. Höchstens eine kleine auf der Torhüterposition. Aber auch die ist nicht so gross, dass wir deswegen keine Chance haben.

Patrick Fischer, head coach of Switzerland national ice hockey team, speaks to his player forward Reto Schaeppi #19 past forward Nino Niederreiter #22, forward Noah Rod #46, forward Gaetan Haas #92 an ...
Patrick Fischer sinniert über die richtige Strategie.Bild: KEYSTONE

Aber war das nicht auch beim olympischen Turnier so? Haben wir (und der Nationaltrainer) nicht auch da von Medaillen und «Jahrhundert-Chance» fabuliert? Waren wir nicht auch da vom Talent her den gegnerischen Teams ebenbürtig? Und die Deutschen haben ja dann mit ihrer Final-Qualifikation gezeigt, dass das olympische Turnier ohne NHL-Stars tatsächlich eine «Jahrhundert-Chance» war.

Ja, das war so. Aber es gibt einen ganz wesentlichen Unterschied zwischen dem Olympischen Turnier 2018 und der WM 2018.

Der grosse Trainer fehlte

Unsere Nationalmannschaft mahnte bei der olympischen Expedition nach Südkorea an die SCL Tigers unter Scott Beatty. Die Führung an der Bande fehlte. So wie die Langnauer hatten auch die Schweizer beim olympischen Turnier keine charismatischen Führungsspieler, um das Team zusammenzuhalten. Sie hätten einen grossen Trainer an der Bande gebraucht. Aber dort stand keiner. Das Scheitern war so kläglich und so logisch wie jenes von Scott Beatty im Emmental.

Das ist bei dieser WM anders. Völlig anders. Die Präsenz der NHL-Stars macht auch jeden einzelnen aus der NLA ein bisschen grösser. Ein bisschen schneller. Ein bisschen besser. Das zeigt sich ganz besonders an zwei Beispielen.

epa06715813 Switzerland's forward Enzo Corvi (front) in action against Slovakia's forward Ladislav Nagy (back) during the IIHF World Championship Group A ice hockey match between Slovakia an ...
Enzo Corvi.Bild: EPA/KEYSTONE
  1. Enzo Corvi ist der erstaunlichste Einzelspieler unseres WM-Teams. Der «Spätstarter» – er kam erst mit 21 zu einem Spitzenteam (Davos) – ist nach wie vor ein ungeschliffener Diamant. Und doch hält er an der Seite von NHL-Titan Nino Niederreiter dank seiner Spielintelligenz auf höchstem internationalem Niveau mit und hat einen Punkt pro Spiel (!) produziert.
  2. Captain Raphael Diaz spielt seine beste, konstanteste WM, er ist sogar besser als bei der Silber-WM 2013. Er steht inzwischen bei einer Bilanz von +4 und bekommt nach NHL-Star Roman Josi (22:03 Min) am zweitmeisten Eiszeit zugeteilt (21:45 Min). Zugs Captain spielt hier an der Seite von NHL-Verteidiger Mirco Müller und muss nicht mehr das «Alphatier» sein. Diese Rolle übernimmt der scheibensichere, raue, kluge NHL-Verteidiger. Kein Wunder, spielt Raphael Diaz hier in Kopenhagen so gut wie nie in dieser Saison. Er ist jetzt sozusagen eine Nummer grösser als während der Meisterschaft.

Die gute Mischung stimmt

Die NHL-Stars haben die ganze Führungsstruktur verändert. Sie wirken wie Spielertrainer. Sie ordnen die Dinge auf und neben dem Eis und entlasten so Nationaltrainer Patrick Fischer. Sie sind sozusagen die Heinzelmännchen des Zauberlehrlings Patrick Fischer. Der wiederum kann sich auf das konzentrieren, was er tatsächlich kann: reden, für gute Stimmung, eine positive Aussenwahrnehmung (die den Verbandsgenerälen über alles geht) und den Optimismus sorgen, der eidgenössischen Teams manchmal fehlt. «Yes We Can»: Der Wahlkampf-Slogan des US-Präsidenten Barack Obama gilt auch für die Schweizer.

Wir haben bei dieser WM also erstmals seit der Amtsübernahme von Patrick Fischer im Herbst 2015 eine gute Mischung aus spielerischer Klasse, starken Spielerpersönlichkeiten und guter Stimmung.

Es gibt nicht einen einzigen Grund, weshalb die Schweizer heute Abend Finnland nicht besiegen könnten – ausser natürlich der Ungewissheit, die einem unberechenbaren Spiel auf rutschiger Unterlage innewohnt.

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39 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ursus ZH
17.05.2018 06:59registriert Februar 2017
Positiv denken, 100 Prozent geben und ....bitte keine unnötigen Strafen! Diese nutzen Gegner wie Finnland gnadenlos aus.
Dann kann heute etwas Grosses drinliegen!
Hopp Schwiiiiz!
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Nelson Muntz
17.05.2018 08:19registriert Juli 2017
Der Schwefelgeruch des "gut gespielt und ehrenhaft verloren" muss endlich mal abgelegt werden. Unsere Schillerfalter müssen skoren, der Lottergoalie eine starke Partie spielen. Egal wer das entscheidende Tor schiesst. Es ist nur ein Name, der auf ein Trikot aufgenäht wurde.
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Peedy
17.05.2018 07:31registriert Januar 2017
"Nur wenn Sich Genoni oder Berra entscheiden Weltmeister zu werden..."

Danke für den ersten Lacher des Tages 😂
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