Hans-Ulrich Lehmann ist so etwas wie die Schweizer Antwort auf Harold Ballard. Harold Ballard war Besitzer der Toronto Maple Leafs ab 1961 und blieb es bis zu seinem Tod im Jahre 1990. Der eigenwillige Kanadier wurde 86 Jahre alt. Durch seine Knausrigkeit wurden die Maple Leafs sportlich ruiniert. Was nicht so tragisch war. Erstens gibt es ja in der NHL keinen Absteiger. Und zweitens haben die Maple Leafs Kultstatus. Die Fans kommen auch dann, wenn der sportliche Erfolg ausbleibt.
Das ist also die Parallele. Auch Klotens eigenwilliger Präsident und Besitzer ruiniert durch seine Knausrigkeit (oder besser und fairer: durch seine Vernunft) die Mannschaft sportlich. Aber im Unterschied zur NHL gibt es bei uns nach wie vor die Gefahr eines Abstieges. Weshalb Hans-Ulrich Lehmann in den Kulissen für die Abschaffung des Abstieges weibelt. Sein EHC Kloten hat zwar durch eine ruhmreiche Tradition in der höchsten Spielklasse (seit 1962 ununterbrochen in der NLA!) durchaus Kultstatus. Aber anders als in Toronto ist es in Kloten nicht möglich, die Arena auch in sportlich mageren Zeiten zu füllen.
Wie geht es nach der Niederlage gegen Servette (1:2), der 10. Niederlage im 12. Spiel und der Isolation am Tabellenende weiter? Mit ziemlicher Sicherheit war in Kloten die Abstiegsgefahr noch nie so gross wie heute.
Der Präsident ist nie schuld. Denn der Präsident hat das Privileg, zu entscheiden, wer zum Sündenbock erklärt wird. Wer wird «gesündenbockt»? Trainer Pekka Tirkkonen? Da wäre die einfachste Lösung. Oder am Ende gar Sportchef Pascal Müller? Auch das ist eine Variante. Wer mag, kann es so sehen: Der Sportchef wählt den Trainer aus und wenn der Trainer nicht mehr gewinnt, ist es an der Zeit, auch den Sportchef in Frage zu stellen. Das wäre allerdings ungerecht gegenüber Pascal Müller. Er hat famose Arbeit geleistet und aus einem monetären Minimum ein sportliches Maximum gemacht.
Hans-Ulrich Lehmann ist ein erfolgreicher Geschäftsmann. Er kann rechnen. Warum nicht den Trainer und den Sportchef feuern und den neuen Trainer auch gleich zum Sportchef machen? So kann künftig ein Salär gespart werden. Und die Entscheidungswege werden auch kürzer.
Damit kein Missverständnis aufkommt: Das sind alles nur Spekulationen eines nicht im Zürcher Unterland ansässigen Chronisten. Aber verlässliche Gewährsleute haben ihm gemeldet, Pascal Müller habe bereits die Kündigung eingereicht. Um einer «Sündenbockisierung» zuvorzukommen. Gehen wir also der Sache nach:
Klaus Zaugg: Pascal Müller, haben Sie in Kloten die Kündigung eingereicht?
Pascal Müller: Wie kommen Sie auf diese Frage?
Ich habe das Gerücht von jemandem, der Sie gut kennt.
Pascal Müller: Ich kann Ihnen leider betreffend meiner vertraglichen Situation keine Auskunft geben. Ich danke für Ihr Verständnis.
Also ja, Sie haben gekündigt – sonst wäre Ihre Antwort auf meine Frage ein «Nein» gewesen.
Pascal Müller: Wie gesagt: Ich gebe keine Auskunft über meinen Vertrag.
Was nun? Tja, es dürfte in Kloten schon bald rocken und «sündenbocken».
Affaire à suivre.