Lausanne und Servette haben das gleiche Problem: Selbstüberschätzung. Beginnen wir in Genf. Chris McSorley ist der Grund, warum aus Servette das beste Sportunternehmen des Welschlands geworden ist.
Die neuen nordamerikanischen Besitzer mit ihrer typischen nordamerikanischen Arroganz wissen es besser. Sie haben Chris McSorley entmachtet, zum Sportdirektor ohne Mitspracherecht und Kompetenz degradiert und bezahlen ihn fürstlich dafür, nichts zu tun.
Lausannes Sportdirektor Jan Alston hatte in den letzten Jahren sehr viel Glück bei seinen Entscheidungen. Drei Trainer haben seine Mannschaft besser gemacht, als sie tatsächlich ist. Gerd Zenhäusern brachte Lausanne als Nothelfer in die NLA zurück, Heinz Ehlers legte das taktische Fundament für die Playoffs und Dan Ratushny brachte die Emotionen für einen Höhenflug.
Lausanne war noch nie ein Spitzenteam. Aber auf den taktischen Geleisen, die Ehlers gelegt hatte, fuhr Motivator Ratushny letzte Saison in die Spitzengruppe der Liga. Mit einer Mannschaft, die rein nominell in die untere Tabellenhälfte gehört. Wenn Etienne Froidevaux der wichtigste Schweizer Center ist, kann es sich nicht um ein Spitzenteam handeln.
Und wenn Sandro Zurkirchen im Tor steht, erst recht nicht. Er ist ein guter, aber kein grosser Goalie. Was sich an einer Episode zeigen lässt. Leonardo Genoni hatte vorzeitig im Herbst 2015 bereits beim SC Bern unterschrieben. Er stand dazu, informierte in Davos seine Mitspieler und der SCB bestätigte offiziell seine Verpflichtung ab der Saison 2016/17. Ambris Zurkirchen hatte im Herbst 2016 bei Lausanne unterschrieben. Aber er hatte nicht das Rückgrat, dazu zu stehen und Lausanne verheimlichte den Transfer bis im letzten Sommer. Grösse zeigt sich auch neben dem Eis.
Nun hat Lausanne mit Cristobal Huet einen grossen Torhüter, der zu alt ist, um noch ein grosser zu sein und mit Sandro Zurkirchen einen Torhüter, der ein grosser sein sollte, aber nie einer sein wird.
Lausanne hat die Bescheidenheit verloren, die immer und auf allen Ebenen die Grundvoraussetzung für den Erfolg eines nominell nicht erstklassigen Teams ist. Lausanne war letzte Saison das meistüberschätzte Team der Liga. Das wäre kein Problem gewesen, wenn das Management sich dessen bewusst wäre.
Lausanne hatte nur noch 11 der letzten 29 Partien der vergangenen Saison gewonnen und hätte gewarnt sein können. In den letzten Wochen sind die Vorstellungen davon, was in Lausanne machbar ist, zwischen Sportdirektor Jan Alston und seinem Trainer immer weiter auseinander gegangen. Der Eklat war programmiert. Dan Ratushny ist an unrealistischen Erwartungen eines arroganten Managements gescheitert.
«Cinderella left the Building» pflegen die Nordamerikaner zu sagen. Will heissen: Das Glück hat ein Unternehmen verlassen. Vier Jahre lang hauste das Glück im Stadion. Ungewöhnlich lange und gerade lange genug, um das Management in Lausanne arrogant zu machen.
Nun hat nach vier Jahren Party der Alltag begonnen. Alltag in Lausanne bedeutet: Die Qualifikation für die Playoffs ist ein Erfolg. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger. Je früher diese Einsicht beim Management reift, desto besser.
Die nächste Trainerentlassung wird in Genf folgen. Dort ist die Situation noch weit dramatischer als in Lausanne. Die nordamerikanischen Eishockey-Imperialisten haben Chris McSorley, den charismatischsten Trainer des welschen Hockeys durch Craig Woodcroft ersetzt. Wer den Chef durch einen Clown ersetzt, darf sich nicht wundern, dass sein Sportunternehmen zum Zirkus verkommt. Servette ist vom Vorzeigeunternehmen zum Zirkus verkommen. Aber die Besitzer haben es noch nicht bemerkt.