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Rund 330'000 Menschen leben auf Island. Natürlich sind sie nicht alle miteinander verwandt, wie böse Zungen dieser Tage behaupten, in denen Island dank seiner Fussballer in aller Munde ist. Aber im Kern hat die Aussage etwas. Inzest ist auf dieser abgelegenen Insel, im kalten Atlantik neben Grönland gelegen, tatsächlich ein Alltagsthema.
Es ist mitunter schwierig, sich unter den gegebenen Verhältnissen zu verlieben. Denn wer weiss bei der geringen Einwohnerzahl der Insel schon, ob das Gegenüber nicht mit einem verwandt ist? Eine App weiss es.
«Wir stammen fast alle von wenigen Siedlerfamilien ab», erklärt App-Entwickler Alexander Annas Helgason der Süddeutschen Zeitung. Im Mittelalter seien ein paar Norweger und Kelten auf die damals leere Insel gekommen, sie seien seither quasi unter sich geblieben. «Und wir wurden immer wieder sehr stark dezimiert. Hier brechen ja dauernd Vulkane aus», so Helgason. Es werden also seit Jahrhunderten die selben Gene weiter und weiter gegeben, frisches Blut kommt nur sehr selten dazu.
Lernen sich eine Isländerin und ein Isländer kennen, so können sie kurz abchecken, ob sie nicht miteinander verwandt sind. «Falls Sie dieselben Grosseltern haben, geht ein Alarmton los und empfiehlt Ihnen, es beim Cafébesuch zu belassen», führt Helgason aus. Adaptiert auf den EM-Freudentaumel heisst das: Die Frage «Zu mir oder zu dir?» könnte sich durch den Alarmton in ein «Ach, lass' uns doch einfach noch ein wenig in der Brasserie quatschen» wandeln.
Moderne Technik soll also Inzest vermeiden helfen. Gefüttert wurde die App aber von uralten Daten, welche bis ins 9. Jahrhundert zurückgehen. «Islendingabok» heisst die Datensammlung, welche einst zur Genforschung angelegt wurde. Sie enthält Angaben zu mehr als 820'000 lebenden oder verstorbenen Isländern – über die Hälfte aller Menschen, welche je auf der Insel gelebt haben. «Die Datenbank enthält die Daten sämtlicher Isländer, die im 20. Jahrhundert geboren wurden und immerhin fast aller aus dem 19. Jahrhundert», erläutert der Projektleiter Thordur Kristjansson in der ARD.
Die Stammbaumpflege sei eine Art nationales Hobby, berichtet App-Entwickler Helgason. Schon die ersten Siedler, die sich 874 auf Island niedergelassen hatten, beschäftigten sich damit. «Die meisten können tatsächlich ihre Wurzeln sehr weit zurückverfolgen.» Helgason selber sagt, er sei stolz darauf, in der 29. Generation direkt mit einem der ersten Siedler verwandt zu sein.
Wir Schweizer können die App übrigens nicht verwenden. Denn zur Installation wird eine isländische Sozialversicherungsnummer benötigt.