Schon klar, um das Bonmot gleich zu platzieren: Es gibt im Fussball keine Kleinen mehr. Fünfliber ins Phrasenschwein. Aber es gibt Top-Nationen und solche aus der zweiten Reihe, zu denen die Schweiz gehört.
Und aus jener Kaste in der Hackordnung des Fussballs gelingt es beinahe an jeder Weltmeisterschaft und Europameisterschaft einem Team, weit zu kommen. Einmal gipfelte dies gar in der vielleicht grössten Sensation der Fussballgeschichte.
Wer weiss, ob diese Auflistung schon bald um die Nati-Ausgabe 2022 ergänzt werden darf …
Dänemark zieht bis in den Halbfinal ein, dort unterliegt es England erst nach Verlängerung 1:2. Für die Dänen ist die in zehn Städten ausgetragene und um ein Jahr verschobene «Corona-EM» ein sehr spezielles Turnier: Im Auftaktspiel erleidet Christian Eriksen einen Herzstillstand. Dies schweisst das Team zusammen. Eriksen kann in der Endphase wieder die Daumen drücken.
Die Kroaten fegen in der Vorrunde Argentinien 3:0 weg und ziehen mit drei Siegen in die K.o.-Phase ein. Luka Modric, Ivan Rakitic und Co. schlagen Dänemark und Russland im Penaltyschiessen, im Halbfinal muss nach Verlängerung England dran glauben. Erst im Final wird Kroatiens Lauf gestoppt, Frankreich gewinnt ihn 4:2.
Gleich bei der ersten Teilnahme an einer Europameisterschaft überhaupt stossen die Waliser bis in den Halbfinal vor. Die Mannschaft um Gareth Bale scheidet erst gegen den späteren Europameister Portugal aus. Zweites Sensationsteam des Turniers ist Island, das England rauswirft und im Viertelfinal an Frankreich hängenbleibt.
Die vermeintlich chancenlosen «Ticos» gewinnen ihre Gruppe und sorgen dafür, dass Italien und England schon nach der Vorrunde heimreisen müssen. Es folgen zwei Penaltyschiessen – mit einem Sieg gegen Griechenland und einer Niederlage gegen die Niederlande im Viertelfinal. Das Spiel ist legendär, weil die Oranje vor dem Penaltyschiessen den Goalie wechselt: Tim Krul wird mit zwei parierten Versuchen tatsächlich der Matchwinner.
Das bislang letzte EM-Turnier mit «nur» 16 Teilnehmern, nach der Gruppenphase ging es direkt mit den Viertelfinals weiter. Mit Griechenland und Tschechien tauchten da zwei Mannschaften auf, die sich beide in der mässig starken Gruppe mit Russland und Polen durchsetzten. Die Halbfinals des Turniers lauteten Portugal – Spanien und Deutschland – Italien (im Bild der ikonische Torjubel von Mario Balotelli).
Nach einem 0:0 gegen Frankreich geht's los: Sieg gegen WM-Gastgeber Südafrika, Sieg gegen Mexiko, Sieg im Achtelfinal gegen Südkorea, Sieg in einem epischen Viertelfinal gegen Ghana. Erst die Niederlande stoppt die Auswahl um Diego Forlan, die den Halbfinal 2:3 verliert.
Die Türken setzen sich auf Kosten der Schweiz durch, schlagen in einem wahnwitzigen Viertelfinal Kroatien, ehe sie im Halbfinal wegen eines Treffers von Philipp Lahm in der 91. Minute mit 2:3 gegen Deutschland verlieren.
Auch Russland schafft es bis in den Halbfinal. Mit einer sagenhaften Leistung werfen Andrei Arschawin und seine Mitspieler im Viertelfinal die zuvor brillanten Niederländer aus dem Turnier, ehe gegen Spanien Schluss ist.
Immer noch eine traurige Sache, dass wir an dieser Stelle auf diese Mannschaft hinweisen müssen. Denn statt der Ukraine hätte es genauso gut die Schweiz in den Viertelfinal schaffen können. Aber nach trost- und torlosen 120 Minuten des Achtelfinals versagte die Nati im Penaltyschiessen, wo von drei Versuchen keiner den Weg ins Ziel fand.
DAS Fussballmärchen schlechthin, wenn es um grosse Turniere geht: Griechenland wird sensationell Europameister. Trainer Otto «Rehakles» Rehhagel lässt altmodisch spielen, aber der Zweck heiligt die Mittel. Die Griechen siegen 1:0 im Viertelfinal gegen Frankreich, 1:0 im Halbfinal gegen Tschechien und 1:0 im Final gegen Portugal mit dem 19-jährigen Ausnahmetalent Cristiano Ronaldo.
Kaum jemand rechnet vor dem Turnier damit, dass einer der zwei WM-Gastgeber Japan und Südkorea bis in den Halbfinal vorstösst. Die Koreaner eliminieren Portugal in der Gruppenphase, dann muss Italien dran glauben. Wobei Schiedsrichter Byron Moreno derart seltsam und pro Südkorea pfeift, dass die römische Staatsanwaltschaft Ermittlungen einleitet. Sie bleiben ergebnislos.
Auch den Lauf der Türkei sieht wohl niemand kommen. Auch sie zieht mit etwas Glück in den Halbfinal ein. Zunächst entscheidet das bessere Torverhältnis gegenüber Costa Rica über das Weiterkommen, danach folgen zwei 1:0-Siege gegen Japan und den Senegal. Im Spiel um Platz 3 gewinnen die Türken gegen Südkorea 3:2, der Führungstreffer von Hakan Sükür nach elf Sekunden ist bis heute das schnellste Tor der WM-Geschichte.