Eine strahlende Alisha Lehmann im Training der Nati.Bild: keystone
«Hat auch Schattenseiten»: Alisha Lehmann spricht über den Hype um ihre Person
Alisha Lehmann ist das neue Postergirl eines 100-Millionen-Euro-Projekts. Nun spricht sie erstmals über ihr neues Leben in Norditalien.
Im Hintergrund erstrahlt der Vierwaldstättersee, der Blick auf den Bürgenstock ist an diesem Dienstagnachmittag ungetrübt. Der Saal im Campus Hotel Hertenstein in Weggis bietet die vielleicht schönste Kulisse für eine Medienkonferenz seit Langem. Hier bereitet sich das Schweizer Nationalteam auf das Testspiel am Freitag gegen Kanada vor.
Mittendrin: Alisha Lehmann, 26. Die Bernerin, die auf Instagram über 16 Millionen Follower hat, äussert sich erstmals über ihren Transfer nach Como, wo sie das Aushängeschild des ersten Multi-Club-Geflechts im Frauenfussball ist. Zudem spricht sie über den Hype um ihre Person und ihre Rolle in der Schweizer Nati.
Alisha Lehmann über …
… ihr neues Leben in Como:
«Ich fühle mich in Como am wohlsten von allen Orten, an denen ich bisher gespielt habe. Jeden Morgen aufzuwachen und diesen schönen Ausblick zu haben, macht mich einfach glücklich. Ich wohne direkt am See. Como ist ein besonderer Ort, sehr ruhig. Man trifft zwar immer wieder Prominente, aber die Leute haben unglaublich viel Respekt vor einem, und das macht das Leben sehr angenehm. Im Moment ist Como für mich der perfekte Ort zum Leben: sportlich und privat.»
In Como wohnt Alisha Lehmann direkt am See.
… den Wechsel von Juventus zu Como Women:
«Der Hauptgrund für den Wechsel war, dass ich wieder regelmässig spielen wollte. Jetzt bin ich jedes Wochenende Startspielerin, und das gibt mir sehr viel. Natürlich ist Como Women auch ein enorm spannendes Projekt im Frauenfussball. Der Klub hat grosse Pläne, will ein echtes Vorzeigeprojekt werden. Teil davon zu sein, finde ich sehr cool. Das Trainingsgelände in Como ist natürlich nicht auf dem gleichen Niveau wie bei Juventus, und wenn man es mit England vergleicht, ist es noch weiter weg. Aber wir sind auf einem guten Weg. Der Klub wächst, das Budget wird grösser, und ich bin überzeugt, dass Como in den nächsten Jahren noch professioneller wird. Mir gefällt, dass alles im Aufbau ist. Man spürt, dass sich etwas bewegt.»
… den Hype um ihre Person:
«Ich bin eigentlich ein ruhiger Mensch. Wenn ich trainiere oder spiele, bin ich so fokussiert, dass ich gar nicht mitbekomme, was rundherum passiert. Natürlich ist es schön, wenn junge Mädchen oder Jungs zu mir aufschauen. Das geniesse ich schon sehr. Aber die Aufmerksamkeit hat natürlich auch Schattenseiten. Ich bin jetzt schon eine Weile in der Öffentlichkeit und habe gelernt, damit umzugehen. In Como ist es hundertmal entspannter als in Turin, wo jeder Juve-Fan ist. Hier kann ich mich bewegen, ohne dass mich jeder anspricht. Das ist mir viel wert. Und sonst habe ich ein schönes zuhause. Ich muss gar nicht viel unter Leute (lacht).»
Bei Como ist Alisha Lehmann Stammspielerin.Bild: www.imago-images.de
… die Heim-EM:
«Wenn ich auf die Europameisterschaft im eigenen Land zurückschaue, dann bin ich einfach dankbar, dass ich dabei war. Wir haben so viele Emotionen erlebt – auf und neben dem Platz. Als Team sind wir richtig zusammengewachsen, hatten Freude am Training, haben zusammen gelacht. Wir haben danach in unseren Gruppenchats immer wieder geschrieben, dass wir uns vermissen. Es war wirklich eine sehr schöne Zeit. Ich habe selber nicht so viel gespielt. Aber ich habe meine eigenen Emotionen hinten angestellt und mich auf das Team fokussiert. Das Niveau in der Nati steigt jedes Jahr. Wir haben viele junge, talentierte Spielerinnen, und das macht uns alle besser.»
… ihre Rolle als Motivatorin im Nationalteam:
«Ich habe mir noch gar keine Gedanken gemacht, ob ich das weiterhin mache oder nicht. Klar ist: Ich motiviere das Team gerne, versuche, die richtigen Worte im richtigen Moment zu finden. Ich bin jetzt auch schon eine Weile im Profifussball und habe schon viele Ansprachen gehört, die ich auch in meine Motivationsreden einfliessen lasse. Wenn ich diese Rolle behalten darf, mache ich das mit Freude. Ich bin eine offene Person und achte darauf, dass es im Nationalteam allen gut geht.»
Alisha Lehmann machte ihre Nati-Kolleginnen vor den EM-Spielen jeweils heiss.Bild: keystone
… eine Zukunft in der Modebranche:
«Ich liebe Fashion. Als wir mit Como an der ‹Milano Fashion Week› waren, war das ein cooles Erlebnis. Es ist spannend, wenn Fussball und Mode zusammenkommen. Ich würde nie Nein sagen, wenn sich irgendwann etwas in diese Richtung ergibt. Im Moment denke ich aber noch nicht konkret darüber nach. Jetzt bin ich Fussballerin und will das Beste aus dieser Zeit herausholen.»
Mit ihrem neuen Klub war Lehmann an der Fashion Week in Mailand vertreten.
… den Weg an die WM in Brasilien:
«Natürlich ist Brasilien noch weit weg, aber ich hoffe, dass wir uns für die nächste WM qualifizieren können. Brasilien ist ein wunderschönes Land, ich war schon ein paar Mal dort. Trotzdem müssen wir uns jetzt auf die Gegenwart konzentrieren und auf die Spiele, die anstehen. Wir wollen uns Schritt für Schritt weiterentwickeln. Wenn wir das tun, kommt alles andere von selbst.»
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