Bitterer geht es kaum! Einen Monat vor der WM in Russland riss bei Laurent Koscielny ohne gegnerische Einwirkung die Achillessehne. Der Innenverteidiger, der in der Qualifikation als einer der wenigen in der «Equipe tricolore» einen Stammplatz hatte, verpasste die Endrunde und somit auch den zweiten WM-Titel Frankreichs.
Drei Monate nach dem grossen Triumph der Kollegen ist für Koscielny das Kapitel «Les Bleus» abgeschlossen, der Teamkollege von Granit Xhaka bei Arsenal ist gestern endgültig aus der französischen Nationalmannschaft zurückgetreten. In einem bewegenden Interview auf Canal+ erklärte der 33-Jährige seine Beweggründe.
«Mit ‹Les Bleus› ist es vorbei. Viele Menschen, von denen ich dachte, sie stünden mir nahe, haben mich enttäuscht, nicht nur der Trainer», kritisierte der Routinier. Deschamps habe ihm zwar am 10. September zum Geburtstag eine Nachricht geschickt, sich ansonsten während der langen Verletzungspause aber kaum gemeldet, so Koscielny, der seine ganze Gefühlswelt offenbarte.
Merci à tous pour vos messages 😊👋🏼 See you soon Lolo 👀
— Koscielny (@6_LKOSCIELNY) 14. Oktober 2018
Im Interview gestand er, dass der Titelgewinn seiner Teamkollegen ihn «psychologisch viel härter getroffen» habe als die Verletzung selbst. «Während der ganzen WM hatte ich ein komisches Gefühl. Ich war glücklich für sie, aber auch verärgert, weil ich mich nicht wie die anderen 60 Millionen Franzosen als Weltmeister fühlen konnte. Ich wollte einerseits, dass sie gewinnen, aber irgendwie auch, dass sie verlieren», so der Abwehrchef unter Tränen.
Die WM bleibe deshalb eine «dunkle Zeit» in seiner Karriere. «Die Verletzung war nur schwer zu akzeptieren, das Ergebnis war nach dem gewonnenen WM-Titel noch schlimmer», so Koscielny, der mit entwaffnender Ehrlichkeit hinzufügte: «Ich habe eben auch eine egoistische Seite.» Für ihn hätte die WM sein letztes grosses Turnier werden sollen, nur zu gern wäre er auf dem Höhepunkt als Weltmeister zurückgetreten. Doch zurück bleibt nur Verbitterung.
Koscielny will sich nun ganz auf seine Klubkarriere konzentrieren. Ende August stieg der Arsenal-Captain wieder mit den Kollegen ins Mannschaftstraining ein, noch in diesem Jahr will er sein Comeback geben. (pre)