Gegen den Iran war Marokko im ersten Gruppenspiel drückend überlegen – und verlor. Ein Eigentor in der 95. Minute besiegelte das Schicksal der «Löwen vom Atlas».
Gegen die Portugiesen spielte Marokko wieder stark – und verlor. Wie schon bei den letzten fünf WM-Niederlagen gegen den Iran 2018, Brasilien 1998, Holland, Saudi-Arabien und Belgien 1994 gaben die Nordafrikaner mehr Torschüsse ab als der Gegner. Doch am Ende reichte es wieder nicht.
Tolle 3 Spiele von #Marokko. Da ist Fahrradkorso Pflicht. #ESPMAR #WM2018 pic.twitter.com/2TqyW8j68M
— Abdelkarim 🐤 (@AbdelkarimsLP) 25. Juni 2018
Das letzte Gruppenspiel verlor Marokko nicht. Doch das 2:2 gegen Spanien fühlte sich trotzdem an wie eine Niederlage. Das Team von Hervé Renard zeigte bedingungslosen Offensiv-Fussball, ging zweimal in Führung und kassierte in der 92. Minute doch noch den Ausgleich.
Besonders bitter: Vor dem Eckball, der zum 2:2 führte, zeigte Schiedsrichter Irmatow in Richtung jener Eckfahne, von der er die Standardsituation gerne ausgeführt gehabt hätte. Die Spanier wählten allerdings die andere Seite, ohne dass Irmatow oder der Videoschiedsrichter eingeschritten wären – was die Marokkaner ziemlich auf die Palme brachte.
Ausgeschieden waren die Marokkaner aber bereits nach dem zweiten Gruppenspiel. Trotzdem haben sie das Publikum in Russland mehr begeistert als so mancher Achtelfinalist. Weil sie bedingungslos nach vorne spielten und sich nicht wie viele andere Aussenseiter nur aufs Mauern konzentrierten.
Es war erfrischend Achraf Hakimi, Aziz Bouhaddouz, Younes Belhanda, Hakim Ziyech und wie sie alle heissen bei der Arbeit zuzusehen, besonders aufgefallen ist in Russland aber Nordin Amrabat. Der 31-jährige Rechtsaussen von CD Leganes überzeugte mit unbändigem Einsatzwillen und spielte seine Gegner reihenweise schwindlig. Die Verteidiger Jordi Alba vom FC Barcelona und Raphael Guerreiro von Borussia Dortmund konnten einem phasenweise fast ein wenig leid tun.
Schon vor 20 Jahren begeisterten die Marokkaner die Fussball-Welt mit ihrem fantasievollen Kombinationsspiel – und schieden trotzdem aus. Bei der WM 1998 in Frankreich wurden Superstar Mustapha Hadji und seine Kollegen mit «Olé»-Rufen gefeiert, Torhüter Driss Benzekiri mit mehreren Patzern und ein Sensationssieg von Norwegen gegen Brasilien zerstörten aber den Traum von der zweiten Achtelfinal-Teilnahme nach 1986.
Auch dieses Mal hat's wieder nicht gereicht, dennoch können die «Löwen vom Atlas» ohne Wehmut die Heimreise antreten. «Wir haben Marokko bei dieser WM gut vertreten», wusste auch Trainer Renard nach dem letzten Gruppenspiel. «Wir können stolz auf unser Turnier zurückblicken, es war magisch. Uns fehlte etwas die Erfahrung, um diese Gruppe zu überstehen. Aber wir haben gezeigt, dass wir mit zwei der besten Teams der Welt mithalten können.»
2022 werden die Marokkaner den nächsten Anlauf nehmen, endlich wieder in eine WM-K.o.-Runde zu kommen. Dafür müssen sie sich aber erst qualifizieren. Wenn sie so spielen wie in Russland, dürfte das allerdings das kleinste Problem werden.