Zwei Klubs weiter, einer draussen. Diese Schweizer Bilanz der Europacup-Woche ist grundsätzlich erfreulich. Dass es aber den FC Basel traf, für den der europäische Auftritt gleich bei erster Gelegenheit endete, überrascht. Servette setzte sich dramatisch gegen Genk durch und der FC Luzern sorgte im Europacup – man ist geneigt zu sagen: ausnahmsweise – für positive Nachrichten, weil er sich gegen Djurgarden durchsetzte.
Das Ausscheiden des FC Basel gegen Tobol Kostanay zählt zu den peinlichsten Outs Schweizer Klubs im Europacup. Unser Ranking mit Spielen in diesem Jahrtausend:
2008, UEFA-Cup, 2. Runde Qualifikation
Die Grasshoppers sind schon nach dem Hinspiel ausgeschieden. Denn in Polen gehen sie 0:6 unter. «Unser Gegner hat uns in beiden Halbzeiten dominiert und auch in dieser Höhe verdient gewonnen. Unsere junge Mannschaft ist international noch nicht reif», stellt GC-Trainer Hanspeter Latour fest. Er weiss: «Im Rückspiel wird es für uns nur noch um die Ehre gehen.»
Dieses Rückspiel findet wegen des Leichtathletik-Meetings nicht im Letzigrund statt, sondern im Exil in St.Gallen – und weil Lech Posen sich vorwiegend auf die Defensive konzentrierte, schaut für die Hoppers immerhin ein 0:0 heraus.
2015, Europa League, 3. Runde Qualifikation
«Wir haben absolut nichts mehr zu verlieren», sagt FCZ-Trainer Urs Meier nach dem Hinspiel. Der FC Zürich hat es zuhause vor bloss 3600 Fans mit 0:1 verloren. Meier verliert drei Tage später auch das Stadtderby und damit seinen Job, im Rückspiel beim belarussischen Vizemeister steht interimistisch Massimo Rizzo an der Seite.
Der FCZ geht auswärts früh in Führung und hält diese, so dass es zur Verlängerung kommt – und in der 118. Minute mit dem 1:1 der Minsker zum Zürcher Ausscheiden. Es ist der Start in eine Saison zum Vergessen, die im ersten Abstieg nach 28 Jahren gipfelt.
2003, UEFA Cup, Qualifikation
Myllykosken Pallo -47 heisst der Klub mit vollem Namen, er kommt aus Kouvola, einer Stadt im Südosten Finnlands, und ist nicht gerade der Inbegriff der grossen Fussballwelt. Die Young Boys verlieren im hohen Norden das Hinspiel mit 2:3 und dürfen also im Rückspiel noch hoffen.
Aber in Basel (das Wankdorf-Stadion wird gerade umgebaut) bringt YB nicht mehr als ein 2:2 zustande. «Kläglich» sei der Auftritt gewesen, urteilt die NZZ, und weiter: «Die Berner blamierten sich vor allem mit einer zweiten Spielhälfte, die aus ihrer Optik jeder Beschreibung spottet.»
2023, Conference League, 2. Runde Qualifikation
Wenige Monate vorher darf der FCB noch vom Final in der Conference League träumen, nachdem er das Halbfinal-Hinspiel bei der Fiorentina 2:1 gewonnen hat. Zuhause verliert er dann 1:3 nach Verlängerung. Die Sehnsucht ist gross, erneut europäische Sternstunden zu erleben – und die Klubführung rechnet mit den Einnahmen. Doch gleich bei erster Gelegenheit scheidet Basel als haushoher Favorit aus. Tobol Kostanay aus Kasachstan siegt in Basel 3:1 und verteidigt den Vorsprung bei der 1:2-Heimniederlage.
2014, Europa League, 2. Runde Qualifikation
Gegen den schottischen Cupsieger steigt Luzern voller Zuversicht ins Duell. Zuhause ist der FCL klar besser und müsste mit zwei, drei Toren Unterschied gewinnen, doch es reicht, auch wegen zwei Treffern der Torumrandung, bloss zu einem 1:1.
Auch im Rückspiel in Schottland dominiert Luzern, Marco Schneuwly kann St.Johnstones Führung (ein schmeichelhafter Penalty) ausgleichen. Es kommt zur Verlängerung und schliesslich zum Penaltyschiessen, wo ausgerechnet Schneuwly mit seinem Fehlschuss zur tragischen Figur wird. So bleibt den rund 500 mitgereisten FCL-Fans nichts als Frust über die Niederlage – und Erinnerungen an einen trotz allem denkwürdigen Europacup-Ausflug.
2007, UI-Cup, 2. Runde
Aus Moldawien kehrt der FCSG mit einem 1:0-Sieg im Gepäck zurück. Die Weichen fürs Weiterkommen und damit eine lukrative Begegnung mit dem Hamburger SV sind gestellt. Doch es kommt anders. Bloss knapp 2000 Zuschauer sind fürs Rückspiel gegen Dacia im Espenmoos, es sind Sommerferien. Und die, die im Stadion sind, bereuen es. «Das Auslassen von Torchancen war eine ihrer grössten Stärken», schrieb das «St.Galler Tagblatt» über die Grün-Weissen und vermisste in deren Spiel Inspiration und Leidenschaft. Chisinau, wegen Anreiseproblemen erst am Spieltag in der Schweiz angekommen, gewinnt 1:0 und im fälligen Penaltyschiessen verschiessen gleich drei St.Galler (zweimal Latte, einmal daneben), während alle Gegner treffen.
Die Super League beginnt dann mit fünf Niederlagen, Trainer Rolf Fringer wird im Herbst gefeuert und unter Interimstrainer René Weiler fliegt der FCSG zuhause gegen Gossau aus dem Cup. Krassimir Balakow übernimmt, stellt sich als miserabler Coach heraus, und eine Saison, die mit der Blamage gegen Dacia Chisinau begonnen hat, endet im Desaster: Im letzten Spiel überhaupt im Espenmoos steigt der FC St.Gallen in der Barrage gegen Bellinzona ab.
2017, Europa League, 3. Runde Qualifikation
Sudoku? Wie heissen die?! Der Gegner des FC Sion ist ein absoluter Nobody, die Nummer 399 der UEFA-Klubrangliste, ein unbekannter Klub aus Litauen. Oder wie der «Blick» nach der 0:3-Niederlage der Walliser im Hinspiel schreibt: «Litaua!» Sion schläft noch, als es nach neun Minuten schon 0:2 heisst, und es bringt auch in der Folge kaum ein Bein vors andere. Selbst Christian Constantin verschlägt es für einmal die Sprache: «Sie haben es selbst gesehen, ich weiss nicht, was sagen, ich werde auch nichts sagen», sagt der sonst nie um Worte verlegene Klubpräsident dem mitgereisten Reporter des «Walliser Boten».
Das Rückspiel steigt nicht im Tourbillon, sondern in Genf, lediglich 410 Menschen wollen dabei sein. Als Sion irgendwann nach der Pause das 1:0 gelingt, wirft es alles nach vorne und kassiert zehn Minuten vor dem Ende den 1:1-Ausgleich, der jede Hoffnung auf ein Wunder erstickt. Das grösste Wunder ist, dass CC trotz der Blamage an seinem Trainer festhält. Paolo Tramezzani wird erst zweieinhalb Monate später entlassen.