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Platini über Suspendierung: «Ich will den Fussball in die Festung bringen, aber man schüttet mir kochendes Öl auf den Kopf»

Platini über Suspendierung: «Ich will den Fussball in die Festung bringen, aber man schüttet mir kochendes Öl auf den Kopf»

29.10.2015, 10:1429.10.2015, 10:22
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Bild: EPA/KEYSTONE FILE

Obwohl Michel Platini wegen einer Suspendierung nicht offiziell für das Amt des FIFA-Präsidenten kandidieren kann, sieht er sich als Favoriten. Im Interview mit dem Tages-Anzeiger gibt sich der 60-jährige Franzose kämpferisch: «Ich werde durch alle sportlichen und zivilen Gerichtsinstanzen gehen, um mich zu verteidigen.»

«Obwohl ich keinen Wahlkampf führen kann, fühle ich mich als vollwertiger Kandidat», sagt Platini. Er habe den Eindruck, man wolle ihn an einer Kandidatur hindern. Wie ein Ritter aus dem Mittelalter stehe er vor einer Festung: «Ich versuche, in sie hineinzukommen, um den Fussball hineinzubringen, stattdessen schüttet man mir aber kochendes Öl auf den Kopf.»

«Ich fühle mich als vollwertiger Kandidat.»

Platini war von der FIFA-Ethikkommission provisorisch für 90 Tage suspendiert worden. Es wird eine umstrittene Zahlung über zwei Millionen Franken untersucht, die er von der FIFA erhalten hat. Platini betont einmal mehr, es sei alles mit rechten Dingen zugegangen. Beim Geld handle es sich um den Gegenwert für vier Jahre Arbeit als Berater von Sepp Blatter.

«Ich habe dem Wort des FIFA-Präsidenten vertraut und wusste, dass er mich eines Tages bezahlen würde», sagt Platini zum «Tages-Anzeiger». Der Franzose hat das Geld erst neun Jahre nach Beendigung seines Arbeitsverhältnisses eingefordert. Ob ihm Blatter eine Falle gestellt habe? «Ich will nicht an eine Komplott-Theorie glauben», antwortet Platini knapp.

Die Stimmung zwischen den einstigen Verbündeten Blatter und Platini erreicht einen neuen Tiefpunkt.
Die Stimmung zwischen den einstigen Verbündeten Blatter und Platini erreicht einen neuen Tiefpunkt.
Bild: AP/KEYSTONE

Zu seinem zerrütteten Verhältnis mit dem suspendierte FIFA-Präsident sagt der Franzose: «Die FIFA und die Uefa sind natürlicherweise Antagonisten. Früher oder später kommt es zwangsläufig zu Reibungen, Spannungen und einer Rivalität.»

Blatter schiesst unterdessen weiter gegen seinen ehemaligen Verbündeten. Der russischen Agentur Tass hat er erzählt, Platini würde hinter den Skandalen um den Weltfussballverband stecken. «Von Anfang an war ich das Ziel der Attacken. Arrangiert hat das alles Michel Platini. Es ist etwas Persönliches», so Blatter.

«Die FIFA braucht eine Polizei, nicht eine Ethikkommission.»

Über die Kandidatur des Wallisers Gianni Infantino freut sich Michel Platini: «Ich kenne die Qualitäten von Gianni. Wir haben seit neun Jahren Hand in Hand gearbeitet.» Am Tag, an dem er reingewaschen werde, werde er sich mit dem Uefa-Generalsekretär Zusammensetzen und die Situation neu besprechen. «Wir werden die beste Lösung für den Fussball wählen.»

Erhält ein gutes Zeugnis von Platini: Der Schweizer Kandidat Gianni Infantino.
Erhält ein gutes Zeugnis von Platini: Der Schweizer Kandidat Gianni Infantino.
Bild: RUBEN SPRICH/REUTERS

Zu der Ethikkommission der FIFA sagt der Franzose: «Verfügt die FIFA über die Mittel, um alle diese Verfahren durchzuführen? Ich selber war immer dafür, eine Polizei einzuführen, um die Verfehlungen im Sport zu kontrollieren und zu untersuchen. Eine Polizei, nicht eine Ethikkommission.»

Auch zu seinem Votum für Katar 2022 nimmt Platini Stellung. «Die Kandidatur von Katar brachte eine Einzigartigkeit und eine Öffnung in die Welt, die ich von Anfang an als wunderbar empfand», so Platini. «Die arabische Welt hat noch nie eine WM organisiert. Für die Entwicklung des Fussballs war es wichtig, ihr diese Chance zu geben.»

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Das sind die Kandidaten für die Blatter-Nachfolge

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Das sind die Kandidaten für die Blatter-Nachfolge 2016
Gianni Infantino (Schweiz), seit 2009 UEFA-Generalsekretär.
quelle: epa/keystone / jean-christophe bott
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