Zum vierten Mal hintereinander steht die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft an einer WM-Endrunde. Das ist sensationell. Doch dieser Fakt zeigt eigentlich nur eines auf: Wir sind schon lange kein Fussballzwerg mehr.
Jetzt mal ehrlich: Hat vor der WM-Qualifikation wirklich jemand gedacht, dass die Schweiz nicht an die WM fahren würde? Ungarn, Lettland, Färöer, Andorra und jetzt noch Nordirland sind doch keine Gegner! Die Nati ist mit ihren Qualitäten schon lange nicht mehr nur die kleine Schweiz. Und so hochgestochen es als erfolgsverwöhnter 22-jähriger Nati-Fan vielleicht tönt, muss ich sagen: Die Schweiz hat mit der Endrunden-Qualifikation ihre Pflicht erfüllt. Mehr nicht.
Bevor du motzt, ich solle mich über diese Erfolge in den letzten Jahren einfach freuen: Genau das will ich ja damit sagen. Ich bin begeistert darüber, eine derart stilsichere und starke Schweizer Nationalmannschaft zu erleben. Aber hören wir auf mit diesem ständigen schweizerischen Understatement. Natürlich ist es ein Privileg, eine derart starke Nationalmannschaft zu erleben. Doch so ist es nun eben. Und ein Ende ist nicht in Sicht.
Also stehen wir dazu, dass wir an eine WM gehören und führen uns auch so auf. Und geben wir uns nicht mehr mit so wenig zufrieden. Weltmeister will ich werden! Und nicht in einem Achtelfinal gut gespielt haben und trotzdem ausgeschieden sein. Tamisiech!
Ich bin drei Jahre alt. Nach dem Sandmännchen ist Feierabend. Frankreich ist Weltmeister? Kann man das essen?
Mit sieben Jahren hat mich die Faszination Fussball bereits gepackt. Und schnell ist mir klar: Wer im Fussball etwas erreichen will muss entweder aus Brasilien sein oder … ja, das wär's eigentlich.
Von wegen Brasilien: Die Schweiz ist ein Fussball-Land! Ein Unentschieden gegen die grossen Franzosen, ein Schweizer Fan-Aufmarsch sondergleichen gegen Togo und ein blutender Senderos gegen Südkorea. Geil, geil, geil! Wäre da nur nicht der züngelnde Streller gegen die Ukraine gewesen.
Weltmeister-Bezwinger! Alles andere war Beilage.
Souveräne Gruppenphase, gefolgt von der wohl bittersten Nati-Niederlage meines jungen Fan-Lebens. Und das gegen den späteren Vize-Weltmeister Argentinien. Die haben Messi im Kader. Und wir hätten fast gewonnen. Blöder Pfosten!
Und nun stehen wir dank der besten Gruppenphase der Verbandsgeschichte und einem absolut abgeklärten Barrage-Sieg gegen Nordirland wieder in der Endrunde einer Weltmeisterschaft. Was sich so wunderbar anhört, ist für mich irgendwie gar nicht mehr so aussergewöhnlich. Viel eher selbstverständlich.