Knackt Ditaji Kambundji den Millionen-Jackpot? Der Freund von Mujinga soll dabei helfen
Manchmal verdichtet sich das Leben in einem einzigen Augenblick. Der Schuss, der Sprint, die schnellste Zeit. Seit Montag ist Ditaji Kambundji die erste Schweizer Leichtathletik-Weltmeisterin der Geschichte. Nur gerade 12,24 Sekunden benötigte die Bernerin für die 100 Meter Hürden.
Ungläubig schlägt sie die Hände vors Gesicht, bald fliessen Tränen – bei ihr, und auf der Tribüne, wo ihre Familie mitfiebert. Schon davor war die jüngste von vier Schwestern und Tochter einer Schweizerin und eines Kongolesen eines der Gesichter der nationalen Leichtathletik.
Nun könnte sie zum ersten globalen Schweizer Superstar in diesem Sport aufsteigen.
Erfolg ist die Basis. Doch erst richtig interessant machen eine Athletin andere Attribute: Authentizität, Intelligenz, Mehrsprachigkeit, und ja, auch das Aussehen. Eigenschaften, die allesamt auch auf ihre ältere Schwester Mujinga zutreffen, die seit einem Jahrzehnt die Schweizer Leichtathletik mitprägt.
Auch die 33-Jährige verschob Grenzen. 2018 gewann sie mit Bronze bei der Hallen-WM als erste Schweizerin eine Sprintmedaille bei weltweiten Titelkämpfen, stand in drei Olympia-Finals, ist zweifache Europameisterin, zweifache Weltmeisterin in der Halle und gewann 2019 in Doha WM-Bronze über 200 Meter. Auch das war ein Meilenstein.
Schwester Mujinga als Wegbereiterin
Weltmeisterin im Freien aber wurde sie nie. Ditaji habe sich nie Grenzen gesetzt, sagt Mujinga gegenüber CH Media. «Sie hat die Türe, die ich vor einigen Jahren behutsam geöffnet habe, nun aus den Angeln gehoben.»
Auch finanziell dürfte sich Ditaji Kambundjis Goldlauf auszahlen. Für Branchenkenner ist klar: Nie zuvor hat eine Schweizer Leichtathletin so gut verdient wie Mujinga Kambundji. Nun dürfte sie auch in dieser Kategorie schon bald von ihrer jüngeren Schwester abgelöst werden.
Dafür mitverantwortlich ist ausgerechnet Mujingas Freund, der frühere Sprinter Florian Clivaz, ein Jurist. Zusammen mit Lukas Wieland, einst zweifacher Schweizer Meister im Speerwerfen und Ökonom, gründete der 30-Jährige 2018 die Agentur Elite Perfomance Management.
Internationale Topstars im Portfolio
Inzwischen vertritt EP Management fast alles, was Rang und Namen hat in der Schweizer Leichtathletik: Neben den Kambundji-Schwestern sind das Annik Kälin, Jason Joseph, Dominic Lobalu, Timothé Mumenthaler, Julien Wanders oder William Reais.
Auch international hat das Unternehmen mit Sitz im Kanton Nidwalden Fuss gefasst. So vertritt EP Management mit dem italienischen Hochspringer Gianmarco Tamberi und dem Speerwerfer Neeraj Chopra zwei Weltmeister und Olympiasieger von Tokio 2021.
Für Leichtathletinnen gibt es drei Einnahmequellen:
- Preisgelder: Für den WM-Titel erhält Kambundji umgerechnet 55'864 Franken. 2024 in Paris schüttete der Weltverband World Athletics auch erstmals Preisgeld an Olympischen Spielen aus. Für Gold gab es 50'000 Dollar. Siege bei Diamond-League-Meetings werden mit Summen von zwischen 10'000 und 50'000 Dollar (Final bei Weltklasse Zürich) vergütet. Wer einen Weltrekord aufstellt, wird mit 100'000 Dollar belohnt.
- Ausrüster: Anfang Jahr nahm die Schweizer Sportbekleidungsmarke On Ditaji Kambundji unter Vertrag. Nun sorgt sie in Tokio für die zweite Goldmedaille bei Freiluft-Weltmeisterschaften. 20 Minuten davor hatte der Neuseeländer Geordie Beamish über 3000 Meter Hindernislauf für eine Premiere gesorgt. Zahlen sind zwar keine bekannt. Branchenkenner gehen aber davon aus, dass der Vertrag mit einem tiefen sechsstelligen Betrag pro Jahr dotiert ist. Internationale Topstars wie Noah Lyles bewegen sich in anderen Sphären. Sein Vertrag mit Adidas soll ihm zwei Millionen Dollar pro Jahr einbringen. Puma soll Mondo Duplantis eine Million Dollar pro Jahr überweisen.
- Sponsoring: Athleten wie Duplantis und Lyles zählen Weltmarken wie Red Bull, Omega oder Visa zu ihren Sponsoren. Ihr Vermögen beläuft sich nach Schätzungen inzwischen auf tiefe zweistellige Millionenbeträge. Hier kann Kambundji (noch) nicht mithalten. Zwar zählt sie zwölf Partner aus verschiedenen Branchen, darunter Uhren, Mineralwasser, Haarpflege oder Nähmaschinen, aber kaum einen Weltkonzern – mit Ausnahme der Grossbank UBS, die die gesamte Schweizer Leichtathletik unterstützt.
Mondo Duplantis oder Usain Bolt mögen Ausnahmeerscheinungen sein. Doch die Beispiele des Schweden (mit amerikanischen Wurzeln) und des Jamaikaners zeigen: Ein globaler Superstar der Leichtathletik muss nicht zwingend aus einem grossen Heimmarkt wie den USA kommen.
12,24 Sekunden dauerte der Lauf für die Ewigkeit. Ob aus Gold der Millionen-Jackpot wird, entscheidet sich aber erst am Verhandlungstisch. Die Türe steht weit offen – aufgestossen von Schwester Mujinga.