Sag das doch deinen Freunden!
Blatter habe viel für das Image der Schweiz getan, verteidigte Bundesrat Ueli Maurer den entthronten FIFA-Präsidenten auf dem Höhepunkt des Skandals. Das stimmt, doch leider nicht ganz so, wie es der damalige Verteidigungs- und heutige Finanzminister gemeint hat.
Sepp Blatter ist zum Inbegriff des Bösen geworden, zum Sinnbild von Korruption und schleimigen Geschäften schlechthin. Selbst hierzulande hat er – ausser im Wallis – kaum mehr Freunde, und wenn, dann oft die falschen, wie beispielsweise Roger Köppel. Und es hilft seinem Ruf auch nicht wirklich, wenn er im Ausland von Figuren wie Wladimir Putin oder Silvio Berlusconi gelobt wird.
Im Blatter-Bashing ist aber auch viel Heuchelei und Scheinheiligkeit im Spiel. Fussball war stets ein ganz besonderes Geschäft. Früher waren es reiche Patrons – in der Regel Baulöwen –, die Fussballclubs eigenmächtig führten und deren Buchhaltung noch undurchsichtiger waren als die der eigenen Unternehmen.
Heute ist Fussball Big Business geworden und es gibt mittlerweile Heerscharen von betriebswirtschaftlich geschulten Managern, die eigentlich für eine saubere Buchhaltung sorgen sollten. Nützen tut es wenig. Fussball ist meilenweit davon entfernt, ein sauberes Geschäft zu sein – und es ist fraglich, ob es dies je sein wird. Daran ändern auch gut gemeinte Vorschläge wenig.
Vergessen wir nicht: Rund um den Globus stehen die Präsidenten von führenden Clubs mit einem, im Fall von Bayern München gar mit beiden Beinen im Gefängnis. Sie werden angeklagt, die Steuerbehörde hintergangen oder junge Spieler gegen gültige Bestimmungen engagiert zu haben, etc. Kurz: Das Fussballgeschäft ist nach wie vor ein Bordell. Zu erwarten, dass es von einer Nonne geführt wird, ist – milde ausgedrückt – naiv.
Ohne Zweifel: Sepp Blatter ist ein zur Eitelkeit neigender Mensch, der sich gerne im Licht der Macht sonnt. Doch er ist mit grösster Wahrscheinlichkeit nicht korrupt. Peter Nobel, einer der führenden Juristen in diesem Land, hat ihn in der «Weltwoche» einst treffend und wie folgt beschrieben:
«Er ist ein ganz schlauer, ein bauernschlauer, vielleicht sogar kurialer, vatikanischer, sicher von einem göttlichen Hauch angetriebener Gestalter der Fussballwelt. Das grösste Missverständnis über ihn ist, dass er korrupt sei, dass er Geld nehme. Das wurde in einwandfreien Strafverfahren doch mehrfach zweifelsfrei widerlegt. Das würde er nur schon deshalb nie tun, weil er viel zu schlau ist.»
Einwandfrei belegt ist auch, dass Blatter viel für den Fussball geleistet hat. Er hat die FIFA von einem KMU zu einem Weltkonzern umgebaut, und er hat vor allem Afrika und Asien zu vollwertigen Mitgliedern der Fussball-Weltgemeinde gemacht. Das hat ihm den ewigen Zorn der Engländer und der Deutschen eingetragen hat, die meinen, einen privilegierten Anspruch auf «ihren» Sport zu haben.
Unbestreitbar hat Blatter auch Fehler gemacht. Er hat auch ein System zur eigenen Machterhaltung entwickelt und hat deshalb seinen Abgang verpasst. Das sieht er mittlerweile gar selbst ein. Schliesslich ist auch offensichtlich, dass die eine umfassende Reorganisation braucht. Doch man sollte den Ball flach halten und nicht allzu viel erwarten. Aus einem Puff wird nicht so schnell ein Kloster. Deshalb sollte man Sepp Blatter nun einen würdigen Ruhestand gönnen.
PS.: Der Autor ist Mitglied des Guschti-Cups, eines regelmässig von der FIFA organisierten Plauschturniers.