Als der Bund den Tabakmultis wie in der EU vorschrieb, die Schockbilder von schwarzen Lungen, Mundhöhlenkrebs und ähnlichen Raucherkrankheiten auf die Zigarettenpackungen zu drucken, reichte ein bekannter Zürcher Werber alternative Motive ein.
Statt die Leute mit negativem Grusel abzustossen und ein Bevormundungsgefühl auszulösen, sollten seine Aufdrucke die Raucher daran erinnern, was sie sich alles leisten und tun könnten, würden sie weniger Zigaretten kaufen. Ersparen meinte der Werber dabei nicht in erster Linie im gesundheitlichen, sondern tatsächlich im finanziellen Sinne: «1000 solche Packungen geben schöne Ferien für zwei», stand da. Darüber ein Bild einer Südseeinsel mit Palmen, Hängematte und weissem Sandstrand. Ein anderes Motiv erinnerte daran, dass sich Küssen besser anfühlt, wenn man nicht raucht.
Natürlich wollte der Zürcher Werber mit diesem Prinzip der positiven Verstärkung nicht in erster Linie Leute vom Rauchen abhalten, sondern einen Mega-Kunden der Werbeindustrie vor den markenzerstörenden Gruselhinweisen bewahren.
Sieht man von der Motivation ab, dann ist der Kern seiner Idee vielleicht auch für die Tierschützer bedenkenswert, die nun verlangen, dass «authentische» Bilder der Massentierhaltung auf die Fleischpackungen gedruckt oder geklebt werden müssen, wofür der Bund als Hüter der Volksgesundheit zu sorgen habe.
Die Tierschützer versprechen sich davon natürlich, dass weniger Fleisch verkauft und damit weniger Tiere in der Maschinerie der industriellen Fleischproduktion landen. Diese Wirkung werden Schockbilder aus Schlachthöfen, Schweinemasten und Geflügelfarmen indes nicht entfalten.
Die Erfahrungen mit den Schockbildern auf den Zigarettenpackungen zeigen, dass diese wenig Einfluss auf das Kauf-, Sucht- und Rauchverhalten der Raucher gehabt haben. Im Gegenteil können diese Trotzreaktionen gegen staatliche Bevormundung im Suchtverhalten hervorrufen.
Was besser wirkt, sind frühe Tabakprävention, Rauchverbote und hohe Tabaksteuern, die die Zigaretten massiv verteuern. Nun analog dazu das Fleisch zu verbieten, in der Schule vor dessen Verzehr zu warnen oder als einzelne Lebensmittelklasse künstlich zu verteuern wird aber keine Mehrheiten finden.
Die bessere Methode, den Fleischkonsum über «authentische» Bilder zu regulieren, wäre deshalb diejenige des Zürcher Werbers, der auf die positiven Aspekte des Nichtrauchens statt die negativen des Rauchens fokussierte. Das ganze müsste allerdings auf Freiwilligkeit basieren.
Dann könnten diejenigen Fleischlieferanten, deren Tiere unter annehmbaren Bedingungen leben und geschlachtet werden, authentische Bilder aufdrucken. Diejenigen, die etwas zu verbergen haben, würden das natürlich nicht tun.
Damit würden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Einerseits wäre für die Kunden das Qualitäts- vom Quälfleisch besser zu unterscheiden, als wenn alle Fleischpackungen bebildert wären. Und andererseits würden bei den Kunden weder Abstumpfungs- noch Trotzreaktionen gegen staatliche Bevormundung im Essverhalten hervorgerufen.