«Der Rückspiegel wird zum Schminkspiegel.»bild: screenshot youtube/daven
70er-Jahre Verkehrssendung: «Achtung, Frau am Steuer!»
In einer Zeit, in der Deutschland jedes Jahr zwischen 16'000 und 17'000 Verkehrsopfer zu beklagen hat, kommt die WDR-Aufklärungssendung «Der 7. Sinn» auf. Ein Appell an die Sicherheit – und an die Frauen, die sich lieber schminken, anstatt auf den Verkehr zu achten.
«Der 7. Sinn» wird auch als die «Mutter aller Verkehrserziehungssendungen» bezeichnet. Die WDR-Produktion wurde 1966 erstmals ausgestrahlt und zog im Laufe der Jahre ein Millionenpublikum vor den Fernseher.
Nicht nur deutsche Zuschauer waren fasziniert von den spektakulären Crashs, dem Aquaplaning oder dem Einfluss von Alkohol auf den Fahrenden, die Sendung wurde auch in afrikanischen Staaten verfolgt, wo man sich die Folgen im Schnee besonders gern anschaute.
In den 1960ern stirbt in Deutschland im Durchschnitt alle halbe Stunde ein Mensch durch einen Verkehrsunfall. «Der 7. Sinn» sollte die Menschen über die Gefahren im Strassenverkehr aufklären. Die Sendung wirbt für das Anlegen des Sicherheitsgurts – lange bevor dies gesetzlich vorgeschrieben wird.
Man erzählt sich, die warnende Stimme von Egon Hoegens habe Menschenleben gerettet. Und Egon Hoegens selbst, der «Verkehrserzieher der Nation», ist restlos überzeugt davon. Der langjährige Sprecher des 7. Sinns ist heute 88 Jahre alt – und seine Frau lässt ihn nicht mehr ans Steuer.
In den 70er Jahren gerät die Sendung wegen ihrer frauenfeindlichen Kommentare in Kritik. In der Folge «Frauen am Steuer» hört man Hoegens Dinge sagen wie:
«Viele Frauen scheuen das Anlegen des Sicherheitsgurts, weil sie Angst um ihren Busen haben.»
Oder:
«Der Rückspiegel wird zum Schminkspiegel. Welche Frau kann da schon widerstehen?»
Allerdings werden auch die Männer hin und wieder abgemahnt:
«Und weil er sich im Strassenverkehr häufig von langen Haaren ablenken lässt, bumst er schon wieder auf den nächsten.»
«Der 7. Sinn – Frauen am Steuer», 1975
Die Lacher im Hintergrund stammen wohl daher, dass das Video einem moderneren Publikum vorgeführt wurde.Video: YouTube/daven
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